München/Freyung. Es war eine der bedeutungsvolleren Nachrichten des vergangenen Sommers. Und gerade nach dem Amoklauf in München und den Terroranschlägen in Würzburg und Ansbach eine nicht zu verachtende Portion Balsam auf die damals verängstigten Seelen der Bürgerschaft im Bayerischen Wald. Freyung soll ein Trainingszentrum für Polizei-Spezialeinheiten bekommen – diese Meldung verbreitete sich Ende Juli 2016 wie ein Lauffeuer in der Region. „Phantastische Nachrichten für Freyung“, jubilierte Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich sogleich auf seiner Facebook-Seite. Inzwischen sind seit der freudigen Verkündung jener Heilsbotschaft drei Monate ins Land gezogen. Seitdem hat sich nicht viel getan. Keiner weiß, was genau nun wo entstehen soll. Deshalb die Frage: War alles nur Fehlalarm?
Muthmann: „Es darf nicht bei einer Ankündigung bleiben“
Genährt wird diese Vermutung durch eine Pressemitteilung von MdL Alexander Muthmann. Darin kritisiert der FW-Politiker und Freyungs zweiter Bürgermeister, dass der Entwurf des Doppelhaushaltes 2017/18 nur sehr überschaubare Gelder für den Bau eines möglichen Ausbildungsstandorts der Polizei in der Kreisstadt beinhalte. „Es darf nicht bei einer Ankündigung bleiben. Die Staatsregierung muss Geld zur Verfügung stellen, eine schnelle Umsetzung ist dringend notwendig“, fordert Muthmann. Eine Forderung, die sicher viele Landkreis-Bürger teilen. Die vielen offenen Fragen sorgten zuletzt – wie so oft bei solchen Themen – für reichlich Gerüchte. Heiß diskutiert wurde zum Beispiel ein möglicher Standort des Trainingszentrums.
Entsteht ein „Sicherheits-Dreieck“ im Freyunger Norden?
Ein Areal, das dabei immer wieder angesprochen wird, ist das ehemalige Munitionslager („Mun-Lager“) der Freyunger Bundeswehrkaserne. Ende Juli 2016 spekulierte das Onlinemagazin da Hog’n im Rahmen seiner Rubrik „Leid-G’schmatz“, dass die Stadt Freyung das Mun-Lager gekauft haben soll. Bürgermeister Heinrich dementierte dies, machte aber deutlich, dass man an einem Erwerb interessiert und dort ein „extensiv genutztes Freizeitgelände“ angedacht sei. Ein bewusst eingestreutes Ablenkungsmanöver, um die Planungen hinsichtlich des Polizei-Vorhabens in Ruhe fortführen zu können? Hog’n-Informationen zufolge soll nämlich das Mun-Lager bei den Überlegungen hinsichtlich des Trainingszentrums durchaus eine Rolle spielen. Der offensichtliche Vorteil dieses Standorts: die unmittelbare Nähe zur B12. Zudem würde in direkter Nachbarschaft zur Bundeswehr und zum neu geschaffenen Feuerwehrhaus eine Art „Sicherheits-Dreieck“ am nördlichen Ende der Kreisstadt entstehen.
Standort: „Weder Festlegung noch eine engere Auswahl getroffen“
Freyungs Rathaus-Chef Heinrich möchte sich nicht zu diesem Thema äußern: „Bitte wenden Sie sich mit Ihren Anfragen an das Innenministerium. Dieses ist mit den Planungen betraut und kann verlässliche Auskünfte geben.“ Diese Behörde ist für Schutz und Sicherheit im Freistadt zuständig – und somit auch für Polizeiangelegenheiten.
Auf Hog’n-Nachfrage erklärt Michael Siefener, Pressesprecher des bayerischen Innenministeriums, „dass die Standortfrage abhängig ist von den fachlichen Anforderungen. Bisher ist dazu weder eine Festlegung noch eine engere Auswahl getroffen“. Nachdem am 30. Juli die Bayerische Staatsregierung im Rahmen der Ministerratsklausur in St. Quirin beschlossen habe, dass in Freyung ein Trainingszentrum für die Spezialeinheiten eingerichtet werden soll, würden derzeit eben jene fachlichen Anforderungen erarbeitet: „Nach der Feststellung der Nutzungsanforderungen müssen zunächst die Realisierungsmöglichkeiten geprüft werden. Von diesem Ergebnis hängt wiederum der Zeitbedarf für die möglichen weiteren Planungs- und Umsetzungsschritte ab.“
„Für Planungsvorlauf sind zwei Jahre nicht üppig bemessen“
Hört sich zwar alles etwas vage an, dennoch kann man zwischen den Zeilen lesen, dass durchaus an den Versprechungen von Ende Juli festgehalten werden soll. Ein Polizei-Trainingszentrum scheint in absehbarer Zeit möglich. Die von MdL Muthmann kritisierten, im Doppelhaushalt 2017/18 eher spärlich eingeplanten Mittel sind Michael Siefener zufolge lediglich für die entstehenden Planungskosten des Trainingszentrums vorgesehen. „Eine Anlage dieser Größenordnung lässt sich nur auf der Basis einer gründlichen und zukunftsfesten Planung realisieren“, macht der Pressesprecher deutlich – und äußerst sich auch zur zeitlichen Abfolge: „Für den benötigten Grunderwerb und Planungsvorlauf sind zwei Jahre nicht üppig bemessen.“ Heißt: Trainingszentrum für Spezialeinheiten der Polizei – ja. Zeitplan und Standort – weiterhin offen!
Helmut Weigerstorfer