Grainet. „So toll und super ist das alles gar nicht mit dem neuen Baugebiet, wie das der Herr Bürgermeister in dem Interview darstellt.“ Die Aussage stammt von einem – offenbar wenig erfreuten – Anwohner. Mit dem „Herrn Bürgermeister“ ist Grainets Rathaus-Chef Kaspar Vogl gemeint, der sich vor wenigen Wochen mit dem Hog’n unter anderem über das Neubaugebiet „Erlwies“ unterhalten hatte. Eine Einzelanfrage sei dazu eingegangen, in deren Folge seitens der Kommune der Plan gefasst wurde, das gesamte Areal umzuwidmen. „Die Gemeinde hat die Fläche gekauft, erschlossen und bietet sie nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens als Baugrund an“, berichtete Bürgermeister Vogl. Vorgänge, die dem Anwohner, der sich an die Hog’n-Redaktion wandte, so gar nicht schmecken…
Dieser behauptet etwa, dass es im Vorfeld der Ausweisung nur mangelhafte bis gar keine Informationen seitens der Gemeinde gegeben habe, „alles still und heimlich“ abgelaufen sei. Die Anwohner seien in Sachen Neubaugebiet „vor vollendete Tatsachen“ gestellt und „überhaupt nicht gefragt“, etwaige spätere Einwände gar als „abenteuerlich und haltlos“ abgeschmettert worden.
Anwohner: „Desinformation – Pseudo-Planung – Naturzerstörung“
„Auf Biegen und Brechen“, so der Beschwerdeträger, habe man das Baugebiet „durchboxen“ wollen – ohne im Vorhinein zu wissen, ob dies an jener Stelle überhaupt möglich sei. Von einer „Pseudo-Planung“ seitens der Verwaltung ist die Rede, damit das Landratsamt das Vorhaben in jedem Fall genehmige. Bereits bestehende Grundstücke seien dabei mit Häusern beplant worden, um der Genehmigungsbehörde ein lückenloses Neubaugebiet präsentieren zu können. „Es besteht dazu jedoch kein Einverständnis bzw. keine Abgabebereitschaft seitens der Grundstückseigentümer.“
Der Anwohner behauptet weiter, dass die entsprechenden Fachstellen am Landratsamt erst zu einem Zeitpunkt konsultiert worden seien, nachdem das Grundstück von der Gemeinde erworben worden war. Zudem sei ungeklärt, ob weitere Kosten auf die Anwohner des Neubaugebietes zukommen werden, ob es im neuen Baugebiet Spielplätze geben werde – und wie sicher denn die Schulkinder zur Bushaltestelle gelangen würden. Ebenso wenig stehe fest, ob entsprechende Ausgleichsflächen geschaffen würden – der Anwohner wirft der Verwaltung generell eine sinnlose „Naturzerstörung“ vor, da es ohnehin genügend freie Bauplätze im Gemeindegebiet gebe.
Auch der Ankaufspreis – die Kommune hatte die zuvor landwirtschaftlich genutzte Fläche zum Preis von 285.000 Euro (inklusive Notar- und Grundbuchkosten) erworben – stoße dem Anwohner sauer auf („für teueres Geld gekauft“). „Und dies alles nur wegen einer einzigen Anfrage?“
„Im Vorfeld: Bürgeranfragen situativ erklärt und beantwortet“
Konfrontiert mit den Vorwürfen, versucht Bürgermeister Kaspar Vogl den Ablauf möglichst „sachlich und zeitlich geordnet“ zu erklären. „Es ist richtig, dass eine Einzelanfrage bzgl. einer Genehmigung in gewisser Weise die Initialzündung zu diesem Projekt war. Nach einer Information, der Besitzer würde das Grundstück veräußern, wurden erste Kontakte geknüpft, um den Wahrheitsgehalt der Information zu prüfen.“
Im Anschluss sei im Gemeinderat der Sachverhalt vorgestellt und beraten worden, zumal man sich unter den politisch Verantwortlichen einig gewesen sei, nach zwanzig Jahren wieder einmal – wie in anderen Gemeinden auch – ein Baugebiet auszuweisen, so Vogl. Daraufhin sei im Landratsamt über die Realisierbarkeit des Vorhabens beraten worden – dem Rathaus-Chef zufolge wurde die Genehmigung bei einem geordneten geschlossenen Baugebiet in Aussicht gestellt.
Nach der erneuten Beratung im Gemeinderat wurde laut Vogl schließlich ein Planungsbüro damit beauftragt, die Gebietskulisse ohne Einschränkungen und Vorgaben zu beplanen. Als nächster Punkt stand die Änderung des Flächennutzungsplans und die Erstellung eines Bebauungsplans an. „Der Plan wurde den betroffenen privaten Grundstücksbesitzern vorgestellt – Zustimmung wurde erteilt“, versichert der Bürgermeister.
In der Folge habe der Gemeinderat den Kauf des Grundstückes, das sich auf ca. 1,2 Hektar beläuft, beschlossen. „In der vorgezogenen Bürgerbeteiligung wurden mit den Anliegern die Probleme und Wünsche besprochen und anschließend entsprechend in den Plan eingearbeitet bzw. dieser korrigiert. Bereits im Vorfeld wurden Bürgeranfragen situativ erklärt und beantwortet.“
„Derzeit gibt es sechs Anfragen, vier davon von Familien“
Die Gemeinde, so Vogl, könne einen Spielplatz zur Verfügung stellen. Eine Bushaltestelle sei an der Vorderfreundorfer Straße geplant. Nachdem es seit kurzem eine Änderung im Baugesetz gebe, wonach Kommunen unter bestimmten Voraussetzungen auf die Bereitstellung einer Ausgleichsfläche verzichten könnten, werde diese Möglichkeit in Anspruch genommen, berichtet der Graineter Rathaus-Chef.
„Derzeit gibt es sechs Anfragen, wovon vier von Familien sind, überwiegend einheimische.“ Der Quadratmeter-Preis liege bei 65 Euro für ein erschlossenes Baugrundstück. Die Gemeinde könne momentan drei Bauplätze in Vorderfreundorf anbieten. „Das Angebot an privaten Baugrundstücken ist deutlich größer – aber Angebot und Nachfrage sind hier wenig deckungsgleich“, so Vogl.
da Hog’n