Freyung/Sägmühle. „In der Öffentlichkeit herrscht die Meinung vor, dass wir die Schuldigen an dieser Straßensperre sind“, sagt Hans Wagner und wirft seiner Lebensgefährtin Bärbel einen enttäuschten Blick zu. „Das ist die große Krux an der Sache: Wir bekommen die gesamte Abneigung der Leute zu spüren.“ Die beiden sind unmittelbare Anwohner der momentan von vielen Seiten gescholtenen Baustelle an der „WOS1“ bei Grillaberg. Erneuert wird dort ein Tunnel, der vom Wagner‘schen Grundstück „Sägmühle“ zur gegenüberliegenden Wiese führt. Gebaut wurde dieser damals zum Zweck eines Viehdurchlasses, als die Staatsstraße 2132 („WOS1“) in den 60-er Jahren direkt neben dem Anwesen entstand. Der Bauernhof ist seitdem durch einen rund sechs Meter hohen Wall, auf dem die Hauptstraße zwischen Freyung und Waldkirchen verläuft, abgeschirmt. „Das ist damals alles aufgeschüttet worden. Früher, bevor die WOS1 da war, war hier alles ebenerdig, die Straße und unser Haus. Ich war noch ein kleiner Bub damals“, erzählt der Landwirt. 1872 wurde der Hof erbaut, 1925 ging er in den Wanger’schen Besitz über, der Opa von Hans hatte das Anwesen gekauft.

Die Baustelle an der "WOS1" bei Grillarberg. Die kleine Gemeindestraße (rechts) führt am Anwesen der Wagners vorbei und wurde - bis vor kurzem illegalerweise - von viele Autofahrern als Abkürzung in beide Richtungen genutzt.

Vor ein paar Jahren ist nun festgestellt worden, dass der Tunnel schon ziemlich marode und somit baufällig sei. Vor allem im Winter habe man das als Autofahrer zu spüren bekommen: Durch den Frost habe sich eine Bodenwelle gebildet, die sich bei höheren Temperaturen im Frühjahr wieder zurückgebildet habe, so Wagner. Aufgrund der Einsturzgefahr stand schnell fest, dass der Tunnel möglichst zügig erneuert werden müsse. Vor zwei Jahren habe es von Seiten der Stadt Freyung dann erste Planungen gegeben, nach Absprache mit dem für die Staatsstraße zuständigen Straßenbauamt Passau wird nun seit Mitte Mai gebaut. Dazu wurde damals die besagte Straßensperre errichtet und eine weiträumige Umleitung des Verkehrs aus beiden Richtungen veranlasst. Voraussichtliche Fertigstellung der Maßnahme: Mitte August.

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„Wenn man direkt gegenüber der Baustelle wohnt, möchte man aber fast nicht glauben, dass der Verkehr gesperrt ist“, schildert Martin Wagner, Hans‘ Sohn, in seinem Internet-Blog die Situation, wie sie sich seit Baubeginn entwickelt hat. „Autos, Motorräder und teilweise auch Lkw fahren nämlich nicht die offizielle Umleitung, sondern die kleine Anliegerstraße, die etwa zwei Meter vor der Haustüre des väterlichen Bauernhofs vorbeiführt. Als Anwohner ist das teilweise ganz schön anstrengend. Hunde und Katzen kann man nicht mehr alleine vor die Tür lassen, weil manche Leute so schnell fahren, dass sie am anderen Ende der Anliegerstraße schon beinahe auf die WOS 1 zurückschanzen.“

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Anrufer: „Könnt ihr mir sagen, ob die Polizei bei euch kontrolliert?“

Und weiter: „Das wäre aber noch gar nicht das Schlimmste. Es gibt nämlich auch Menschen, die –  vielleicht wegen eines schlechten Gewissens – anhalten, wenn sie die Bewohner sehen und scheinheilig anmutende Fragen äußern: ‚Darf man denn hier durchfahren?‘ – Wohl gemerkt: Zum Zeitpunkt der Frage wurden bereits drei Absperrungen missachtet. Andere erkundigen sich nach einer Ausnahmegenehmigung – als ob mein Vater eine offizielle Straßensperre aufheben könnte. Es gibt auch Leute, die ganz offensichtlich Einheimische und dadurch ortskundig sind und Fragen stellen wie: ‚Geht es hier zur Boxleitenmühle?‘.“ Auch Telefonanrufer hätten sich schon gemeldet, schreibt Martin Wagner weiter, die an Dreistigkeit nicht zu überbieten seien: „Könnt ihr mir sagen, ob die Polizei bei euch kontrolliert? Ich müsste mal kurz nach Grillaberg fahren“, sei nur ein Beispiel von vielen. Und ja, die Polizei stehe auch regelmäßig an der Baustelle, schreibt Martin Wagner. „Bei der Kontrolle gibt es dann aber auch Autofahrer, die behaupten uns zu kennen und uns zu besuchen“ – und dann einfach durchfahren …

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0 thoughts on “WOS-1-Sperre aufgehoben: Des einen Freud, ist des Bauern Leid

  1. Interessant.
    Toll was einige Herren im Planungsbüro des Staatlichen Bauamt Passau für eine geniale Planung haben.
    Es ist schwer zu verstehen, dass ein und die selbe Straße (WOS 1) innerhalb einer kurzen Zeit zweimal gesperrt werden muss.

    Vielleicht könnte man einmal etwas vorausschauender Planen….!!!!

    Wäre auch im Sinne der Umwelt sprich Energieverbrauch usw.

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