Berlin/Freyung.„Zipfeschwinga“, „Schnupfa & Dringa“ oder „Meier & Wimmer“ heißen die Songs der derzeit in Berlin lebenden Jungs von dicht&ergreifend. Mit ihnen rocken sie so manche Volksfest- , Festival- und Konzertbühne. Ihre Musik lässt sich als durchgedrehter Mix aus verrückten DJ-Samples, diversen Instrumenten und extravagantem boarischen Rap beschreiben. Die im Januar 2014 gegründete niederbayerische Band arbeitet momentan an ihrem zweiten Album – und fiebert auf ihr Tourabschlusskonzert im Oktober im Circus Krone hin. Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat sich mit dem fürs Rappen zuständigen „Lef Dutti“ alias Fabian Frischmann unterhalten – ein Telefongespräch über Einflüsse, Vorbilder, Zukunftsaussichten und LaBrassBanda.
Zuallererst: Warum hast Du eine Berliner Vorwahl?
Weil ich da wohne (lacht).
„Nicht wegen der Musik in Berlin“
Hat denn das mit der Musik zu tun? Wie lange wohnst Du schon dort?
Ich bin schon seit acht Jahren in Berlin. Jeder glaubt, wir wohnen erst in Berlin, seit es die Band gibt, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir sind nicht wegen der Musik nach Berlin gezogen, sondern zum Arbeiten bzw. Studieren.
Wie viele Leute seid Ihr bei dicht&ergreifend – und wie alt seid Ihr im Schnitt?
Auf der Bühne sind wir zu fünft: DJ, Tuba, Trompete und zwei Vocals. Wir sind alle zwischen 30 und 35 Jahre alt.
Aber Eure Wurzeln habt Ihr in Bayern. Immerhin rappt Ihr ja auf Bairisch.
Ja sicherlich, wir sind alle in Bayern aufgewachsen. Ich zum Beispiel in Tunzenberg (ein Ortsteil von Mengkofen im Landkreis Dingolfing-Landau – Anm. d. Red.), der George Urquell in Ottering.
Habt Ihr Euch vor der Gründung der Band auch schon gekannt oder hat sich das alles erst durch die Musik ergeben?
Wir kannten uns alle mindestens zehn Jahre bevor die Band entstanden ist. Wir haben die ganze Zeit über auch schon andere Musik gemacht, als wir es jetzt mit dicht&ergreifend tun.
„Jemand, der alles macht, aber nichts kann“
Ihr alle habt Künstlernamen. Deiner lautet beispielsweise „Lef Dutti“. Was hat es damit auf sich?
Lef Dutti ist ein Schimpfwort und bezeichnet jemanden, der alles macht, aber nichts kann. Es kommt eigentlich aus dem Italienischen, durch den österreichen Slang aber wurde das dann ein bisschen verwaschen. Im Endeffekt heißt es nichts anderes wie: ‚Du wirst es schon machen, aber so richtig schaffen eher nicht.‘
Wieso habt Ihr Euch dazu entschlossen, Eure Songs auf Bairisch zu rappen?
Eigentlich war das nur ein Zufallsding, dass wir einen Song auf Bairisch gemacht haben. Der war auch nur als Spaßsong gedacht. Wir haben vorher schon auf Hochdeutsch gerappt, aber nichts veröffentlicht. Ich zum Beispiel rappe seit über zehn Jahren auf Hochdeutsch. George Urquell hatte früher auch ein eigenes Rap-Projekt namens „Senor Goofy“, das ich produziert habe.
Rap war also schon immer Euer Ding?
Ja schon immer. Das Bairische kam eigentlich nur aus Spaß. Wir dachten uns einfach: Machen wir mal was auf Bairisch…
Hat ja dann super funktioniert. Schreibt die Lyrics jemand von Euch aus der Band?
Der, der rappt, schreibt selber. Wir bringen dann das vom jeweils anderen Geschriebene ins Reine und fügen es für den Song zusammen. Das machen wir gemeinsam. Aber erstmal schreibt jeder für sich im Kopf.
Was habt Ihr so für musikalische Vorbilder?
Man kann’s leider überhaupt nicht konkret sagen. Es gibt ohne Ende verschiedene musikalische Einflüsse, auch aus verschiedenen Musikrichtungen.
Stimmt, es sind ja zum Beispiel auch viele elektronische Elemente in Eueren Liedern zu hören.
Und es ist auch viel gesampelt.
„Es gibt viele Vorbilder, aber auch gar keins“
Aber man kann jetzt nicht sagen, dass etwa Snoop Dogg das große Vorbild für Euch ist. Oder jemand in der Art?
Snoop Dogg hört man sich natürlich an, er ist aber kein Vorbild für die Band. Das würde man ja merken. Der Konsument darf sich selbst aussuchen, wer unser Vorbild ist. Das wäre interessant. Im Endeffekt gibt’s viele Vorbilder – und gar keins.
Und was haltet Ihr von Künstlern wie beispielsweise LaBrassBanda?
LaBrassBanda habe ich von Anfang an mitverfolgt. Sobald sie auf kleinen Festivals gespielt haben, war ich mit dabei. Ich hab‘ es anfangs wahnsinnig gefunden, wie sie zu fünft so krass abreißen. Wir haben schon mit ihnen gespielt, kennen die Leute. Die Band ist ein Phänomen. Man kann sie aber nicht mit uns vergleichen. Nur weil sie bairische Texte haben, sind sie uns nicht ähnlich. Es gibt ja viel bayerische Musik. Wir finden sie definitiv gut – doch wie es oft ist: Das erste Album war am geilsten, das zweite nicht mehr so toll – und das dritte ist eigentlich gar nicht mehr unser Fall. Aber wenn man die Band live sieht und vor allem das erste Album hört, gehören die Jungs von LaBrassBanda auf jeden Fall zu den Ausnahmekünstlern.
Was wollt Ihr mit Eurer Musik eigentlich genau aussagen? Ist’s nur Unterhaltung – oder gibt’s auch einen tiefsinnigeren Hintergrund?
Wir machen primär Musik, die unterhält. Gemischt mit Sozialkritik und Sarkasmus, der einem vorhält, was so alles vorgeht in der Welt. Das schwingt bei fast jedem Lied automatisch zwischen den Zeilen mit, selbst wenn es augenscheinlich erstmal nicht ernst oder belehrend sein soll. Es ist allerdings nicht unser Hauptziel, irgendjemanden von etwas zu überzeugen.
Wenn Du zurückdenkst an die vergangengen Jahre: Gibt’s irgendeinen Auftritt, über den man sagen könnte, dass er geilste überhaupt war?
Puh! Eine Top 5 könnte man machen, da wäre auf jeden Fall unser CD-Release in München mit dabei. Dann noch unser Gig in Kiew, der war absolut special und hat sich auch nur durch Zufall ergeben. Im Großen und Ganzen ist es eine Mischung aus Festivals und eigenen Konzerten. Worauf wir auch noch hinfiebern, ist unser Tourabschlusskonzert im Circus Krone.
„Super, wenn welche da sind, die uns nicht kennen“
Ist das nochmal ein größerer Unterschied in Sachen Stimmung, wenn Ihr auf Eurer Tour bzw. auf einem Festival spielt?
Mittlerweile schon, ja. Es kommt dabei immer drauf an, wo wir auftreten. Eigentlich sind wir eher in Bayern bekannt und weniger außerhalb. Wir spielen zwar auch in Berlin und Hamburg, aber vor viel weniger Leuten. Bei einem Konzert in Landshut kommen 600 Leute. Man kann sich vollgas darauf verlassen, dass die ersten zehn Reihen mitrappen. Bei Festivals kennen sie uns und unsere Tracks halt oft nicht so gut. Es ist einfach cool, wenn die Leute mitgrölen. Es ist auch super, wenn welche da sind, die uns nicht kennen und uns dann trotzdem geil finden. Jetzt steht der Sommer an mit vielen Festivals – zum Beispiel auch in Österreich oder Italien.
Beim Pfingst Open Air in Straubing seid Ihr ja auch vertreten.
Das stimmt. Aber außerhalb Bayerns wird’s für uns interessant, ob die Leute uns überhaupt kennen und mitmachen.
Wenn Ihr an die Zukunft denkt – habt Ihr Euch besondere Ziele gesteckt?
Ein besonderes Ziel haben wir eigentlich nicht, das zweite Album ist anspruchsvoll genug. Wir wollen in dem Stil weitermachen. Ohne großartige Veränderungen.
„Ein Jahr hat’s gedauert“
Wie lange habt Ihr gebraucht, um das erste Album fertig zu stellen?
Mit dem Album angefangen haben wir im April oder Mai 2014. Im Mai 2015 kam es dann heraus – also zirka ein Jahr hat es gedauert.
Wann sieht man Euch in baldiger Zukunft wieder mal im Bayerischen Wald?
Weiß ich nicht auswendig (lacht), kann man aber in den Tourdaten nachlesen.
Merci fürs Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Alexander Wölfl
Manche finden es ja affig aber mir gefällt und ich finde es mutig und authentisch in bayrisch zu Rappen. Macht weiter so! LG Marcel