Hinterschmiding/Kohlstatt. Wer hat diese Situation nicht auch schon mal erlebt: ein lauer Sommerabend, eine gemütliche Runde mit Freunden und – zu fortgeschrittener Stunde – das spontane Bedürfnis den Grill anzuwerfen. Doch woher jetzt noch das Grillfleisch oder die Grillwürstl für den willkommenen Abendsnack nehmen? Die beiden Jung-Metzgermeister Johannes (21) und Michael Fastner (23) – landläufig besser bekannt als die „Behm-Koarei-Buam“ – haben die Antwort auf diese Frage parat: Denn seit dem 1. Dezember befindet sich direkt vor der familieneigenen Metzgerei in Kohlstatt (Gemeinde Hinterschmiding) ein original „Behm-Koarei-Wuaschdautomat“ (Wurstautomat). Ähnlich dem Prinzip eines Getränkeautomaten kann man sich dort rund um die Uhr u.a. schmackhaftes Glaslfleisch, Gseijchds (Geselchtes) oder Griebenschmalz „rauslassen“. Eine pfiffige Idee, die zumindest im Bayerischen Wald bis dato einzigartig ist.
„Die Überlegung, ein solches Gerät anzuschaffen, hatten wir schon lange“, erklärt Johannes Fastner, der bereits mit 19 Jahren seinen Meisterbrief für das Metzgerhandwerk in Händen hielt. „Doch lange wussten wir nicht, wie wir das Ganze umsetzen sollen“, ergänzt sein Bruder Michael. Beide betonen, dass sie den traditionsreichen Familienbetrieb im Sinne ihres Papas, Opas und Uropas weiterführen wollen. Dennoch zeigen sich die jungen Männer Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen. „Mit der Zeit gehen – mal was ausprobieren“, lautet eins ihrer Mottos. Direkt an der B12, zwischen Sonndorf und Heldengut gelegen, gehören viele (auch zufällig) Vorbeifahrende zu ihrer Kundschaft. Und um diese auch außerhalb der Ladenzeiten mit Produkten, die die Fastners ausschließlich selber herstellen, zu versorgen, haben sie eben diesen Wuaschdautomaten aufgestellt. „Zunächst ist das mal ein Versuch. Doch wir sind überzeugt, dass dieses Angebot in Anspruch genommen wird.“
„Hygienisch einwandfrei. Alles entspricht den EU-Vorschriften“
Klingt einfacher, als es eigentlich ist. Denn natürlich können nicht in irgendeinem x-beliebigem Schrank mit Münzeinwurf Wurst und Fleisch einfach so abgelegt werden. Über einen regionalen Anbieter sind sie auf ein Gerät gestoßen, das sowohl mit einer Heizung als auch mit einer Kühlung ausgestattet ist. So kann sichergestellt werden, dass immer die gleiche Temperatur im Inneren herrscht. Eine UV-abweisende Scheibe sorgt dafür, dass die leicht verderblichen Waren vor Sonnenstrahlen geschützt bleiben. „Der Automat ist hygienisch einwandfrei und entspricht allen EU-Vorschriften“, unterstreicht Michael Fastner.
Rechtlich ist also alles geklärt. Nun liegt es an den beiden gewitzten Metzgermeistern, nach und nach herauszufinden, was das kulinarische Waidler-Herz begehrt. Aktuell befinden sich im Wurstautomaten der kalten Jahreszeit angepasste Produkte – unmittelbar vor Weihnachten kommen dann Schweinswürstl hinzu. Im Sommer gibt’s dann Grillfleisch und – würstl. „Es wird sich erst mit der Zeit herausstellen, welche Waren wir anbieten“, blickt Johannes Fastner in die Zukunft, der gleichzeitig versichert, dass Maschinen wie der Wuaschdautomat bei der Metzgerei Fastner nie den Menschen vollkommen ersetzen werden. „Es wird weiterhin Verkäuferinnen und ein nettes Gespräch an der Ladentheke geben.“ Bleibt nur zu hoffen, dass diejenigen, die den Automaten bedienen wollen, auch genügend Kleingeld dabei haben…
Helmut Weigerstorfer