Waldkirchen. „Ich wünsche mir seit langem eine GmbH, in der die gesamte Touristik des Landkreises vereint ist. Doch leider sind wir immer noch nicht so weit, dass wir uns in diese Richtung bewegen“, fühlt sich Waldkirchens Bürgermeister Josef Höppler mit seinem Anliegen immer noch allein auf weiter Flur. Der Rathaus-Chef spricht im Hog’n-Interview außerdem über das bevorstehende Stadt-Jubiläum, die Erweiterung des Modehauses Garhammer, die Neustrukturierung der Landkreis-Krankenhäuser, das Thema E-Wald, die Nachwehen der Landesgartenschau, das Projekt Ohmühle-Stausee, die Krux mit der Unterhaltsfinanzierung des Karoli-Badeparks und darüber, was er sich für die Zukunft der Stadt und ihrer Bürger wünscht.
Herr Höppler, heuer steht ein besonderes Ereignis auf dem Programm: „40 Jahre Stadterhebung Waldkirchen“ – wie feiert die Kommune dieses Jubiläum?
Die Stadterhebung vor 40 Jahren war, genauso wie die Neugründung des Landkreises Freyung-Grafenau, eine einschneidende Entscheidung für die Entwicklung Waldkirchens. Bei den Feierlichkeiten haben wir uns auf zwei Tage konzentriert, 15. und 16. September, an denen die Stadt als Mitorganisator auftritt. Zum Festakt eingeladen sind die gesamte Bevölkerung sowie alle Vereine. Es wird unter anderem einen großen Festzug geben, Innenminister Herrmann hat bereits als Festredner und Hauptakteur zugesagt. Diese beiden Tage stehen unter dem Motto: „Von den Bürgern – für die Bürger“.
„Alles ist änderbar – auch Vereinbarungen des Zweckverbands“
Thema Karoli-Badepark: Sie hatten ja beantragt, dass der Landkreis den Unterhalt der Einrichtung mitfinanzieren soll?
Der Antrag ist vom Kreisausschuss abgelehnt worden. Die Konstellation ist folgende: Es gibt Zweckverbände, die haben ein Bestandsrecht. Der Landkreis vertritt momentan die Meinung, dass die Statuten des Zweckverbands bis zum Nimmerleinstag in der jetzigen Form fixiert sind. Das kann ich nicht bestätigen. Es ist nichts für die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Das Grundgesetz ist das höchste Gut – aber es ist auch veränderbar. Und wenn dies veränderbar ist, muss es auch möglich sein, die Vereinbarung eines Zweckverbands zu ändern. Der Weg ist ein schwieriger, weil mir als Kreisrat die finanzielle Lage des Landkreises bekannt ist. Ich kenne die Argumentation der anderen Bürgermeister und Kreisräte – die auch logisch ist. Aber: 13 bis 14 Prozent des Kreishaushalts kommt über die Kreisumlage aus Waldkirchen. Da bin ich der Meinung, dass wir ein Recht haben, dass wir derartige Freizeiteinrichtungen mitfinanziert bekommen. Ich will jetzt nicht aufzählen, wie andere kommunale Zweckverbände hier partizipieren. In Grafenau gibt es den Zweckverband ‚Sport und Erholung‘, bei dem der Landkreis mitbezahlt und somit auch indirekt wieder die Stadt Waldkirchen. Wenn ich die Bäder in Freyung und Grafenau betrachte, wo ja beide im Schnitt 300.000 Euro Defizit haben, die Stadt Grafenau 18.000 und die Stadt Freyung 28.000 Euro einbezahlen – dann müsste man hier etwas nachjustieren. Weil dann auch die Akzeptanz wieder steigt. Der Wintersport in Mitterfirmiansreut wird von Waldkirchen über die 14 Prozent Kreisumlage mitfinanziert. Wir betreiben quasi den Skilift alleine …
Was kann man also tun?
Meine Vision wäre, die gesamten Freizeiteinrichtungen, die den Bürgern genauso wie den Urlaubsgästen dienen, in einer GmbH zusammenzufassen – mit einem Geschäftsführer, der landkreisweit die Einrichtungen bewirtschaftet. Wir müssen von dem Denken wegkommen: Jede Kommune hat ihre Einrichtungen für sich alleine. Wenn ich unser Bad betrachte: nur 20 Prozent der Badegäste sind aus Waldkirchen. Der Rest kommt aus der Region bzw. ist auf Urlaub da. Zwei Herzen schlagen in meiner Brust: Ich gönne etwa den Mitterfirmiansreutern dieses tolle Skigebiet – und wir finanzieren hier auch gerne mit. Aber im Gegenzug könnte ich doch auch etwas erwarten: Wir haben auch einen Skilift. Warum kann das nicht miteingebunden werden? Ideal wäre eine GmbH, in der die gesamte Touristik vereinigt wäre. Doch leider sind wir im Landkreis noch nicht so weit, dass wir uns in diese Richtung bewegen.
„Im Tourismusbereich kann der Grundsatz der Verwaltung nicht gelten!“
Woran hapert’s denn im Besonderen?
Das Thema Tourismus-Organisation im Landkreis ist von mir etwa vor zwei Jahren angestoßen worden. Wenn ich in Österreich bin, fällt mir auf, dass die Tourist-Infos alle als GmbH aufgestellt sind. Da ist auch die Gemeinde als Gesellschafter beteiligt – aber eben nicht an vorderster Stelle. Die Gemeinde steuert Geld bei – und andere bewirtschaften’s. Es gibt einen Geschäftsführer, der zum Erfolg verpflichtet ist – und das funktioniert. Unser Landkreis-Touristiker Ernst Kandlbinder hat dieses Konzept schon einmal vorgetragen. Es gab dann eine schriftliche Umfrage bei den Kommunen – doch nur eine hat sich geoutet, hier mitmachen zu wollen: Waldkirchen. Die anderen halten an den jetzigen Strukturen fest. Ich bin der Meinung, dass speziell im Tourismusbereich der Grundsatz der Verwaltung nicht gelten kann. Wenn man sich einmal die Mühe macht und die Konstellationen in den einzelnen Tourist-Infos in Freyung-Grafenau betrachtet, welcher Aufwand hier betrieben wird in punkto Personal, Werbung und Sachaufwand und was wir hier kleinstrukturiert verbrauchen, um nicht zu sagen verbrennen …
Wenn man das alles konzentrieren könnte, sind wir letztlich viel schlagkräftiger. Viele gute Leute unter den Landkreis-Touristikern können sich nicht entfalten aufgrund der Vorgaben, die sie von Seiten der Gemeindeverwaltungen bekommen. Sperren wir doch all unsere schlauen Köpfe einmal ein und lassen sie etwas Konstruktives ausbrüten. In Bodenmais etwa klappt das mit der GmbH-Lösung bereits recht gut. Aber bei dem Thema bin ich leider noch alleine auf weiter Flur. Das ist ein Bohren dicker Bretter und wir brauchen uns nicht wundern, dass die Übernachtungen rückläufig sind – ich gebe aber da nicht auf … Noch eine Bemerkung zum Tourismus: Wir reißen uns hier die Haxn aus, da spreche ich für alle Beschäftigten in diesem Bereich, für die ich gerne eine Lanze breche. Wir bieten vieles an, aber gleichzeitig müssen sich auch die Beherbergungsbetriebe anpassen. Da gibt es in einigen Gemeinden Nachholbedarf.