„Bei Bäckern und Metzgern ist es furchtbar schwierig momentan“
Fehlt es eigentlich auch deswegen an Handwerkern, weil alle jungen Leute heute nur noch studieren wollen? Welchen Stellenwert haben Handwerksberufe heutzutage?
Dass der Drang zum Studium gewachsen ist, ist unbestritten. Ich glaube auch, dass das Handwerk an Stellenwert verloren hat, weil heute die Tendenzen der Mittel- und Realschüler größtenteils in den Dienstleistungssektor, also ins Büro gehen. Bei den klassischen Handwerksberufen, gerade im Erstversorgungsbereich, sprich: Metzger und Bäcker, ist es furchtbar schwierig momentan geeigneten Nachwuchs zu bekommen.
Woran liegt das genau? Warum sind diese Berufe für junge Leute heute nicht mehr attraktiv genug?
Die Wahrnehmung der Berufsbilder hat sich generell geändert, gleichzeitig ist die gesellschaftliche Akzeptanz dafür gesunken. Sicherlich hängt dieser Wandel auch mit den weniger attraktiven Arbeitszeiten und – meiner Meinung nach ganz wichtig – mit dem Elternhaus zusammen. Viele Eltern geben ihren Kindern eben den Rat, sich für einen Arbeitsplatz in einem Büro oder in der öffentlichen Verwaltung zu entscheiden.
Hängt das vielleicht auch damit zusammen, dass die Gesellschaft immer bequemer wird und, provokant ausgedrückt, die Leute heute lieber beim Mountainbiken oder Tennis spielen schwitzen als beim Arbeiten? Kaum einer will sich heute mehr die Hände schmutzig machen und länger als 40 Stunden in der Woche arbeiten …
Wie gesagt, es hängt schon auch viel mit den Arbeitszeiten zusammen. Nacht- oder Schichtarbeiten sind wenig attraktiv. Ob es Bequemlichkeit ist, will ich nicht sagen. Aber es ist aus Sicht vieler gewiss angenehmer, im Büro zu sitzen als bei Wind und Wetter draußen auf dem Bau oder früh morgens in einer Bäckerei oder Metzgerei zu stehen.
„Einen zweiten Aptar-Betrieb für FRG zu bekommen ist unrealistisch“
Welche Betriebe braucht man, damit die Zukunft des Landkreises gesichert ist und für die Jugendlichen langfristig attraktiv bleibt?
Ich denke, dass die Entwicklung der bestehenden Unternehmen und derjenigen, die sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren entwickelt haben, eine sehr gute ist. Das muss der Grundstock sein für zukünftige Anstellungsverhältnisse. Es entspricht nicht der Realität zu sagen, man braucht jetzt einen großen Automobilkonzern mit so und so viel Arbeitsplätzen im Landkreis. Eine gesunde Unternehmerstruktur hat auch immer etwas mit gesundem Wachstum zu tun. Diejenigen Betriebe, die sich gut entwickeln, stammen aus der Region. Für mich sind die Mutmacher diejenigen Firmen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, die jährlich investieren, erweitern und eine enge Bindung zur Region haben. Das ist entscheidend. Einen zweiten Aptar-Betrieb für den Landkreis zu bekommen ist schwierig, wenn nicht unrealistisch.
Welche politischen Voraussetzungen müssen denn gegeben sein, welche Weichen gestellt werden, damit Sie als Regionalmanager Ihre Ziele erreichen können?
Ich denke, dass es gerade für unsere Arbeit wichtig ist, dass man Vertrauen in die Personen hinter dem Regionalmanagement und in die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung generell hat. Es ist wichtig für uns, dass die Politik erkennt, dass der Erfolg des Regionalmanagements nicht kurzfristig messbar ist, etwa in finanziellen Zahlen, so wie bei anderen Institutionen. Die Entwicklung einer Region ist in diesem Bereich ein längerfristiger Prozess. Außerdem muss auf politischer Seite das Bewusstsein da sein, dass der demografische Wandel uns alle betrifft. Er hat nicht nur Auswirkungen auf die Kindergärten und Schulen, sondern auf die komplette regionale Infrastruktur. Wichtig wäre mir – jetzt unabhängig von meiner Person –, dass man das Regionalmanagement dauerhaft installieren kann und dauerhaft den politischen Auftrag dafür erteilt. Mein Vertrag ist ja auf zwei Jahre befristet, also bis 2013 – genauso lange ist der Bestand des Regionalmanagements gesichert. Dann müssen die politischen Entscheidungsträger wieder abstimmen, ob es fortgeführt wird und mit welcher personellen Besetzung.
Wie kann die Politik die regionalen Unternehmen beim akuter werdenden Problem des Fachkräftemangels unterstützen?
Die Gemeinden können dies insbesondere im infrastrukturellen Bereich leisten, zum Beispiel indem sie eine ausreichende Breitbandversorgung installieren. Dazu gehört, dass sie Bauland für die Betriebe sowie für die dazugehörigen Arbeiter zur Verfügung stellen. Genauso darf die emotionale Betreuung für die Unternehmen vor Ort nicht zu kurz kommen, sprich: Diese müssen wissen, dass sie in der Region anerkannt sind. Ich denke, dass jeder Bürgermeister einen generell guten und gesunden Betrieb unterstützt, sollte dieser auch mal ins Wanken geraten.
Tolles Interview, alles Wünschenswert…….a b e r was tun wenn keine Fachkräfte verfügbar sind??????