In den vergangenen Tagen ging es dann doch etwas schneller als erwartet in Sachen Temperatursturz und Spätherbst-Feeling. So war es dann auch kein Wunder mehr, dass am Mittwoch die ersten Schneeflocken zu Boden rieselten. Einen wirklichen Wintereinbruch gab es dank der geringen Aprilwetter-Dosis mit immer noch erwärmten Böden freilich nicht – vielmehr sollten wir es als Hinweis verstehen, dass es nun jederzeit so weit sein könnte. In den nächsten Tagen beruhigt sich die Wetterlage wieder etwas, wobei das verantwortliche Tief vorerst über dem östlichen Europa verharrt – und sich dort langsam abschwächt. So wird die kühle Luft zwar zunächst erhalten bleiben, allerdings mit beginnendem Trend zur allmählichen Ewärmung – und das ganz ohne neue Schneeflocken. Wie sich die Wettersituation Anfang Oktober 1994 im Böhmerwald gestaltet hat, darauf werfen wir einen Blick am Ende unserer diesmaligen Hog’n-Wettervorhersage.
Am Freitag befinden sich da Woid und seine Ausläufer weiterhin an der Westseite des bereits erwähnten Tiefs. In einer nordöstlichen Grundströmung, die aber fast bis zur Windstille abflaut, lösen sich die tiefhängendnen Wolken nur zäh bis gar nicht auf. Das Quecksilber steigt dann bei nur wenig Sonnenschein auf maximale Höchstwerte von rund 9 Grad. Zur Feierlaune taugen diese Temperaturen nicht wirklich etwas – immerhin aber ist es im Vergleich zu den Vortagen dann doch ein spürbarer Schritt nach oben. Abgesehen von einigen letzten Regentropfen in der ersten Tageshälfte dürfte der Niederschlag dann auch nicht mehr zur Debatte stehen.
Haben mit Sicherheit schon mildere Tage erlebt…
Der Samstag schmiegt sich wettertechnisch nahtlos an den Vortag an. Schwierig vorherzusagen dürfte die Bildung von Hochnebel-Feldern in den Nachtstunden sein – ebenso die Beantwortung der Fragen, wie weit der Nebel dann von den Tälern aufwärts wandert. Die momentan wahrscheinlichste Variante zeigt nur wenig bis keinen Fortschritt bei der Wetterentwicklung. Das im Osten nach wie vor präsente Tief sorgt weiterhin für nur geringe Sonnenchancen, weshalb das Thermometer auch am ersten Tag des Wochenendes nur Temperaturmaxima im einstelligen Berreich anzeigt. Anfang Oktober haben wir mit Sicherheit schon mildere Tage erlebt. Ein Ergebnis, zu dem auch die Wetter-Experten aus unserem tschechischen Nachbarland gekommen sind.
Auch der Sonntag zeigt sich von seiner überwiegend spätherbstlichen Seite. Bis auf wenige Sonnenstunden wird es wohl auch an diesem Tag wieder hochnebelartig bewölkt bleiben. Mit Niederschlägen ist weiterhin nicht zu rechnen, sodass es zumindest keine Regenschirme braucht, wenn man vor die Tür gehen will. Dieser Zustand bleibt uns bis in die neue Woche hinein erhalten. Erst zur Monatsmitte zeigen sich wieder erste, leichte Tendenzen nach oben. Warten wir’s ab, was da noch kommen mag.
Ein schönes Wochenende wünscht
Hog’n-Wetterfrosch Martin Zoidl
Rückblick auf das Jahr 1994: Winter-Einbruch in Böhmen
Kälteeinbrüche am Oktoberanfang, wie wir ihn derzeit im Bayerischen Wald und auch im Böhermwald erleben, sind durchaus außergewöhnlich. Zu diesem Ergebnis kommen die Wetter-Experten unseres tschechsichen Partnerblogs sumava.eu. Ähnlich kalt war es zu Beginn des Monats Oktobers zuletzt im Jahr 1994, wie sich Antonin Vojvodik, Ivo Rolcik und Jenda Prochazka erinnern.
„Anfang des Monats hatten wir im Jahr 1994 noch Temperaturen von mehr als 15 Grad Celsius – aber dann war es schnell sehr kalt und es begann zu schneien. Am Hliniště waren es zwei Zentimeter“, blickt Wetter-Experte Jenda Prochazka auf die damalige Wetterlage zurück. „Vom Churanov wurden damals drei Zentimeter gemeldet. Stärkeren Schneefall gab es dann am 7. Oktober, als teils schreckliche Straßenverhältnisse herrschten. Unbefahrbar war die Straße zwischen Winterberg und Freyung sowie zwischen Prachatitz und Volary. Bis zum Morgen waren 17 Zentimeter Schnee in Horni Vltavice und 20 Zentimeter in Kvilda gefallen – Strážný meldete neun Zentimeter. Doch am Großen Arber waren’s nur fünf. In Kvilda oder Horni Vltavice war es bis zum 11. Oktober weiß – danach machten Temperaturen von mehr als zehn Grad Celsius der Schneedecke wieder den Garaus.“
Antonin Vojvodik, der im Böhmerwald unter dem Namen „Jäger des Frosts“ bekannt ist, erinnert sich daran, dass es in Winterberg 1994 bereits am 6. Oktober geschneit hatte. „Am Morgen war im Zentrum der Stadt alles weiß.“ Die Niederschlagsmenge war dabei sehr gering. Doch bereits tags darauf, am 7. Oktober, begann es sehr heftig zu schneien – sodass bis zum Morgen des 8. Oktobers in Winterberg 16 Zentimeter Schnee gefallen waren. Die Schneedecke war die nächsten drei Tage vorhanden. In Breznik (Pürstling) hatte es 20 Zentimeter Neuschnee.
Auch Šumava-Kenner Ivo Rolcik erinnert sich an die Situation im Jahr 1994 – er hatte die Daten rund um den Lipno-Stausee damals gesammelt. „Die Temperaturen sanken in der Nacht zum 7. Oktober in Cerna v Posumavi auf minus fünf Grad Celsius. Nachmittags hatte es zu schneien begonnen. Tags darauf waren es bereits drei Zentimeter. Es folgten weitere 20 frostige Tage in diesem Oktober – seit 1994 gab es kein Jahr mehr, das diese Bilanz hatte toppen können.“
Fotos: Jan Tláskal