Zwiesel/Freyung. Mit einem Offenen Brief, der am vergangenen Sonntag auf der Homepage der Stadt Zwiesel veröffentlicht wurde und tags darauf bei Facebook die Runde machte, hatte sich Rathaus-Chef Franz Xaver Steininger an seinen Freyunger Bürgermeisterkollegen Dr. Olaf Heinrich gewandt. Titel: „FNBW für den Bezirk Niederbayern gut – und für die Stadt Freyung nicht gut genug!?“ Hintergrund ist eine vor Kurzem u.a. in der Tageszeitung erschienene Pressemeldung des Bezirks Niederbayern, in der geschrieben steht, dass sich Heinrich – in seiner Rolle als Bezirkstagspräsident – „über die Arbeit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald und die Entwicklung des Tourismus“ bei einem Ortstermin informiert hatte.
Heinrichs pressewirksam inszenierter Besuch beim FNBW-Aufsichtsratsvorsitzendem Schreiner hatte Steininger „mit großer Verwunderung“ wahrgenommen, wie dieser in seinem Offenen Brief schildert. Sein Vorwurf: „Als Bezirkstagspräsident machen Sie dort Werbung für die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Sie betonen unter anderem die Wichtigkeit des Tourismus für die Region. Das ist natürlich einerseits zu begrüßen, andererseits frage ich mich, warum Sie als Bürgermeister der Stadt Freyung den Beitritt zu eben dieser Marketing-Organisation nach wie vor verweigern. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der offen zur Schau getragenen Kritik an meiner Haltung zur FNBW bemerkenswert.“
„Kritik damit in Verbindung zu bringen, ist nicht nachvollziehbar“
Mit der „offen zur Schau getragenen Kritik“ nimmt Steininger Bezug auf die Aussage des Aufsichtsratsvorsitzendem Schreiner, der laut Pressemeldung im Gespräch mit Heinrich Folgendes gesagt hatte: „Die FNBW ist sehr erfolgreich. Darin sind sich zwölf der 13 Bürgermeister einig“. Schreiner spielt hierbei auf das Verhalten von Zwiesels Rathaus-Chef Steininger an, der bekanntermaßen ein entschiedener Gegner der FNBW ist und sich seit Längerem für den Austritt Zwiesels aus dem Bayerwald-Tourismusverbund starkmacht (da Hog’n berichtete).
Die Antwort des Freyunger Bürgermeisters und Bezirkstagspräsidenten ließ nicht lange auf sich warten. Heinrich teilte (am Montag) seinem Zwieseler Kollegen folgende Zeilen mit:
„Lieber Herr Kollege,
auch wenn es alles andere als üblich ist sich per offenem Brief zu unterhalten – übrigens hatte die PNP den Brief offenbar eher als ich selber als Adressat vorliegen – möchte ich in der Sache gerne Stellung beziehen.
1.) Wenn Sie monieren, dass „Offene Kritik an Ihrer Haltung zur FNBW“ in dem Artikel geäußert wird, dann sollten Sie berücksichtigen, dass diese von Bürgermeister Herbert Schreiner und nicht von mir geäußert wurde. Seine Kritik mit der Haltung der Stadt Freyung in Verbindung zu bringen, ist weder logisch noch nachvollziehbar.
2.) Selbstverständlich ist es möglich, dass ich mich als Bezirkstagspräsident über die Entwicklung der FNBW im Herbst 2016 informiere und mir berichten lasse, dass sich diese gut entwickelt. Genauso logisch ist auch, dass die vor Jahren getroffene Entscheidung des Freyunger Stadtrates, der FNBW nicht beizutreten, von mir respektiert wird. Diese Entscheidung ist nicht nur Jahre her (und angesichts der damals verfügbaren Fakten getroffen worden), sie macht es natürlich auch nicht unmöglich, dass ich als Vertreter der gesamten Region heute positive Entwicklungen sehe, die ich vielleicht vor Jahren so nicht erwartet habe.
3.) Eine positive Bewertung der FNBW lässt logischerweise auch nicht den Schluss zu, dass jede Kommune im Bayerischen Wald für einen Beitritt geeignet ist. Die Kreisstadt Freyung grenzt beispielsweise im Gegensatz zu vielen Mitgliedsgemeinden in FRG nicht an den Nationalpark an.
Gerne stehe ich Ihnen – wie auch in der Vergangenheit – gerne für persönliche Abstimmungen zur Verfügung. Denn mir liegt viel an einer engen, kooperativen Zusammenarbeit in der Region und an einer positiven Entwicklung des Tourismus.
Mit besten Grüßen aus Landshut
Ihr Olaf Heinrich“
„Zwiesel grenzt auch nicht direkt an den Nationalpark“
Franz Xaver Steininger, den das Onlinemagazin da Hog’n umgehend um Stellungnahme zu Olaf Heinrichs Erwiderung auf seinen Offenen Brief gebeten hatte (und der dieser Bitte – einmal mehr – nicht nachgekommen war), äußerte sich am Dienstagvormittag schließlich via Facebook zum Artikel in der Tageszeitung, die in ihrer Dienstagsausgabe ebenfalls über die Auseinandersetzung der beiden Stadtoberhäupter berichtet:
Steininger erwidert die Aussage Heinrichs in der Tageszeitung, dass der Brief bei ihm nicht angekommen sei, damit, dass das Schreiben auch per Telefax zugestellt worden wäre. Heinrichs Feststellung, dass Freyung nicht direkt an den Nationalpark angrenze, kontert Steininger mit dem Satz: „Zwiesel grenzt auch nicht direkt an den Nationalpark.“
Den im Zeitungsbericht seitens Heinrich vorgebrachten Einwand, dass ein möglicher Beitritt Freyungs zum Tourismusverbund „nach Abschluss der Aufbauphase der FNBW zu gegebener Zeit diskutiert werden müsse“, kommentiert Steininger wie folgt: „Ein schöner Abschlusssatz, die Stadtratsmehrheit von Zwiesel hat beschlossen, mit ca. 25 Prozent die regionale Aufbauarbeit auch für die Landkreisgemeinden Freyung-Grafenau zu bezahlen.“
Kollege Heinrich äußerte sich dazu wiederum direkt unter Steiningers Post mit den Worten: „Erst an die Medien schicken und dann per Fax an die Stadt Freyung – ein interessantes Niveau, Herr Kollege!„
Steidem: Funkstille. Vorerst…
da Hog’n
Nachdem ich als Vorsitzender des Aufsichtsrates der FNBW wieder einmal für eine Aussage die ich getätigt habe in der Kritik stehe möchte ich schon eine kurze Stellungnahme dazu abgeben.
Als ich im Gespräch mit Dr. Olaf Heinrich gefragt wurde, wie es in der FNBW derzeit ausschaut habe ich gesagt:
„Die FNBW ist sehr erfolgreich. Darin sind sich zwölf der 13 Bürgermeister einig“.
Ich habe damit nur das wiedergegeben, was zur Zeit in der FNBW Sache ist. Dass das so ist, ist ja allen Beteiligten bekannt und diese Aussage entspricht halt der Wahrheit und die Wahrheit wird man doch wohl noch sagen dürfen.