Deggendorf. Ein Mordfall im Umland von Viechtach, eine verkohlte Leiche in einem Backofen in einem nahegelegenen Weiler – der Bayerische Wald in Aufruhr. Der gebürtige Nürnberger Günter Macher, der inzwischen im Woid lebt, bringt mit dem 2014 in der Edition Golbet erschienenen Buch „Feg’Feuer“ kriminelle Energien in die ansonsten „heile Welt“ des Landkreises Regen. Dabei holt zwei frühere Kriegsverbrecher ihre grausame Vergangenheit im ehemaligen Jugoslawien ein…
Optik
Schlicht und einfach kommt es daher, das Cover des Buches. Der Untertitel „Vorhof zur Hölle“ sowie das brennende Holz lassen bereits beim ersten Blick Rückschlüsse auf den Inhalt zu. Die einzelnen, unterschiedlich langen Kapitel sind klar und logisch strukturiert. Erinnerungen an die Vergangenheit sind leicht erkennbar, weil sie kursiv dargestellt sind. Mit rund 25o Seiten ist das Werk vom Umfang her angenehm zu lesen.
Inhalt
Beim Brotbacken findet die Riedbäuerin in ihrem Backofen eine verkohlte Leiche, die, wie sich später herausstellt, bei lebendigem Leib verbrannt ist. Dieser Mord in einem kleinen Weiler in der Nähe von Viechtach sorgt für großes Aufsehen – und soll freilich von Kommissar Klaus Geißler und dessen Assistenten Bernd Scheufele schnell gelöst werden. Leichter gesagt als getan. Lange tappen die Ermittler der Kriminalpolizei Deggendorf ob der Identität der oder des Verbrannten im Dunkeln.
Als ein weiterer Toter, der sich erst auf den zweiten Blick als Mordopfer herausstellt, hinzu kommt und dessen Verwicklung in einen Schmugglerring bekannt wird, ist das Chaos perfekt. Während letztgenannter Fall relativ schnell gelöst werden kann, wird die Sache mit der Backofen-Leiche immer verzwickter. Zumal die Beamten – im Gegensatz zum Leser – nie in Erfahrung bringen, dass es sich dabei um einen Rachefeldzug einer Frau handelt, die schreckliche Dinge mitansehen musste…
Stil
Der in Nürnberg geborene und mittlerweile im Bayerischen Wald lebende Günter Macher überzeugt durch seinen sehr flüssigen, leicht verständlichen Schreibstil. „Feg’Feuer“ eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Leseabend auf dem Kanapee. Die vielen Szenen- und Ortswechsel sind kein Problem. Der Leser kann der Handlung stets folgen und verliert sich schnell in der Mischung aus spannendem Krimi und angenehmen Einblick in das Privatleben der Akteure. Etwas störend sind hingegen die vielen Rechtschreib- und vor allem Kommafehler im Buch, die einem geübten Leser sofort ins Auge springen. Da hätte das Schluss-Lektorat durchaus a bisserl genauer hinschauen können.
Crime
Hautnah hineinversetzen kann man sich in die Erinnerungen einer der Hauptakteurinnen (Maria Czebinac), die im Jugoslawien-Krieg mitansehen musste, wie die Bewohner ihres Heimatdorfs auf grausame Art und Weise massakriert wurden. Nur zu gut kann man sich nach der Lektüre dieser Zeilen vorstellen, wie schrecklich dies alles gewesen sein musste. Ansonsten stockt einem während des Lesens nur selten der Atem – für die Hardcore-Krimi-Fans etwas enttäuschend, für diejenigen, die sich „nur“ mit etwas Spannung berieseln lassen wollen, ideal. Eine kleine Entschädigung hierfür stellt das sehr spannende Ende des Buches dar: Eine Verfolgungsjagd von Zwiesel in Richtung Bayerisch Eisenstein, die blutig endet…
Da Woid
Zwar spielt sich der Großteil der Handlung in den Räumen der Kriminalpolizeiinspektion Deggendorf ab, wo die Mordkommission um Klaus Geißler ihre Büros hat. Dieser macht auch immer wieder Abstecher in den Gäuboden nach Straubing zum Polizeipräsidenten Pfaffl (liebevoll „Vice Questore“) genannt, um dort Pressekonferenzen abzuhalten. Dennoch lernt man auch allerhand über den Bayerischen Wald, besonders über das Viechtacher Land, kennen. Vor allem die Krux mit den Hausnamen, die auch Kommissar Geißler zu schaffen macht, wird thematisiert. Höhepunkt ist natürlich der abschließende Besuch bei der Zwieseler Rauhnacht – waidlerische Kultur pur!
Flüchtlinge
Dieses Thema ist, wie jeder weiß, aktueller denn je. Auch wenn bei „Feg’Feuer“ eine fast schon vergessene Flüchtlingswelle, nämlich die in Folge des Jugoslawien-Krieges in den 90-er Jahren entstandene, in den Fokus rückt.
Kommissar Klaus Geißler
Im Gegensatz zu vielen anderen fiktiven Krimi-Kommissaren ist Klaus Geißler kein introvertierter Freak, der mit sich und der Welt unzufrieden ist. Der gebürtige Franke und Mittfünfziger wirkt sehr glücklich im Bayerischen Wald – was autobiografische Rückschlüsse auf Autor Günter Macher zulässt. Ein großer Pluspunkt ist freilich seine Kathi, die er in einem Deggendorfer Wirtshaus kennen und lieben gelernt hat. Während ihnen Freunde und Familie bereits Nachwuchs andichten, ist für Geißler eine gemeinsame Wohnung mit seiner Freundin ein erster wichtiger Schritt im Privatleben. Etwas auf der Strecke bleibt beim Alltagsstress immer wieder seine Mutter im fernen Franken.
Preis-Leistung + Verlosung
Gerade einmal 9,99 Euro kostet das 250 Seiten umfassende Buch. Eine preiswerte und durchaus lohnenswerte Investition, die auch wir Euch ins heimische Wohnzimmer zaubern wollen: Wir verlosen in Zusammenarbeit mit der Edition Golbet um Lothar Wandtner und Alexander Frimberger unter allen Einsendern 3 x 1 „Feg’Feuer“-Exemplar.
Schickt dazu einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Feg’Feuer“ an info@hogn.de. Achtung: Bitte Eure Kontaktdaten (Name, Adresse, Telnummer) nicht vergessen! Einsendeschluss ist Sonntag, 28. Februar, 2016. Viel Glück!
–> Folgende Gewinner dürfen sich freuen: Rolf Wanka aus Erlangen, Lena Thiele aus Röhrnbach und Kristina Ólafsson aus Deggendorf. Herzlichen Glückwunsch!
Helmut Weigerstorfer