Freyung-Grafenau. „Mehr Prozente fürs Bierbrauen“ fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wie der Arbeitnehmerverband in einer jüngst veröffentlichten Pressemitteilung informiert. Mit wunschgemäß sechs Prozent mehr Lohn sollen die Brauerei-Beschäftigten am Monatsende dann nach Hause gehen, Auszubildende bis zu 50 Euro mehr in der Tasche haben. Als Grund für die angestrebte Lohnerhöhung nennt Kurt Haberl (Geschäftsführer der NGG Niederbayern) die derzeit gute Wirtschaftslage des niederbayerischen Brauwesens: „Die 71 niederbayerischen Brauereien produzieren für die Region, Deutschland und den Weltmarkt – und machen gute Umsätze. Es ist Zeit, dass davon mehr in den Portemonnaies der Beschäftigten ankommt.“
In Bayern gibt es derzeit rund 12.000 Brauereimitarbeiter – die Qualität des Hopfengemischs aus dem Freistaat wird weltweit geschätzt. NGG-Landesvorsitzender und Verhandlungsführer Freddy Adjan betont, dass zum 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebots ein „deutlicher Lohn-Aufschlag für die Beschäftigten auch im Landkreis Freyung-Grafenau“ drin sein muss. Am Dienstag, 23. Februar, kommen Vertreter der „Tarifgemeinschaft Bayerische Brauereien“ und der Tarifkomission der NGG im NH-Hotel am Münchner Flughafen zu einer ersten Verhandlungsrunde zusammen.
Wiedemann: „Forderungen der Gewerkschaft sind unrealistisch“
Hans-Ulrich Wiedemann, Inhaber der Brauerei Bucher aus Grafenau, gibt im Gespräch mit dem Onlinemgazin „da Hog’n“ an, dass man sich zwar am Ergebnis der Verhandlungen orientieren, das tatsächliche Lohn-Niveau aber intern ausgehandelt werde. Die von der Gewerkschaft vorgegebene Gehaltshöhe bilde eine Art „Richtschnur“, mit deren Hilfe die mittelständische Brauerei dann in unternehmensinternen Verhandlungen – unter Einbezug des Betriebsrats – versucht, einen Konsens zu finden.
Die Forderungen der NGG – ein Lohnplus von sechs Prozent – hält Wiedemann, Geschäftsleiter der 20 Mitarbeiter starken Brauerei, für unrealistisch. Diese seien nach Meinung des 54-Jährigen jedoch bewusst in dieser Höhe angesetzt worden, um den Druck auf die Tarifkomission der Arbeitnehmer erhöhen zu können. Eine Lohnerhöhung von zwei bis drei Prozent hält er für durchaus umsetzbar. Was dies dann im Endeffekt für die Grafenauer Brauerei bedeuten wird, lasse man auf sich zukommen, erklärt Wiedemann.
Eugen Brühmüller, Geschäftsführer der Brauerei Lang aus Jandelsbrunn, die Vertreter der Brauerei Stangl aus Klingenbrunn sowie Gerhard Geier von Lang-Bräu Freyung waren zu keiner Stellungnahme bereit.
Johannes Gress