Freyung. Und es hat ordentlich Rumps gemacht: Heute Vormittag, 10.45 Uhr, gab der Abrissbagger dem ehemaligen Postturm des Huber-Hauses in Freyung einen letzten sanften Stupser – und das Türmchen fiel in sich zusammen wie das berühmte Kartenhaus. Knapp 150 Jahre prägte es das Fassadenbild in der Schulgasse, nachdem es kurz nach dem großen Brand von Freyung im Jahr 1872 als Teil des Huber-Hauses errichtet worden war.
Der Einsturz gehört zum Abriss der Huber-Häuser, die Platz machen sollen für den Neubau des „StadtplatzCenters“ in Freyungs Mitte. „Im Erdgeschoss des Turms war die Poststelle eingerichtet“, weiß Nikolaus Huber, ehemaliger Inhaber des gleichnamigen Modehauses auf Hog’n-Nachfrage. Zwar nicht mehr aus eigener Erfahrung, aber von Erzählungen seines Vater und Großvaters. In die Poststelle sei man über eine kleine Treppe gelangt. Wann sie aufgelöst wurde, kann Huber nicht mehr sagen.
Nikolaus Huber: „Ich habe mit dem Kapitel abgeschlossen“
Richtig wehmütig ums Herz ist dem Huber Klaus nicht ob des Abrisses seines Geburtshauses, sagt er. Wobei: „Freilich hängen viele Erinnerungen dran. Ich bin in dem Haus aufgewachsen, genauso wie meine Kinder.“ Im Oktober 1954 eröffnete das Kaufhaus Huber seine umgebauten Geschäftsräume mit neuer Schaufensterfassade. Unter Hubers Regie wurde 1968 die Vorderseite der über den Landkreis hinaus bekannten Modehauses komplett neugestaltet und die Gebäude erstrahlten, wie im Heimatbuch „Freyung – Porträt einer kleinen Stadt am großen Wald“ (siehe Auszug unten) nachzulesen ist, „in neuem Glanz“. Das Kapitel sei für den Alt-Freyunger jedoch abgeschlossen.

Ein Haufen Bretter und Bauschutt blieb am Ende übrig vom Huber-Turm, dessen Haube danebenliegend. Foto: Da Hog’n
Aus dem Buch „Freyung – Porträt einer kleinen Stadt am großen Wald“, herausgegeben von der Stadt Freyung im Jahre 2001, als die Gebäude noch in Besitz der Familie Huber waren.
„Modehaus Huber am Stadtplatz: Die Mode für Freyung kam aus Karlsberg in der Pfalz. Nikolaus Huber, der Großvater des heutigen Besitzers des Modehauses Huber in Freyung, stammte aus der Pfalz. Er fuhr als Händler mit Wagen und Rössern über die Märkte. Dort packter er die Kirta-Truhen aus und verkaufte den Leuten Stoffe und Tücher. Fertigbekleidung im heutigen Sinne gab es damals nicht.
1924 übernahm Sohn Nikolaus die Firma
In einigen bayerischen Städten legte er Depots an, so in Regensburg, Amberg und Eichstätt. Er kam auch nach Freyung und gründete da 1874 im heutigen Brodinger-Haus das „Mode- und Tuchwarengeschäft Huber“, das in den folgenden 125 Jahren mit Freyung groß wurde.
(…) Die Entwicklung zum führenden Modehaus in Freyung und der weiteren Umgebung in Stichworten: Im Jahre 1881 kauften Nikolaus und Therese Huber das Grundstück, auf dem sich heute das Modehaus befindet. (…) Im Rückgebäude befand sich lange das Postamt. (…) Im Jahre 1924 übernahm der Sohn Nikolaus, der Vater des heutigen Besitzers, die Firma. Es folgten mehrere Um- und Erweiterungsbauten. Nach Ende des 2. Weltkriegs erfolgte die Besetzung durch die Amerikaner. Das Geschäft ruhte. In der rechten Haushälfte befand sich eine Tauschzentrale; nach Freigabe durch die Amerikaner wurde 1947 ein großer Umbau durchgeführt. 1958/59 betrug die Verkaufsfläche 270 Quadratmeter.
Großer Schritt: Ankauf des benachbarten Kaufhauses Garhammer
Unter tatkräftiger Mithilfe von Frau Huber und Tochter Marianne Dorazil kam es 1963 zur Übernahme des Geschäftes durch den heutigen Inhaber, den dritten Nikolaus Huber; 1968 erfolgte der Abriss des ganzen Hauses und die Errichtung eines dreigeschossigen Neubaus. Ein weiterer großer Schritt war der Ankauf des benachbarten Kaufhauses Garhammer im Jahre 1974 mit Umbau zum „Herrenhaus Huber“. Der nächste Umbau erfolgte 1981/82 auf insgesamt 1700 Quadratmeter Verkaufsläche und mit 40 Parkplätzen auf eigenem Grund.“