Hauzenberg. Schon mal was von „Calipo Island“ gehört? Nein? Ihr wart bestimmt schon mal da. Jeder war da schon mal – behaupten zumindest die fünf Jungs von „His Name is Sandusky“ aus Hauzenberg. „Calipo Island ist ein Ort in deinem Kopf, ein magischer Moment, ein Gefühl der Leichtigkeit“, beschreibt Gitarrist Christoph Probst (28) die Idee zum Titel ihres ersten Albums. Ein Ort, der für Festivalstimmung und ausgelassenes Feiern steht. So einer Art Burning-Man-Festival für jedermann.
Und deshalb spielen bei der im Juli 2010 gegründeten Truppe gute Laune, Lockerheit und ein Sich-nicht-allzu-ernst-nehmen eine wichtige Rolle. Sympathisch, offen und ehrlich kommen sie rüber. Und das nicht nur neben, sondern vor allem auch auf der Bühne, wie sie bei ihrem ersten großen Gig als Freitags-Einheizer und Eröffnungs-Akt beim diesjährigen Pfingst-Open-Air vor gut 6000 Zuhörern eindrucksvoll bewiesen haben. Eine dreiviertel Stunde „Calipo Island“ pur.
Cover-Songs wurden langweilig – da musste was Eigenes her
Als „Under-Garage-Band“ bezeichnen sie sich selbst, die fünf „Sanduskies“. Ganz einfach darum, weil sich ihr Proberaum unter einer Garage in Hauzenberg befindet, in einem Party- und Bierkeller. Trotz ihrer noch jungen Band-Historie haben sie schon ihre Erfahrungen im Musikgeschäft gesammelt: etwa beim Rock-gegen-Rechts-Festival mit Heavy Ride aus Grafenau, beim österreichischen Wurmfestival oder auf einer kleinen Drei-Auftritte-Tour mit Nightrain aus Schönberg. „Und beim Somkey-Joe-Band-Contest haben wir einmal von drei Bands den dritten Platz erreicht“, erzählt Schlagzeuger und Spaßvogel Joey Kinadeter.
Angefangen haben sie mit Cover-Songs, doch schnell stand fest: Um sich abzuheben und ihrem inneren Drang nach Kreativität gerecht zu werden, muss etwas Eigenes her. Selber komponierte Songs, kein Abklatsch von irgendwas Dagewesenem. „Wir schreiben ständig was Neues“, sagt Joey, „und das nicht nur einer, sondern alle fünf.“ Inspirieren lassen sie sich dabei von unterschiedlichen Musikrichtungen und –einflüssen. Bands wie Oasis, Foo Fighters, aber auch Nirvana, Metallica oder die Beatles zählen dazu. Richtige Vorbilder hingegen haben die Hauzenberger nicht. Sie sind halt wie sie sind, konzentrieren sich auf sich selbst. Genretechnisch gesehen könnte man sie in die Alternative-Rock-Schublade stecken – wenn man unbedingt möchte.
„Sind zwar noch keine Väter, aber das Album ist unser Baby“
Ach ja! Die wichtigste Frage wurde ja noch gar nicht geklärt: Wie kommt man überhaupt auf so einen ungewöhnlichen Bandnamen: His Name is Sandusky? Wer soll denn dieser Sandusky bitteschön sein? Doch genau darin liegt der Gag begraben: In der Actionkomödie „Tropic Thunder“ (2008) mit Ben Stiller und Robert Downey Junior in den Hauptrollen gibt es eine Figur namens Kevin Sandusky. Das Problem: Niemand kann sich im Film dessen Namen merken und spricht ihn mal als „Kandinsky“, „Switowsky“ oder als „Sandutschi“ aus. Die Antwort lautete dann stets: „His name is Sandusky!!“ Der Film und der Name gefiel den fünf Musikern so sehr, dass sie letzteren zu ihrem Bandnamen machten – und sich obendrein gleich selber noch den Zusatz „Sandusky“ verpassten. Somit haben wir Florian Probst („Flo Sandusky“, 23, Gesang), Stephan Kronawitter („Steve Sandusky“, 22, Bass), Lukas Anetzberger („Luke Sandusky“, 22, Gitarre), Joey Kinadeter („Joey Sandusky“, 27, Schlagzeug) und Christoph Probst („Chris Sandusky“, 27, Gitarre).
Ihren Erstling „On the Road to Calipo Island“ haben sie in Passau in der Tabakfabrik in Eigenregie aufgenommen. 13 Titel, 13-mal meist rockig-punkiger Bayerwoid-Green-Day-Offspring-Sound – nur a bisserl langsamer. Doch die Sanduskies können auch gefühlvoll, so wie bei der Ballade „Where is Rebellion?“. „Wir hatten kaum Zeit, das Stück zu proben, am Ende ist aber eine der stärkeren Nummern dabei rausgekommen – mit Gänse-Haut-Feeling“, sagt Chris Sandusky und ergänzt: „Wir sind zwar alle noch keine Väter, aber das Album ist definitiv unser Baby – unser erstes Werkstück“.
Die Stärken von „His Name is Sandusky“ liegen vor allem auf der Bühne. Im einheitlichen Outfit, ganz im Stile von „The Hives“, geht’s immer schön mit Hemd, Fliege oder Krawatte bekleidet zu den Instrumenten, die aufgrund der Vorliebe der Band für altes Equipment bewusst im Old-School-Style gehalten sind. Der hehre Sinn dahinter: „Wir wollen so den alten Helden unseren Respekt zollen – Led Zeppelin, den Beatles oder The Doors.“ Und das nicht auf die schnöde Tour, sondern auf die „g’schbinnade“. Auf der Bühne wird nicht doof rumgestanden, sondern es herrscht Bewegung in der Truppe. Chris: „Entweder man spinnt den Leuten was vor – oder gibt ihnen Freibier.“
Stephan Hörhammer