500 Euro „Frey-Geld“: „Das könnt’s behalten, ich bin nicht bestechlich!“
Seit heute ist die Straßensperre auf der WOS 1 nun offiziell aufgehoben. Der Pkw-Verkehr soll künftig auf der kleinen Gemeindestraße am Wagner’schen Anwesen vorbeigeleitet werden, Lastwagen über 3,5 Tonnen müssen weiterhin die Umleitung fahren. Die Nachricht haben Hans und Bärbel inoffiziell bereits am Montagabend erfahren – von der Polizei. Die wiederum habe die Anordnung per Fax vom Straßenbauamt Passau erhalten. Gestern hat Hans Wagner gleich in der Stadt angerufen und bei Manfred Feucht vom Bauamt nachgefragt, ob das denn so seine Richtigkeit habe. Gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Heinrich kam der dann nach Sägmühle, um den Grund für diese Maßnahme zu erläutern. „Der Bürgermeister hat uns erklärt, dass die Geschäfte in der Stadt große Umsatzeinbußen aufgrund der Sperre zu verzeichnen haben“, berichtet der Landwirt. Von bis zu 50 Prozent der Waldkirchener Kundschaft sei die Rede, gut zehn Geschäfte in der Kreisstadt hätten sich bittend an ihn gewendet, ob man da nichts machen könne. Wagner fragte sogleich nach, wie diese 50 Prozent nachzuweisen seien. Über die Warenwirtschaftssysteme an den Kassen, die mit Postleitzahlen stichpunktartig die Herkunft der Kunden auswerten, lautete die Antwort Heinrichs. Dieser habe zwar Verständnis für die nicht einfache Situation der Wagners. Die Interessen der Freyunger Geschäftswelt hätten aber nun mal Vorrang, habe er ihnen mitgeteilt. Arbeits- und Ausbildungsplätze seien gefährdet. Morgen, Mittwoch, werde die Sperrung aufgehoben und der Verkehr über die Gemeindestraße freigegeben. „Ich habe dann noch 500 Euro Freygeld angeboten bekommen, als Entschädigung. Ich habe aber gleich gesagt: Das könnt’s behalten, ich bin nicht bestechlich!“
Zurückgeblieben sind zwei ratlose Augenpaare, die bis Mitte August mit Studien zufolge bis zu 4000 Autos, 60 bis 80 Schul- und Linienbussen sowie dem Schwerlastverkehr direkt vor der Haustüre leben müssen. Täglich. „Der Verkehr einer ganzen Staatstraße soll nun über ein kleines Anliegerstraßerl geleitet werden. Das ist doch Wahnsinn.“
„Glauben nicht, dass die Einbußen etwas mit der Baustelle zu tun haben“
Bärbel lies dies keine Ruhe – und sie fuhr gestern, nach dem Besuch des Bürgermeisters noch nach Freyung, um bei verschiedenen Geschäftsleuten nachzufragen. Die Antworten, die sie von den meisten bekam: „Minimaler Rückgang“, „Wir können damit leben“, „Wir merken nichts“ bis zu „Wir glauben nicht, dass das mit der Baustelle etwas zu tun hat“. Dass die Geschäftsleute beim Bürgermeister angerufen und sich wegen angeblicher Umsatzeinbußen beschwert hätten, bekam sie in keinem der Läden bestätigt. Nur, dass Norbert Kremsreiter, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, deswegen nachgefragt habe. Das Argument der Umsatzeinbußen der Freyunger Geschäftswelt können Hans und Bärbel somit nur schwer nachvollziehen, die Zahlen seien ihrer Meinung nach „dramatisiert und aufgebauscht“ worden. Kremsreiter war zu einer Stellungnahme gegenüber dem Onlinemagazin nicht bereit.
Genauso wenig können Hans und Bärbel nachvollziehen, warum nicht noch einmal mit ihnen geredet worden ist, bevor der Entschluss gefasst wurde die Sperre aufzuheben. Um das nun von öffentlicher Hand legitimierte Verkehrsproblem vor ihrer Haustüre nun doch noch zu lösen, lautet der Vorschlag der Wagners: „Machen wir’s doch so, wie es am Anfang ausgemacht war. Busse, Krankenwagen, Notärzte und so weiter können weiterhin durchfahren. Ich habe auch nichts dagegen, wenn Nachbarn oder die Grillaberger nach Waldkirchen hier vorbeifahren. Da sagt kein Mensch etwas.“ Denkbar wäre auch eine zeitliche Sperrung, dass etwa zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens keine Autos mehr die Gemeindestraße, über deren Nutzung ja die Stadt Freyung bestimmt, befahren dürfen – und am Wochenende gar kein Verkehr herrscht. „Es wäre gut, wenn das machbar, oder zumindest noch einmal zu überprüfen wäre“, hofft Hans Wagner.
Stephan Hörhammer, Dike Attenbrunner
Auf der nächsten Seite lesen Sie die Stellungnahme von Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich zu diesem Thema:
Interessant.
Toll was einige Herren im Planungsbüro des Staatlichen Bauamt Passau für eine geniale Planung haben.
Es ist schwer zu verstehen, dass ein und die selbe Straße (WOS 1) innerhalb einer kurzen Zeit zweimal gesperrt werden muss.
Vielleicht könnte man einmal etwas vorausschauender Planen….!!!!
Wäre auch im Sinne der Umwelt sprich Energieverbrauch usw.
da geb ich dem walter voll recht!!
Da dieser Platz vermutlich begrenzt sein wird, verweise ich auf http://grillaberg.de. Es ist schön, dass sich viele nun über die Aufhebung der Sperre freuen, so ein „Bauern-Opfer“ kann man schon mal bringen, oder?
Schöne Grüße von einem Betroffenen.