„Mein Tipp für Existenzgründer: Gegen den Strom schwimmen“
Und wenn Sie zehn Jahre vorausblicken? Wo steht das Unternehmen Thomas Krenn dann?
Ich sehe uns in zehn Jahren immer noch hier an diesem Standort, mit zwei weiteren Anbauten. Für den ersten sind die Weichen gestellt, auf der rückwärtigen Seite des bestehenden Gebäudes wird ein genauso großes errichtet, sodass uns nach der Fertigstellung rund 5000 Quadratmeter für Produktion, Lager und Verwaltungsflächen zur Verfügung stehen. Selbstverständlich wird auch die Zahl der Beschäftigten mitanwachsen. Aktuell haben wir gemeinsam mit unseren Kollegen aus Österreich mehr als 100 Leute angestellt – und sind permanent auf der Suche nach geeignetem Personal. Wir wollen uns natürlich kontinuierlich steigern in punkto Beratungs-, Service- und Supportqualität.
Welchen Rat würden Sie Neugründern heute mit auf den Weg geben, die das „Abenteuer“ Bayerischer Wald als Firmenstandort in Betracht ziehen?
Mein Tipp: Gegen den Strom schwimmen. Denn je mehr Leute uns damals von unserem Vorhaben abgeraten haben, desto sicherer waren wir uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Als Start-Up muss man immer Risiken eingehen, darüber muss man sich im Klaren sein. Da darf man nicht von 9 bis 17 Uhr immer nur Dienst nach Vorschrift machen – und vor allem auch nicht immer nur aufs Geld schauen. Ich höre häufig, dass sich Leute nur selbständig machen, weil sie viel Geld verdienen wollen. Das war nie unser vordergründiges Ziel.
Im Vordergrund muss immer die Frage stehen: Was wünscht sich der Kunde? Was gibt es in dieser Form noch nicht auf dem Markt? Wichtig dabei ist, dass man sich auch immer wieder hinterfragt, was man sich selbst wünscht und wo man Handlungsbedarf sieht. Ich kann den Standort Bayerischer Wald jedem wärmstens empfehlen, der vorhat sich selbständig zu machen: gute Logistik, fleißige Arbeiter, relativ kostengünstige Faktoren – und außerdem ist es wunderschön hier. Genau das bekomme ich immer wieder von unseren Geschäftspartnern bestätigt, die sagen: „Ihr habt’s richtig gut hier – mitten auf der grünen Wiese, umgeben von einer traumhaften Landschaft.“ Es stimmt schon: Wir arbeiten da, wo andere Leute Urlaub machen.
Was ist wichtig, um angesichts der heutigen allgemeinen Marktlage bestehen zu können?
Ich sage immer: Aufpassen auf die Kosten! Deswegen habe ich von meinen Kollegen den Namen „Spar-Maier“ oder auch „Geiz-Maier“ bereits bekommen (lacht). Mit 500 Euro haben Max Wittenzellner und Thomas Krenn damals angefangen, mit ihrem eigenen Geld.
Das heißt, sie haben am Anfang jeden Cent erwirtschaften müssen – und den Gewinn sofort wieder in die Firma reinvestiert. So ist der Betrieb gewachsen und so wird das heute noch bei uns praktiziert: Wir geben das Geld nicht mit vollen Händen aus, nur weil wir heute ein paar Millionen Euro mehr Umsatz machen. Sondern wir achten darauf, dass etwa die Heizung nicht unnötig läuft (lacht). Gerade auf die Kleinigkeiten kommt es an – das ist auch bei unseren Mitarbeitern in Fleisch und Blut übergegangen. Meine Eltern haben mir beigebracht: Spare in den guten Zeiten, dann hast du in der Not. An diesen Leitsatz halten wir uns. Besonders in konjunktur-abhängigen Branchen wie der unseren ist dies wichtig.
„Quereinsteiger sind bei uns immer willkommen“
Auf was kommt es besonders in Ihrem Segment an, um erfolgreich zu wirtschaften?
Ein Online-Shop von unserem Format ist extrem transparent, das heißt: Andere Mitberwerber sehen sehr genau, was wir machen und wie wir’s machen. Das bedeutet wiederum: Wir werden häufig von kleineren Mitbewerben kopiert – und das zum Teil auf eine fast schon dreiste Art und Weise. Wir dürfen deshalb nicht stehen bleiben und müssen uns permanent weiterentwickeln, denn nur dann kann man sagen: Das ist das Original und das ist die Kopie. Es dauert bei uns im Schnitt keine drei Wochen, bis wieder ein Teilbereich grundlegend verändert wird.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um Vorsitzender der Thomas Krenn AG zu werden, Herr Maier?
Ich denke, es ist wichtig kein typischer Vorstand zu sein – keine graue Eminenz im Anzug. Wir kommen im Sommer gerne mal in kurzen Hosen, T-Shirt und Flipflops ins Büro. Was ich damit sagen möchte: Man darf nicht die Bodenhaftung verlieren, sonst entwickelt man sich schnell zu einem Spinner fernab jeglicher Realität. Klar, im operativen Geschäft muss man häufig Kompromisse eingehen.
Meine Arbeit im Vorstand ist ohnehin mehr strategischer Natur und hat weniger mit Technik zu tun. Das heißt: Viele Dinge, die momentan passieren, hatten wir vor zwei, drei Jahren bereits so geplant. Wir sind also bei vielen Sachen vom Kopf her schon zwei, drei Jahre weiter. Zusammengefasst: Bodenständigkeit, strategisches Denken, kaufmännisches Geschick – und natürlich Spaß an der Sache. Wenn der Spaß nicht mehr ist, könnt ich’s nicht mehr machen. Ich muss jeden Tag beim morgendlichen Blick in den Spiegel sagen können: Ich stehe hinter dem, was ich mache.
Werden bei Thomas Krenn ausschließlich Fachkräfte eingestellt – oder hätten auch Quereinsteiger eine Chance?
Quereinsteiger sind bei uns immer willkommen. Ein Mitarbeiter im Support war vor seiner Zeit bei Thomas Krenn Gemüseverkäufer. Bei uns kommt es eben in erster Linie darauf an: Die Leute müssen Spaß an der IT haben und sich damit beschäftigen wollen. Diejenigen, die sich auch privat mit der Materie auseinandersetzen, sind für uns häufig die besten Mitarbeiter.
Warum? Weil es keine Fachkräfte aus dem Server-Umfeld gibt. Es gibt keine klassische „Server-Ausbildung“, sondern die Leute, die wir suchen, verfügen über ein breites Spektrum an IT-Grundwissen und basteln gerne in ihrer Freizeit mit Computerelementen.
Interview: Stephan Hörhammer