Freyung. Die Kreisstadt steht momentan so gut da wie lange nicht. Ein Verdienst, das vor allem die Handschrift eines Mannes trägt, der seit vier Jahren die Geschicke Freyungs lenkt: Dr. Olaf Heinrich. Im Hog’n-Interview spricht das 33-jährige Stadtoberhaupt über den ihm zufolge unvermeidbaren Abriss der Huber-Häuser, die Aufhebung der umstrittenen WOS-1-Sperre bei Grillaberg, die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem Nahwärmenetz für die Kreisstadt, die Chancen für die Wiederinstallierung eines Skateparks, die geplanten Verkehrsmaßnahmen zur Beruhigung des Zentrums, die Lages des Veicht-Hauses sowie über die Frage, ob er 2014 nochmals für das Amt des Bürgermeisters kandidieren wird – oder die Nachfolge von Landrat Ludwig Lankl antritt.
Die Homburger Kante am Kirchplatz ist immer noch ganz. Wann wird sie gefräst? Gibt es schon einen Termin?
Die Maßnahme sollte nicht vor dem Volksfestaufzug durchgeführt werden; es folgte nun die Hauptabrisszeit bei den Huber-Häusern; es wurde von uns so koordiniert, dass nicht alles gleichzeitig stattfindet. Wir werden die Homburger Kante kurzfristig so eintakten, dass es nicht kollidiert mit den anderen Baumaßnahmen am Stadtplatz. Wir wollten die Maßnahme schon deutlich früher umsetzen, nur hat es am Kirchplatz Verzögerungen gegeben. Es bringt nichts, dies in einer Zeit durchzuführen, in der viele Lkw den Schutt abfahren, der beim Abriss der Huber-Häuser entstanden ist – weil dann der Verkehr zusammenbricht.
Wann ist denn ein Ende der Kirchplatz-Baumaßnahme in Sicht?
Es wird jetzt wieder intensivst gearbeitet. Das Humusieren und die großen Pflasterarbeiten sind letzte Woche fertiggestellt worden. Noch nicht fertig ist der kleine Kirchplatz zwischen Mesner-Haus und Veicht-Haus. Der wird jetzt nach dem Bürgerfest angegangen und in absehbarer Zeit fertiggestellt. Das vollenden nun die Firmen Paulik und Haller, nachdem es mit der alten Baufirma, wie gesagt, zu Verzögerungen gekommen ist.
Huber-Häuser: „Wehmut ja, aber es gab keine Alternative zum Abriss“
Stichwort Huber-Häuser: Ist das Projekt im Zeitplan?
Laut den Informationen der Investoren: ja.
Viele Freyunger trauern den Huber-Häusern nach, die ja das Stadtbild über viele Jahrzehnte hinweg geprägt haben – aus nostalgischen Gründen. Wie ist es bei Ihnen?
Natürlich schwingt auf der einen Seite eine gewisse Wehmut mit. Auf der anderen Seite weiß ich seit Jahren um den baulichen Zustand der Häuser – und weiß auch, dass es keine Alternative zum Abriss gegeben hat. Die Häuser wirtschaftlich zu sanieren, das hätte niemand gemacht. Insbesondere beim Stadtplatz-Haus 8 war es jedes Jahr ein Lotteriespiel, ob es überhaupt durch den Winter kommt – nicht nur energetisch, sondern auch statisch. Ich bin jedoch sehr optimistisch, dass die neuen Bauten von der Bevölkerung angenommen werden. Wir haben über zwei Jahre hinweg bei geschätzten 15 Terminen mit der Regierung, dem Landesdenkmalamt sowie den Architekten der Städtebauförderung um eine bauliche Lösung gerungen, die auch ins Stadtbild passt. Es geht nicht darum etwas Modernes hinzubauen, das in 20 Jahren niemandem mehr gefällt, sondern etwas, das über Jahrzehnte hin angenommen wird.
WOS-1-Sperre/Wagner-Bauer: „Dinge hätten sinnvoller laufen können“
WOS-1-Sperre: Hat sich die Lage bei den Geschäften aufgrund der Aufhebung der Sperre nun entspannt? Gibt es Rückmeldungen?
Ich habe von einigen Geschäftsleuten eine Entspannung mitbekommen, jedoch keine Erlösung. Die Situation ist offensichtlich nach wie vor behindernd – aber auf jeden Fall deutlich verbessert. Ich muss sagen, dass ich es sehr nachvollziehen kann, dass die Geschäftsleute keine Bilanzen offen legen und den nachfragenden Privatpersonen keine Zahlen präsentiert haben. Wer lässt sich da schon in die Bücher schauen? Darauf hat niemand ein Recht. Fakt ist, dass sich bei mir eine Vielzahl von Geschäftsleuten gemeldet hat, die mir gegenüber die Umsatzeinbußen zum Teil belegt haben. Ich konnte mir einen Zusammenhang hier nämlich auch nur bedingt vorstellen … Ich habe immer gedacht: Das geschäftliche Haupteinzugsgebiet Freyungs ist der Norden. Aber offensichtlich ist es so, dass auch aus Waldkirchen erheblich viele Kunden verloren gegangen sind. Ein Geschäftsmann hat Tagesumsätze von 1000 Euro verloren. Er hat mir berichtet, dass die Bereiche Wotzmannsreut, Karlsbach, Klein- und Großwiesen aufgrund der Sperre komplett weggefallen seien. Ein weiterer hat gesagt, er habe 450 registrierte Stammkunden aus Waldkirchen verloren. Und was noch dazu kommt und nicht zu unterschätzen ist: Diejenigen Kunden aus dem nördlichen Bereich, die vielleicht in Freyung einkaufen und dann noch zum Garhammer nach Waldkirchen fahren, sind größtenteils auf der B12 geblieben und an Freyung komplett vorbeigefahren. Also man hat auch Kunden aus dem Norden verloren. Und wie gesagt: Ich hätte das ebenso wenig erwartet, aber die Einbrüche waren substanziell.