Plus zehn Prozent mehr Gästeankünfte als im Vorjahr – es geht aufwärts
Der Sommer war ja bisher ein sehr durchwachsener. Wie zufrieden sind Ihren Rückmeldungen nach die Touristiker unserer Region bis zum jetzigen Zeitpunkt?
Gespräche mit einigen Vermietern und Touristikern haben vor allen Dingen für den Juni ein sehr durchwachsenes Bild bei den Buchungen ergeben. Die Zahlen für das bisherige Jahr zeigen allerdings deutlich nach oben. Nachdem wir schon 2011 ein Plus von rund fünf Prozent bei den Übernachtungsgästen auf Landkreisebene verzeichnen konnten, geht es heuer weiterhin deutlich bergauf: plus 10 Prozent mehr Gästeankünfte als im Vorjahr und ein Zuwachs von 6,5 Prozent bei den Übernachtungen stimmen uns alle hoffnungsvoll. Da der Trend immer mehr hin zum kurzentschlossenen Urlaubstrip geht, sind die langfristigen Vorausbuchungen eher selten geworden. Beunruhigend sind deswegen die verhaltenen Anmeldezahlen für die letzten Juli-Wochen und den August noch nicht. Trotzdem hoffen wir natürlich sehr auf eine weitere Steigerung der Anmeldungen in den nächsten Tagen.
Slogan „erfrischend natürlich“ spiegelt das neue Image perfekt wider
Viele Urlauber bedauern, dass die beliebten Heimatabende allerorts im Landkreis weniger geworden sind. Woran liegt’s?
In vielen Orten haben sich neben den Tourist-Informationen auch Vereine, Wirte und Vermietergemeinschaften ehrenamtlich bei der Durchführung von Heimatabenden engagiert. Aus eigenen Erfahrungen konnte ich allerdings feststellen, dass neben den Darstellern immer nur eine überschaubare Anzahl an Feriengästen dieses Freizeitangebot angenommen hatte. Letztendlich stand und steht bei den Aktiven wohl die geringe Gästeteilnahme nicht im Verhältnis zum hohen Aufwand und den Kosten eines Heimatabends.
Was haben erfolgreiche Tourismusregionen wie das Allgäu, der Chiemgau, das Berchtesgadener Land sowie die österreichischen Urlaubsorte dem Bayerischen Wald voraus? Was kann man von ihnen lernen?
Das Image der oberbayerischen Ferienregionen und dem Urlaubsland Österreich war lange Zeit dem des Bayerischen Waldes weit voraus. Seit Beginn der Marketingoffensive im Jahr 2007 hat sich jedoch vieles zum Positiven gewendet: Der Bayerische Wald ist „in“ – das belegen auch die deutlichen Zuwächse bei den Gäste- und Übernachtungszahlen in den letzten beiden Jahren. Der Trend, dass Urlaub in Deutschland wieder beliebter geworden ist und unsere Region ein perfektes Nah- und Kurzurlaubsgebiet darstellt, spielt dem Aufwärtstrend deutlich in die Karten. Der Bayerische Wald hat aber auch seine Hausaufgaben erledigt: Die Marketingmaßnahmen wurden gebündelt und der Werbeslogan „erfrischend natürlich“ spiegelt das neue Image perfekt wider. Keinesfalls dürfen wir uns aber von den ersten Erfolgen blenden lassen und können sicherlich noch viele Ideen und Marketingmaßnahmen von unseren Kollegen aus Oberbayern und Österreich für unsere Region nutzen.
Interview: Stephan Hörhammer, Dike Attenbrunner
Den Ausführungen von Ernst Kandlbinder kann man in vielen Punkten nur zustimmen.
Auch der Punkt, dass der Bayerische Wald mittlerweile im Vergleich zu anderen Tourismusregionen wie beispielsweise dem Allgäu etc aufgeholt hat.
Was sich aber denke ich in unserer Region noch weiterhin ändern und verbessern muss, ist das Bewusstsein zum Tourismus.
Es wird zwar immer wieder betont, welch grossen Stellenwert der Wirtschaftsfaktor Tourismus einnimmt, und welch wichtige Rolle dieser für den Landkreis FRG und die gesamte Region spielt. Aber im Bewusstsein mancher, auch verantwortlicher Kommunalpolitiker, spiegelt sich dies oft nicht unbedingt wieder. Wenn denn der Tourismus wirklich solch eine hohe Wertigkeit für die Region besitzt, dann sollten doch auch manchmal die Gelder dafür „etwas lockerer sitzen“, und die Investitionsbereitschaft manchmal etwas höher sein. Sicher, in Zeiten von klammen Städte-, Gemeinden- und Landkreiskassen ein frommer Wunsch. Aber wie erwähnt, die oft herangezogene Formulierung „Tourismus – einer der wichtigsten Faktoren in der Region“ sollte nicht nur durch Worte unterstrichen werden.
Da sind uns vielleicht die anderen Regionen vielleicht doch noch einen Tick voraus: Dort wird Tourismus etwas mehr gelebt, mit allen notwendigen Facetten. Es gibt auch bei uns in der Region Betriebe, die dies schon verinnerlicht haben, und diese florieren ja offensichtlich auch.
Teil 2: :-)
Die Privatisierung des Tourismus bzw. die Überführung in eine GmbH oder andere Gesellschaftsform hat sicherlich ihre Berechtigung – wie es auch Herr BGM Höppler in seinem Interview fordert.
Aber sollte dies wirklich auf Landkreisebene passieren? Gerade wenn als Beispiel immer wieder österreichische Regionen herangezogen werden, dann kann bzw muss man diese Frage eigentlich mit einem klaren „Nein“ beantworten.
Man wird dort nicht oft eine Tourimusregion finden, die kongruent ist mit einer politischen Einheit wie beispielsweise einem Landkreis.
Wie Ernst Kandlbinder in dem Interview auch anspricht, sind die Voraussetzungen bzw, die Gegebenheiten innerhalb des Landkreistourismus zu unterschiedlich, um eine gemeinsame touristische Organisation formen zu können.
Meiner Meinung nach dürfen in der touristischen Ausrichtung politische Grenzen keine Rolle spielen, abseits jeglicher Begehrlichkeiten. (Auch ein Punkt des „touristischen Bewusstseins“, siehe Kommentar 1).
Was gerade in der Nationalparkregion Bayerischer Wald passiert, ist ein guter Ansatz. Diese Region, die ja bekanntlich in die LKRe Regen und FRG fällt, hat durch dieses gestartete Projekt sicher die Möglichkeit, eine vermarktungsfähige Einheit zu bilden, welche grosses Potenzial entwickeln kann.