Freyung. Am heutigen Montag soll im Stadtrat über die Vergabe einer Machbarkeitsstudie entschieden werden: Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich träumt davon, das Stadtzentrum von Freyung Schritt für Schritt mit einem Nahwärmenetz zu erschließen, das mit Energie aus einem Biomasseheizwerk (Hackschnitzel) gespeist wird. Der Plan: Auch die Wolfsteiner Werkstätten als wichtigen Energieabnehmer für dieses Großprojekt zu gewinnen …
Bereits seit mehr als zwei Jahren beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit dem Ziel in Freyung ein Nahwärmenetz aufzubauen. Im vergangenen Jahr fuhr der Freyunger Stadtrat nach Güssing im Burgenland (Österreich), um dort zahlreiche Projekte zu besichtigen, bei denen die regenerative Energieerzeugung im Mittelpunkt steht. „Güssing belegt: Es macht nicht nur aus ökologischer Sicht Sinn, auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. Auch ökonomisch zahlt sich dies aus: Die Stadt Güssing hat heute deutlich mehr Steuereinnahmen als vor dem Beginn des Umstiegs auf erneuerbare Energien“, argumentiert Bürgermeister Heinrich.
„Geld bleibt in der Region und geht nicht nach Saudi-Arabien“
Gerade im Stadtzentrum seien die Wege zwischen den einzelnen Häusern kurz. Dies mache es dem Rathaus-Chef zufolge grundsätzlich höchst wirtschaftlich ein Nahwärmenetz zu verlegen, durch das die einzelnen Häuser mit Heizenergie versorgt werden. Während heute oftmals Öl- oder Gasheizungen aus der Ferngasleitung der E.On für die Energieversorgung verantwortlich zeichnen, könnte dies in Zukunft aus nachwachsenden Rohstoffen geschehen. Nahwärmenetze, wie sie beispielsweise bereits im Jahr 2006 in Neureichenau oder im Jahr 2010 in Jandelsbrunn aufgebaut wurden, werden aus Waldhackschnitzel befeuert und erzeugen so aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz die Wärme.
„Der Landkreis bezieht für seine Biomasseheizung im Schulzentrum in Freyung seine Holzhackschnitzel ausschließlich von heimischen Waldbauern. Damit verbleibt das Geld in der Region und wird nicht nach Saudi-Arabien oder Russland gebracht“, betont Heinrich.
„Ideal wäre es natürlich, wenn wir eine Anlage bauen könnten, bei der neben der Wärme auch Strom erzeugt wird. Solche Anlagen sind jedoch erst ab einer ziemlich großen Leistung wirtschaftlich zu fahren“, erklärt Markus Linkenheil, der Klimaschutzmanager der Kreisstadt. In den letzten Wochen war er unterwegs, um zahlreiche Hauseigentümer nach ihrem Energieverbrauch zu befragen. „Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass unser Angebot wirtschaftlich sein muss.“ Wer gerade erst eine neue Heizung eingebaut habe oder plane, in naher Zukunft sein Haus energetisch zu sanieren, der müsse erst einmal davon überzeugt werden, sich an ein Nahwärmenetz anzuschließen. „Trotzdem“, so Linkenheil, „werde sich dies in fast allen Fällen wirtschaftlich darstellen lassen. Wir nehmen dieses Groß-Projekt in Angriff, wenn uns der Stadtrat grünes Licht gibt“.
„Gemeinsame Lösung von Stadt und Caritasverband wäre ideal“
Die Regierung von Niederbayern wird dies laut Heinrich erneut aus dem Städtebaufördertopf finanziell unterstützen. 60 Prozent der Kosten sollen so von der Städtebauförderung übernommen werden.
Eine besondere Entwicklung kommt den Planern in der Stadtverwaltung zugute: Durch den bereits angelaufenen Neubau eines großen Gebäudes in der Au, nämlich der Erweiterung der Werkstätten für behinderte Menschen, entsteht ein großer Energieabnehmer in relativer Nähe zum Stadtzentrum. Hier plant der Diözesancaritasverband aktuell, welche Heizungsenergie genutzt werden soll. „Natürlich wäre es ideal, wenn der Verband und die Stadt hier eine gemeinsame Lösung finden würden“, meint Heinrich. Die große Herausforderung bei so einer Zusammenarbeit sei jedoch, dass die Wolfsteiner Werkstätten bereits zum Beginn der Heizperiode 2012/13 über ein funktionierendes Heizsystem verfügen müssten. „Hier ist jetzt Eile geboten, aber wir nehmen diesen ambitionierten Zeitplan in Angriff“, so der Freyunger Bürgermeister.
(Von den verantwortlichen Planern des Diözesancaritasverbandes war am Wochenende leider keine Stellungnahme zu diesem Vorhaben zu erhalten.)
Was Heizungsbauer und Energieberater Werner Pauli zur Realisierungs eines solchen Projekts sagt, lesen Sie hier.
Aktualisiert:
Einstimmig beschlossen wurde die Machbarkeitsstudie nun am Montag, 18.6., in der Stadtratssitzung. Der Auftrag wurde an das Freyunger Büro Ecoplan vergeben. 10.000 Euro kostet die Studie. Die Regierung von Niederbayern wird dies laut Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich erneut aus dem Städtebaufördertopf mit 60 Prozent finanziell unterstützen. Die restlichen 4.000 Euro übernimmt die Stadt. „Erste Gespräche zwischen Stadt und Caritas haben bereits stattgefunden“, so Heinrich, „wenn wir die Caritas allerdings mit ins Boot nehmen wollen, dann muss die Nahwärmeversorgung bereits im Herbst 2013 in Betrieb sein“, betonte er nochmals.
Wenn Elefantengras (Miscanthus) verfeuert werden kann ist das sicher für Landwirte mit Brachflächen interessant.
Sehr vernünftig, der richtige Schritt in die Zukunft…..Hoffentlich nicht nur der Stadtkern, sondern auch die unmittelbaren Dörfer (z.B. Stadtteil Oberndorf ) ich wäre dabei!!!!
Eigentlich könnte man glauben der Unsinn mit den Fernwärmenetzen würde langsam ein Ende finden. Immer wieder wird das Argument der regionalen Wertschöpfung und Eigenversorgung vorgeschoben um neue Abhängigkeiten zu schaffen. Würde man seinen Tunnelblick auf diese lukrativen Abhängigkeiten auf Grund lang laufender Verträge beiseite legen dann würde man in Freyung, bekanntermaßen ja nicht all zu weit weg von Österreich zur Kenntnis nehmen, dass Fernwärmenetze keinen Weg in die Zukunft darstellen. In Österreich hat es in den letzten zwei Jahren über 30 Pleiten und Fast-Insolvenzen mit einem Gesamtschaden von über 400 Millionen Euro gegeben. In Deutschland sind einige Werke ebenfalls am wirtschaftlichen Abgrund. Die regionale Beschaffung des Brennstoffes ist schlicht nicht mehr gewährleistet. Den angeschlossenen Abnehmern treibt es angesichts der damaligen Versprechungen und der aktuellen Entwicklung die Tränen in die Augen!
Die Freyunger können es natürlich auch wie andere Kommunen machen, mit Holz aus der Ukraine in eine “strahlende” Zukunft heizen.
Dass gerade ein Heizungsbauer der sich wohl auch noch Energieberater schimpft in Anbetracht der hochmodernen, dezentralen Technik die aktuell auf dem Markt ist eine derartige Energievernichtungsanlage bei Leitungsverlusten von bis zu 28 Prozent zzgl. der Kesselhausverluste befürwortet, ist äußerst fragwürdig. Oder rechnet der Herr Heizungsbauer schlicht mit lukrativen Aufträgen beim Umstieg auf die Fernwärme? Bei durchschnittlichen Einfamilienhäusern mit Ölheizung kostet der Umstieg mit allen Arbeiten definitiv zwischen 14.000 und 18.000 Euro. Niedrigere Zahlen sind Bauernfängerei.
Der einzigste Vorteil für Freyung wird sein, dass alle Straßen durch die Leitungen gelegt werden wochenlang beeinträchtigt oder gesperrt werden und komplett neu hergerichtet werden müssen. Aber die Stadt spart dann im Winter Streusalz, da ein Doppelmeter DN 50 der Fernwärmeleitung übers Jahr die Strasse mit dem Energieinhalt von schlappen 25 Liter Öl PRO DOPPELMETER ROHRLÄNGE aufheizt. Wenn das mal kein Argument für eine Wiederwahl des Bürgermeister ist. Vom Bürger bezahlte, fernbeheizte Strassen in Freyung!!!
Ein zeitgemäßer Bürgermeister sollte sich nicht um die Erhöhung des Energieverbrauches, die mit Fernwärmenetzen zwingend einhergeht, beschäftigen. Er sollte in die Zukunft denken und der Energieverbrauchsvermeidung, der energetischen Sanierung und dem Einsatz modernster dezentraler Technik das Wort reden. Denn diese Energieverbrauchsvermeidung wird seinen Bürgern im Alter die horrenden Kosten für die Wärmeversorgung sparen. Aber wie so viele Bürgermeister, siehe Österreich, Freilassing, Gräfelfing und Prien am Chiemsee glitzern bei den politischen Entscheidungsträgern die Euro-Zeichen in den Augen. Der Verstand wird ausgeschaltet.
Unter der Website-Adresse http://www.fernwaerme-prien.de können alle Interessierten hoch interessante Informationen abholen. Und jeder potentielle Anschließer sollte sich bewusst sein, dass er in eine Abhängigkeit schlittert die er nicht mehr los wird.
Bestes Beispiel die Gemeinde Fridolfing in Oberbayern. Preissteigerung innerhalb eines Geschäftsjahres schlappe 43 Prozent. Und die nächste Preisrunde ist bereits angesagt, da der Brennstoff nicht kostendeckend geliefert werden kann. Die regionale Beschaffung ist bereits nach einem Jahr schon nicht mehr gesichert. Die Ukraine hat aber genug von dem Zeug – oder?
Aus dem Traunsteiner Tagblatt/ Juni ’12
Fernwärmepreis muss angepasst werden
Gebühren erhöhen sich um rund sieben Prozent – Aus der Sitzung des Traunreuter Werkausschusses
Traunreut. Die Fernwärmenutzer in der Stadt Traunreut müssen ab Juli tiefer in die Tasche greifen. Die Verbrauchsgebühren werden um rund sieben Prozent angehoben. Zurückzuführen ist die Erhöhung insbesondere auf die gestiegenen Holzpreise. Vom Werkausschuss wurden die neuen Gebühren in seiner Sitzung mitgetragen.
Nach Aussagen des Technischen Leiters der Stadtwerke Franz Hagenauer, müssen die Arbeitspreise bzw. Verbrauchsgebühren Vierteljährlich angepasst werden. Im Vergleich zum vierten Quartal 2011 sei vor allem der Holzpreis um über 25 Prozent gestiegen und der Heizölpreis um über fünf Prozent. Daraus resultierend mussten die Verbrauchsgebühren für die Fernwärme neu festgelegt werden. Die Berechnung für das dritte Quartal (Juli bis September) ergab eine Erhöhung von 7,38 Prozent. Hagenauer hofft, dass die Fernwärmegebühren durch die zwischenzeitlich gefallenen Holz- und Heizölpreise im nächsten Quartal (Oktober bis Dezember) wieder gesenkt werden können. Die neuen Gebühren müssen noch vom Stadtrat abgesegnet werden (…)