Zunächst ein kurzer Rückblick in das vorige Jahrtausend: Dortmund schickte sich daran, dem großen FC Bayern die Vormachtsstellung im deutschen Fußball streitig zu machen – da intervenierte der Ligakrösus mit einem Millionenangebot an die Dortmunder Stars Sammer, Freund und Reuter. Obwohl diese schlussendlich nicht in die bayrische Landeshauptstadt wechselten, war der Dortmunder Finanzkollaps durch gestiegene Spielergehälter zumindest gefördert worden. Herr Hoeneß und andere derzeitige Betamännchen von der Isar hatten ihre Herrschafts(be)stellung für die nächsten Jahre scheinbar gesichert.
Sammer ante Monacum, oder: „Wo sammer in einem Jahr oder zwei?“
Nun im Jahre 2012: Dortmund steht derzeit zumindest national wieder auf Augenhöhe zum FC Bayern, die Bajuwaren versuchen mit alten Mitteln den westfälischen Klopp-ern zu Leibe zu rücken, der nicht nur von der Gesichtsfarbe blasse Nerlinger wird durch den Feuerkopf Matthias Sammer ersetzt. Diesmal blieb es aber nicht nur bei einem Angebot an den ehemaligen Ausnahmeathleten und Europas Fußballer des Jahres 1996, diesmal genügte ein eventuelles „Sammer ante portas Monacum“ nicht, diesmal musste Sammer den Isar-icon überschreiten. Aber hier stellt sich nun meine Frage an meinen Namenskollegen: „Wo sammer in einem Jahr oder zwei?“
Wenig diplomatische Zurückhaltung seitens des modernen Kaisers
Die fachliche Eignung dürfte unbestritten für das Engagement des vielleicht einzig legitimen Nachfolgers des Kaisers sprechen. Anders als die Lichtgestalt fällt heutzutage der moderne Kaiser aber nicht allzu sehr durch diplomatische Zurückhaltung auf. Er kann schon mal zum Motzki mutieren – und dazu braucht’s nicht viel … (okay, der Franz war ja damals auch kein Kind von Traurigkeit). So kann die mit der Sammer’schen Verpflichtung nun komplettierte Ansammlung der geballten Fußballfachwelt ein Riesengewinn für den FC Bayern werden. Andererseits bietet die Konstellation erhebliche Gefahren, sollten unterschiedliche Vorstelllungen der Fußballsachverständigen (Hoeneß, Rummenigge, Hopfner, Beckenbauer, Sammer) aufeinanderprallen. Wie so oft liegt aber hier die Wahrheit auf dem Platz – und wegen der Sommerpause erscheint ein Soziogramm derzeit unangemessen …
Zugute halten kann man dem neuen sportlichen Leiter jedenfalls seine vorbildliche Einstellung: Nicht nur reden und große Sprüche klopfen, sondern auch selber anpacken und mit gutem Beispiel vorausgehen, so Sammers Devise. Deswegen hat er sich bereits vor dem Trainingslager in einem Münchner Fitnesscenter angemeldet, um sich auch körperlich auf seine neuen Aufgaben einzustimmen …
Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, ob der Goldjunge mit den roten Haaren, der bis dato sowohl als Spieler als auch Trainer noch jede Mannschaft früher oder später zum Erfolg geführt hat, auch bei den Roten zum neuen Heilsbringer mutiert – oder ob er einfach nur als „Furia Roja“, „g’schbinnada Kobold“ oder „lästiges Rumpelstilzchen“ in die Vereinsannalen eingehen wird.
Euer Samidine Zidane