Stefan Dettl und seine Jungs machen diesen Sommer einen auf Hippie. Lange Haare, bärtige Gesichter, Blumenhemden. Freiheit, Woodstock, San Francisco – und alle haben sich lieb. Ein „Sommer der Liebe“ soll’s werden, ein „Summer of Love“. Was jedoch nicht heißt, dass der Weichspüler jetzt höher dosiert worden wäre, im Gegenteil: Nachdem auf dem Debütalbum die rockigen Elemente bereits den Ton angegeben haben, dominieren diese auch auf dem Nachfolger.
Denjenigen, die häufiger auf Dettl-Konzerten vertreten sind, kommt dabei die eine oder andere Nummer schnell bekannt vor. So gehören etwa das ohrwurmhafte und trompetenschwangere „Des bassd ned“, das gefühlvolle und hymnische „Stoana“ oder auch das fetzig-dynamische „Rock“ schon seit einiger Zeit zum Live-Repertoire der Südbayern. Die einen freut’s, weil sie die Lieder nun endlich auf Tonträger haben – und sooft hören können wie sie wollen. Die anderen denken hinter vorgehaltener Hand: Das ein oder andere neuere Stück mehr hätte nicht geschadet. So wie „Holzfasslbier“ etwa, das mit coolen Rhythmen in eine funky Richtung geht; „Bei mir“, das leichtlebig daherkommt, easy und sanft dahingetragen von den Blechbläsern Jörg Hartl und Andi Huber; oder auch das punkige und bestens zum Pogen geeignete „Tanzen mit Dir“.
Vieles richtig gemacht auf dem neuen Album
Es darf festgehalten werden: Dettl und Co. haben auch beim zweiten Album vieles richtig gemacht: Sich das typisch Boarische bewahrt, eine gute Mischung gefunden aus rockig-schnellen und langsam-gefühlvollen Titeln – und zudem wieder eins vermittelt, um was es bei dem Projekt an vorderster Stelle geht: den Spaß. Textlich versteht man den Stefan nicht immer, weil er teilweise schneller singt als sein Schatten. Aber das kennen wir ja von LaBrassBanda – und macht bei der Power, die der 31-Jährige vor allem auf der Bühne rüberbringt, dem tanzwütigen Zuhörer so rein gar nichts aus. Und für ein „da dam, da-da damm“ reicht’s immer.
Ob das Experiment „Dettl goes Hippie“ geglückt ist? Rein äußerlich auf jeden Fall schon mal. Der „Johnny Depp des Chiemgaus“ und seine Jungs kommen so daher, wie man eben im Sommer `67 dahergekommen ist. Aber auch musikalisch kauft man den Senkrechtstartern das Hippie-Konzept ab – zumindest um einiges eher, als bei so manch anderen Konzept-Projekten.
Stephan Hörhammer
-> Lest dazu auch unser Dettl-Interview in der „NBW“