Perlesreut/Kühbach. Nur ein schlechter Witz oder völlig neben der Spur? Blöd ausgedrückt oder definitiv nicht tolerierbar? Darf man im Fasching eigentlich alles machen? Wo liegen die Grenzen des guten Geschmacks, des Faschingshumors? Darüber diskutierten jüngst die beiden Hog’n-Mitarbeiter Johannes Gress und Helmut Weigerstorfer im Rahmen unserer „Versus„-Rubrik. Anlass dafür war ein Umzugswagen des Stammtischs „D’Glinsara“, der am Faschingsdienstag mit dem Schriftzug „Heimatliebe statt Mulitkulti“ durch Freyung fuhr (ein Thema, das mittlerweile auch die heimische Tageszeitung aufgeriffen hat) – und der bei so manchem Zuschauer wegen der als asylkritisch interpretierbaren Aufschrift entsprechend für Irritationen sorgte. Der Vorsitzende des Stammtischs hat sich inzwischen dazu öffentlich geäußert: Er teilt mit, dass die Aufschrift „keinerlei rechtsradikalen Hintergrund“ habe, sondern man „lediglich auf die Bewahrung von Traditionen hinweisen wollte“.
Ebenfalls mit augenscheinlich asylkritischen Botschaften versehen waren zwei Teilnehmer-Wagen beim diesjährigen Perlesreuter Faschingsumzug. Beide richteten sich offenbar gegen den Führungsstil von Bundeskanzlerin Merkel und deren Asylpolitik. So war auf einem der bunt-geschmückten Gefährte etwa zu lesen:
„Rapunzel laß dein Haar nur oben, denn es ist nicht mehr schön auf Deutschen Boden. Der böse Wolf ist auch an Bord und schwupps sind die __________ Fort“ (bei der Lücke wurde offenbar etwas mit schwarzer Farbe überzeichnet, siehe obiger Screenshot).“
Wer oder was denn nun „Fort“ sein soll, dafür liesen die Mitglieder des „Raifenauer Clans“, der für den Wagen verantwortlich zeichnet, den rund 2.000 Zuschauern beim Markttreiben am vergangenen Sonntag reichlich Interpretationsspielraum. Grund genug, um bei den „Wagenbetreibern“ noch einmal nachzuhaken, was es denn nun mit Rapunzel, dem bösen Wolf und der offensichtlich mit schwarzer Farbe überpinselten Lücke auf sich hat.
„Da sollen sich die Leute denken, was sie wollen“
Hörbar irritiert zeigt sich Reinhard Michl, Kühbacher Unternehmer und Mitorganisator des besagten Raifenauer-Wagens, hinsichtlich unserer Nachfrage, welche Botschaft er und seine Clan-Genossen beim Perlesreuter Faschingsumzug denn da ans feierlaunige Publikum aussenden wollten. „Die Botschaft des Wagens ist die Märchenstunde“, informiert er nach einigem Zögern – und fügt ad hoc, ohne darauf angesprochen worden zu sein, hinzu: „Wir sind keine Rassisten.“ Von einem fremdenfeindlichen Hintergrund wolle er nichts wissen. „Wir sind nicht rechtsradikal“, wie er gleich mehrmals betont. Danach gefragt, was denn da nun mit schwarzer Farbe am rechten unteren Rand des Faschingswagens überpinselt worden sei, gibt sich Michl ahnungslos: „Was der unvollständige Satz aussagen soll, sagen wir nicht. Da sollen sich die Leute denken, was sie wollen.“
Gemeindemitarbeier und Koordinator des Faschingsumzugs Herbert Saliger teilt auf Hog’n-Nachfrage mit, dass es grundsätzlich den Teilnehmern überlassen werde, welches Motto sie beim Faschingsumzug auswählen. Und natürlich, so Saliger, werde im Vorhinein versucht, „rassistische Sachen“ zu verhindern. Bei der Anmeldung der diesjährigen Teilnehmer sei ihm nichts Negatives aufgefallen. Er verwies jedoch auch darauf, dass „natürlich nicht jeder einzelne Satz angeschaut wird“. Sollten künftig vermehrt Beschwerden eingehen, „wird da in Zukunft natürlich besser kontrolliert werden“. Generell bewertet er den diesjährigen Umzug als gelungene, fröhliche Veranstaltung, bei der „auch Asylanten am Platz gewesen sind“ und es keine Probleme gegeben habe. Im Gegenteil: „Die waren genau so lustig am Straßenrand und haben mit uns mitgefeiert.“
Keine offizielle Aussage – alle drei Bürgermeister waren nicht dabei
Gegenüber dem „Rapunzel-Spruch“ des Raifenauer-Clans (bzw. dem Wagen der Freiwilligen Feuerwehr Niederperlesreut, dessen Wagen sich dem Thema „Schnellintegration“ widmete), wolle Saliger keine Einschätzung abgeben. Genauso wie Perlesreuts erster Bürgermeister Manfred Eibl, sein Stellvertreter Georg Ranzinger und dritter Bürgermeister Manfred Niggl. Der Grund: Alle drei waren beim Faschingsumzug nicht zugegen. Alle drei weilten zum Zeitpunkt des Umzugs im Urlaub. „Faschingsmäßig hob i heia goa nix z’doan g’hobt.“
da Hog’n
Der Faschingswagen der Feuerwehr Niederperlesreut ist auf pro Integration ausgerichtet und nicht negativ dekoriert ! Die beiden Hong Mitarbeiter Johannes Gress und Helmut Weigersdorfer sollen sich den Wagen genau anschauen, bevor sie so eine Anschuldigung in die Zeitung schreiben. Wenn sie den Wagen angeschaut hätten,(siehe ihr Bild) dann hätten sie gesehen, daß der Pfeil nach Deutschland zeigt, auf dem Länderflaggen abgebildet sind. Es steht auch drauf, dass wir mithelfen ,um die Flüchtlinge schnell zu integrieren, mit Deutschkursen und Ausbildung. Man sucht intensiv nach Worten, die Fremdenfeindlich sein könnte. Vielleicht sollen wir Politiker wie Seehofer zitieren ,,Herrschaft des Unrechts“ oder die Vorsitzende der AfD Franke Petry mit Schusswaffen- Äußerungen ist das Ausländerfreundlich ? Ich glaube, es ist auch nicht mehr erlaubt, daß auf der Speisekarte Zigeunerschnitzel angeboten wird, es heißt jetzt Romaschnitzel, oder Negerkuß darf nur mehr Schokokuß genannt werde. Du armes Deutschland, wie weit bist du gekommen !! Das Ganze Jahr ist Fasching !
Sehr geehrter Herr Bauer,
offenbar handelt es sich bei Ihnen um denjenigen Max Bauer, der auf der Internetseite der Gemeinde Perlesreut (http://www.perlesreut.de/leben/vereine.html ) als Kontaktperson der FF Niederperlesreut genannt wird – und den wir Ende vergangener Woche fast schon verzweifelt am Telefon zu erreichen versucht haben. Wir möchten, dass Sie folgendes wissen:
Wir hätten Sie sehr gerne näher zum Thema Faschingswagen der FF Niederperlesreut befragt, doch wir haben Sie trotz mehrmaliger Versuche (den gesamten Donnerstag über sowie Freitagvormittag, dies kann per Telefonprotokoll nachgewiesen werden) leider nicht ans Telefon bekommen.
Des Weiteren hatten wir bei der Gemeinde Perlesreut (Herr Saliger, Herr Ranzinger) wegen der Teilnehmerliste des Perlesreuter Faschingsumzugs angefragt, auf dem alle Umzugswagen samt Kontaktpersonen und Ansprechpartnern vermerkt sind, um auf diesem Weg in Kontakt mit einem für den Umzugswagen verantwortlichen Perlesreuter zu treten. Unserer Bitte wurde trotz (am Telefon) vorausgegangener Zusage, uns die Liste per E-Mail zuzuschicken, seitens Herrn Saliger nicht entsprochen. Auch Herr Ranzinger hatte uns – offenbar vergebens – zugesichert, dass uns diese Liste zugesandt wird. Letzterer sah sich bei unserem Anruf im Übrigen dazu veranlasst, uns fernab vom eigentlichen Anfrage-Thema wissen zu lassen, dass die Hog’n-Berichterstattung in Sachen Perlesreuter Hallenbad (https://www.hogn.de/?s=hallenbad+perlesreut ) alles andere als in seinem und im Sinne des Marktes Perlesreuts gewesen sei. Unserer Vermutung nach wurden hier zwei Themen in einem Topf geschmissen – und uns in Form einer „Retourkutsche“ Informationen seitens der Gemeinde bewusst vorenthalten.
Dass die Wagen der FF Niederperlesreut und des Raifenauer-Clans hier unter derselben Überschrift erscheinen, kann man wohl durchaus als unglücklich bezeichnen. Dennoch weißen wir zu Beginn darauf hin, dass sich beide Wagen „offenbar gegen den Führungsstil von Bundeskanzlerin Merkel und deren Asylpolitik“ richten. Mit Ihrem (durchaus berechtigten) Aufruf zur „schnelleren Integration“ fällt dieses Thema unserer Meinung nach deshalb auch in diese Kategorie (Kritik ist Kritik, ob positiv oder negativ).
Zentrales Thema des Artikels ist jedoch ausschließlich die Aufschrift des Raifenauer-Clans, die – und davon sind wir nach wie vor überzeugt – eine berechtigte Nachfrage unsererseits erforderte.
Im letzten Absatz des Artikels wird noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich die FF Niederperlesreut dem Thema „Schnellintegration“ widmet (vgl „dem Wagen der Freiwilligen Feuerwehr Niederperlesreut, dessen Wagen sich dem Thema „Schnellintegration“ widmete“).
Wir möchten uns an dieser Stelle dennoch bei der FF Niederperlesreut entschuldigen, falls ein falscher Eindruck aufgrund unserer Berichterstattung entstanden ist.
Die Redaktion
Sie waschen ihre Hände in Unschuld
Hätte wirklich gemeint, Gress und Weigersdorfer hätten was auf dem Kasten. Kann nur dem Bauer Max und den Reifenauer beipflichten. Da Hogn soll sich schämen, denn so wird noch das Letzte kaputt gemacht.
links – rechts – oben – unten. Was ist richtig ?
Es geht gar nicht mehr um eine Asylfrage. Es geht um Völkerwanderungen und die sind nicht aufzuhalten.