Freyung-Grafenau. Sind Elektroautos tatsächlich so gut wie Prof. Dr. Wolfgang Dorner im Hog’n-Interview behauptet? Hog’n-Redakteur Stephan Hörhammer hat die Probe aufs Exempel gemacht und beim letzten Sonnytag in Freyung einen Renault Twizy getestet. Den komfortablen Mittelklassewagen Nissan Leaf und den vor Kraft strotzenden Tesla Roadster haben Franz Dankesreiter und dessen Sohn Franz Dankesreiter jun. aus Elsenthal einmal genauer unter die Lupe genommen (siehe Videos).
Der Renault Twizy im Test
„Ich habe mir das kleinste Exemplar ausgesucht, weil es beim E-Auto ja nicht auf die Größe ankommt, sondern auf die Leistungsfähigkeit. Obwohl der Renault Twizy mit 2,34 Metern Länge nicht merklich größer ist als ein Motorrad, sitze ich recht bequem. Meine Beifahrerin, eine Assistentin vom Technologiecampus, behauptet das gleiche. Wobei, etwas gewöhnungsbedürftig ist es ja schon, wenn sich die Beine des Beifahrers, der beim Twizy hinter einem sitzt, links und rechts an den Vordersitz schmiegen. Dennoch habe ich das Gefühl, in einem Auto zu sitzen. Nach einer kurzen Einführung durch die Assistentin geht’s auch schon los. Zündschlüssel umgedreht und … ähm, hallo, ich hör‘ ja gar nichts? Ist der Wagen schon „on“? Kann ich losfahren? Das generelle Fehlen von Motorengeräuschen ist anfangs sehr irritierend … egal: Handbremse gelöst, Fußbremse wegen Automatik-Schaltung getreten, losgelassen – und dahin geht’s.
Ich gewöhne mich recht schnell an das Fahrverhalten des Twizy und erlebe, was ich bis dato für wenig möglich gehalten hätte: Das Fahren mit einem Elektroauto, noch dazu mit einem so kleinen Flitzer, kann tatsächlich wahres Fahrvergnügen bereiten. Erste beruhigende Momente: Die Beschleunigung ist ganz ordentlich, bremsen tut er auch. Obwohl das zweisitzige Elektroauto recht klein ist, liegt es auf dem Weg von Freyung in die Boxleitenmühle gut in der Kurve.
Auch in punkto Beschleunigung kommt der Twizy mit seinem 17 PS starken Elektromotor und bei einem Gewicht von 375 Kilogramm (ohne Batterien) an einen Kleinwagen heran. Schluss ist jedoch schon bei Tempo 90 – mehr ist nicht drin. Ein Nachteil: Da das Mobil keine Fensterscheiben hat, wird es sehr schnell etwas lauter in der Fahrerkabine – und die Unterhaltung mit der Expertin vom Technologiecampus zunehmend einsilbiger. Außerdem: Der Fahrtwind ist auf Dauer nichts für Zartbesaitete. Auf längeren Strecken dürften die Augen schnell rot werden. Klimaanlage ist logischerweise keine vorhanden. Das Klima ist der ständige Begleiter …
Fazit: Auch wenn ich die Fahrt mit dem Twizy sehr genossen habe, ist er mir schlichtweg eine Nummer zu klein. Kurze Strecken sind hier gefragt, zum Einkaufen fahren etwa ist er optimal. Allzu weit würde man mit ihm ohnehin nicht kommen: bei normaler Fahrweise braucht er nach 100 Kilomtern neuen Saft. Der Wagen ist vor allem empfehlenswert als Stadtauto und als Alternative zu einem Roller. Schließlich hat er mit einer Breite von 1,23 Metern einen absolut unschlagbaren Vorteil: Einen Parkplatz findet man damit immer!“
Der Nissan Leaf im Test
Weil Elektroauto nicht gleich Elektroauto ist, hat Franz Dankesreiter sen. aus Elsenthal bei Grafenau für uns den Nissan Leaf ausprobiert. Das rund 100 PS starke E-Auto erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 150 Kilometer pro Stunde und kann immerhin eine maximale Reichweite von 150 Kilometern vorweisen. Fürs Aufladen benötigt er ungefähr 8 Stunden, mit einer Schnellladestation ist der Leaf bereits nach 20 Minuten wieder einsatzfähig. Um die 44 000 Euro kostet der Mittelklassewagen.
Der 74-Jährige zeigte sich nach der Testfahrt regelrecht begeistert. Zwei bis dreimal die Woche fährt er nach Grafenau. „Da wäre ein Elektroauto schon praktisch.“ Überhaupt sei dies schon seit langem ein Traum von ihm. Allerdings braucht er dann eine PV-Anlage auf dem Garagendach, schließlich möchte er ja seinen eigens produzierten Strom in das Auto einspeisen. Autarkie und Unabhängigkeit heißen die Schlagwörter. Doch vor diesen Kosten scheut er sich noch. Und außerdem: „Ob sich das für mich alten Mann noch rentiert?“ Wer dem Franz bei der Testfahrt zuschauen will, klickt einfach den Hog’n-Clip in der rechten Spalte an!
Wer mehr über Elektroautos wissen möchte: Das Hog’n-Interview mit Prof. Dr. Dorner vom Technologiecampus Freyung informiert ausführlich über Vor- und Nachteile von Elektroautos. Weiterhin gute Fahrt!
Stephan Hörhammer & Dike Attenbrunner
Voraussichtlich am 18.2. wird mir bei Auto Leebmann in Passau für 5 Monate ein E-Mini im Rahmen des Forschungsprojektes E-Wald übergeben. Dann darf ich als Testfahrerin meine eigenen Erfahrungen mit der neuen Technik machen. Kostenlos ist diese Erfahrung nicht, zahlt man doch immerhin 400 Euro Nutzungsgebühr im Monat! Aber mein Mann und ich haben das Ziel, mit unserem Einfamilienhaus in der Nähe von Passau weitgehend energie-autark zu werden, dazu gehört auch, in der Zukunft evtl. einen solchen Wagen zu fahren und ihn mit eigenem Strom zu betanken.
Viele Grüße in den Woid,
Christa Gottinger