Šumava. Der Wolf ist mehr und mehr im Böhmerwald präsent – gerade im vergangenen Jahr eroberte er die Foto-Fallen der Region. Ein Exemplar tappte etwa in der Nähe von Böhmisch Eisenstein in die Foto-Falle. Ein anderes nahe des Lipno-Stausees oder im Gratzener Bergland. 2015 sind mehr als fünf Aufnahmen per Foto-Falle gemacht worden – das ist die höchste Zahl an registrierten Wölfen seit Einführung der Tier-Beobachtungsmethodik im Böhmerwald, wie es in einer Pressemitteilung des Nationalparks Šumava heißt.
„Handfeste Beweise für das Vorkommen des Wolfs in dieser Region“
„Wir haben aktuell im Böhmerwald mehr Foto-Fallen aufgesellt als vor zehn Jahren – weshalb wir nun auch mehr handfeste Beweise für das Vorkommen des Wolfs in dieser Region haben. Obwohl man noch nicht von einer Herde oder gar einer stabilen Population sprechen kann, scheint es, dass ihre Anwesenheit alltäglicher wird“, erklärt Ludek Bufka, Zoologe der Šumava-Nationalparkverwaltung.
„Wölfe können an einem Tag bis zu 30, 40 Kilometer zurücklegen. Es ist daher möglich, dass dasselbe Individuum innerhalb von zwei oder drei Tagen auf einer Distanz von 100 Kilometern häufiger per Foto-Falle gesichtet wird, da er sich von einer Fotofalle zur nächsten bewegt. Deshalb sind wir relativ sicher, dass durch den Böhmerwald nur einzelne Exemplare streifen.“
Wahrscheinlich handelt sich bei der Herkunft der Tiere um das Gebiet der osteuropäischen Ebene, die das Baltikum und Polen umschließt und sich bis nach Ost- bzw. Norddeutschland erstreckt. Von dort aus wandern die Wölfe dann gen Süden und Westen. Ihre Expansion ist eine Bestätigung für die Verbesserung des Zustands der Natur – nicht nur in den Schutzgebieten.
„Er ist klug genug, um den Kontakt zum Menschen zu meiden“
„Der Wolf ist ein sehr anpassungsfähiges Wesen. Er kann sich in von Menschen bevölkerten Territorien aufhalten und dort überleben. Doch wir haben in letzter Zeit beobachtet, dass die stille Umgebung des Nationalpark-Kerngebiets fur Wölfe sehr wichtig wird. Der Böhmerwald und seine künftige Ausrichtung spielen hier eine wichtige Rolle“, erklärt Ludek Bufka.
Menschen brauchen dem Zoologen zufolge vor den Wölfen jedoch keine Angst haben. Der Wald biete eine ausreichende Nahrungsquelle für sie – etwa in Form von Hirschen und anderen Wildtieren. „Ich freue mich über die Entwicklung. Dies bestätigt, dass der Böhmerwald in die richtige Richtung geht – und Naturschutz sinnvoll ist. Das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf sei nur ein Märchen, das Kinder unterhalten und erschrecken wolle. Der Wolf sei kein dummes Tier, im Gegenteil: „Er ist klug genug, um den Kontakt zum Menschen zu meiden. Nur wenige Leute wissen, dass die Wölfe bereits seit den 80er Jahren durch den Böhmerwald wandern – und dabei niemanden verletzt haben „, sagt Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava.
„Wolfsrudel werden sich in fünf bis zehn Jahren ansiedeln“
„Ich bin überzeugt, dass sich in den kommenden fünf bis maximal zehn Jahren Wolfsrudel im Böhmerwald ansiedeln werden. Es hängt einzig und allein von uns ab, welchen Raum sie zum Leben zur Verfügung gestellt bekommen. Aber ich glaube, dass sich das menschliche Denken und Wissen bereits fortbewegt hat“, ist Pavel Hubený überzeugt.
Es ist überaus erfreulich dass der Wolf sich anschickt, sich im Böhmwrwald und damit auch im Bayerischen Wald, zu etablieren! Ich drücke unserem Heimkehrer ganz fest die Daumen, dass er auch von denen akzeptiert wird, die auch im Luchs Probleme sehen wollen – der Jägerschaft! Diese Leute sollten sich im klaren sein dass der Wolf streng geschützt ist! Ich freue mich – schützt die Wölfe!
Es ist klar, daß ein so großes absolutes Schutzgebiet wie der Nationalpark Bayerischer Wald – Sumava nicht dauerhaft wolfsfrei bleiben kann und wird.
Die westpolnisch – ostdeutsche Population ist bereits rapide angewachsen und vermehrt sich trotz sicher extremem Inzucht-Koeffizienten rapide. Die körperlich etwas kleinere italienische Population hat den Weg aus den Abruzzen über Frankreich, die Schweiz und das Inntal nach Bayern bereits mehrfach gefunden. Auch der Weg aus der Slowakei wurde vermutlich bereits seit den 1970 er Jahren mehrfach zurückgelegt und die slowenische Population fand mehrfach ihren Weg ins nahe Österreich.
Es ist also davon auszugehen, daß sich in absehbarer Zeit im Nationalpark Wölfe aus zumindest vier Ursprungsregionen treffen werden, die unter zum Teil jahrhundertelanger Inzuchtdepression litten und nun einen gewaltigen Heterosiseffekt hervorbringen könnten.
Es bleibt zu hoffen, daß sich die Nationalparkverwaltung endlich dazu entschließt, auch die ursprünglichen Megaherbivoren wieder anzusiedeln, bevor alles verbuscht und verwaldet, damit wieder ein gesundes Gleichgewicht entstehen kann – ohne menschliche Eingriffe.