Röhrnbach/Alzesberg. Wieder einmal meldet sich „Anti-Gülle-Aktivist“ Helmut Wagner („Ich werde nicht aufgeben“) zu Wort. Wie er gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“ mitteilt, habe er jüngst vom zuständigen Sachbearbeiter des Landratsamtes Freyung-Grafenau Besuch bekommen. Dieser wollte – in Begleitung von Polizeibeamten – die Qualität des Wassers im Anwesen in Alzesberg prüfen. „Und das, obwohl ich schon seit einiger Zeit Wasser von der Marktgemeinde Röhrnbach beziehe.“
Helmut Wagner hatte eine nötige Bescheinigung nicht zurückgesandt
Kurzer Blick zurück: Infolge einer Überdüngung der umliegenden Wiesen soll nach Aussagen von Helmut Wagner sein hofeigenes Wasser unbrauchbar geworden sein. Das hat der 68-Jährige in einer regelrechten Flut an Briefen und Faxen immer wieder den seiner Meinung nach zuständigen Behörden – unter anderem der Staatsanwaltschaft Passau, dem Bund Naturschutz Passau, dem Landratsamt FRG und der Polizeiinspektion Freyung – mitgeteilt (wir berichteten). Sogar einen Freyunger Beamten habe er bereits angezeigt, da dieser den Tatbestand einer Falschaussage erfüllt haben soll.
Auf Nachfrage des Onlinemagazins „da Hog’n“ bestätigt Landkreis-Pressesprecher Karl Matschiner, dass eine Ortseinsicht bei Helmut Wagner stattgefunden habe. „Es wurde festgestellt, dass Herr Wagner nicht mehr den Vorgaben der Trinkwasserversorgung unterliegt, da er bereits an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen ist.“ Deshalb habe auch keine Untersuchung stattgefunden. Diese wäre auch nicht im Zusammenhang gestanden mit der schon mehrmals von Wagner kritisierten Überdüngung, so Matschiner.
Polizei „zwingend“, um die Situation nicht „eskalieren zu lassen“
Hinsichtlich des Polizeischutzes des Sachbearbeiters beim Termin in Alzesberg erklärt der Behördensprecher: „Eine Begleitung durch Polizeivollzugsbeamte bei Ortseinsichten des Landratsamtes erfolgt unter Berücksichtigung der Gesamtsituation vor Ort und ihrer bisherigen Entwicklung. Es wird vom Landratsamt im jeweiligen Einzelfall entschieden.“ Da in der Vergangenheit Mitarbeiter des Landratsamts „durch Herrn Wagner massiv bedroht“ worden seien, wurde die Anwesenheit von Polizei als „zwingend erachtet“, um die Situation nicht „eskalieren zu lassen“, wie Karl Matschiner weiter ausführt.
Doch warum soll beim 68-Jährigen überhaupt eine Untersuchung des hofeigenen Wassers durchgeführt werden, wenn dieser nach Angaben des Landratsamtes bereits seit 1. Oktober 2015 an die zentrale Wasserversorgungsanlage des Marktes Röhrnbach angeschlossen ist? Laut Matschiner wurde Helmut Wagner ein Meldeformular zur Rücksendung an das Gesundheitsamt in Freyung ausgehändigt – eine entsprechende Mitteilung sei aber nie im Landratsamt eingegangen. „Wir wurden auch nicht auf andere Weise informiert, womit Herr Wagner gegen eine Verpflichtung verstoßen hat.“ Ob dies Konsequenzen haben wird für den 68-Jährigen, sei derzeit noch offen. Erst beim Vollzugsversuch am 7. März habe dieser nämlich den bestandskräftigen Bescheid ausgehändigt.
„Die Landwirtschaft hat hier noch einiges Gewicht“
Bernhard Ilg, Geschäftsleiter der Marktgemeinde Röhrnbach, berichtet indes auf Hog’n-Nachfrage, dass im Ortsteil Alzesberg seit 2003 die Möglichkeit bestehe, die Anwesen an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen. „Die Gemeinde zwingt jedoch niemanden zum Anschluss, wenn das eigene Wasser den gesetzlichen Anforderungen genügt.“ Angesprochen auf die Berichterstattung rund um „Anti-Gülle-Aktivist“ Wagner antwortet Ilg nur, dass Alzesberg ein Dorf wie viele andere im Gemeindegebiet sei. „Die Landwirtschaft hat hier noch einiges Gewicht.“ Ein „Fall Wagner“ sei aber nicht anhängig.
Wie eine Nachfrage ergeben hat, sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Passau hinsichtlich der neuerlichen Anzeige „Verunreinigung der Wasserstelle“ von Helmut Wagner nach Aussage des Leitenden Oberstaatsanwalts Josef Scheichenzuber noch nicht abgeschlossen.
Helmut Weigerstorfer
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Eine Bedrohung der Mitarbeiter des Landratsamtes geht natürlich überhaupt nicht und sollte hier auch entsprechend juristisch verfolgt werden.
Wenn ich aber Sätze von Herr Ilg höre, wie „Die Landwirtschaft hat hier noch einiges Gewicht“ dann kann man wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln….
Man sollte sich grundsätzlich die Frage stellen, ob es noch normal ist, dass viele Landwirte eigentlich keine richtige Landwirtschaft mehr betreiben, sondern nur noch ihre Biogasanlagen füttern und die Hinterlassenschaften sehr großzügig auf den Feldern und Wiesen entsorgen. Und ich rede hier bestimmt nicht von den kleinen Familienbauern, denn die sind nicht wirklich das besagte Problem, sondern die großen Landwirtschaftlichen Profitunternehmen, die sich selbst auch Lohnunternehmen nennen.
Wenn das Landratsamt bzw. Herr Ilg jetzt hier die Situation als obsolet bezeichnen, NUR weil der Herr Wagner sich an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen hat, so verkennen wohl alle zuständigen Behörden, dass das tatsächlich wachsende Problem der Überdüngung unserer kostbaren Natur weiterhin fortgesetzt wird.
Auch die weiterhin betriebene Monokultur ist aus sicht der meisten Bürger nicht nachvollziehbar. Auch hier hätte der Gesetzgeber schon lange entsprechend handeln müssen. Denn wer keine Monokultur betreibt, der hat auch ein deutlich geringeres Unkraut-Dilemma und kann letztendlich auch auf Mittelchen mit Glyphosatzusatz ganz verzichten
In Norddeutschland haben ZUM GLÜCK sehr viele Produzierenden Landwirtschaftsbetriebe es endlich eingesehen und es werden jährlich andere Produkte auf dem selbigen Acker angepflanzt.
Doch bevor hier keine Rechtsverbindliche Ansage des Gesetzgebers kommt, solange wird das unkrautvernichtungsmittel von vielen noch weiterhin eingesetzt werden, aber auch die Hemmungslose Gülleexzesse wird weiterhin für eine massive Überdüngung unserer Wiesen sorgen.
Gewinnmaximierung um jeden Preis eben und das ist dann für mich und für die meisten Bürger kein „Gewicht“!
Die massive Überdüngung unserer Wiesen wird doch schon seit Jahren fortgesetzt und der Gesetzgeber schaut weiterhin nur Müde zu.
Das hat übrigens nichts mit dem Problem von Herrn Wagner zu tun, das ist ein generelles Problem das uns alle betrifft!
Es ist auch nicht nachvollziehbar wie das Landratsamt sich hier so einfach aus der Verantwortung schleicht und die Aussage des Herrn Ilg ist eher ein Skandal.
Denn wenn man die Sache ernst genug nehmen würde, dann würde man das Bundesumweltamt und die Wasserschutzbehörde bemühen lassen und entsprechende Gutachten einholen lassen.
Nur weil jemand nicht mehr von seinem eigenen Brunnenwasser abhängig ist, deswegen ist doch das grundsätzliche Problem, der dauernden Grundwasserverseuchung durch die Gülleausfuhr, nicht beseitigt.