Frauenau. Traditionelles Glasmacher-Handwerk, kombiniert mit modernen Techniken – dafür steht die familiengeführte Glashütte Eisch in Frauenau seit mittlerweile 70 Jahren. Mehrfach ausgezeichnet, liefert das 1946 von Valentin und Therese Eisch gegründete Unternehmen heute seine Glasprodukte in mehr als 60 Länder weltweit, wie Geschäftsführer und Inhaber Eberhard Eisch, der Enkelsohn des Gründerpaars, zu berichten weiß. Der 50-jährige gelernte Diplom-Kaufmann ist seit 1991 im Betrieb und hat viele Auszubildende kommen und gehen sehen. Aktuell hat er keinen Azubi beschäftigt – aus dem einfachen Grund, „weil sich kein geeigneter Kandidat gefunden hat“. Es habe zwar Bewerber gegeben – jedoch ausschließlich Leute von außerhalb, aus Stuttgart, Berlin, Frankfurt. Die Frauenauer Firma setzt jedoch auf die Hiesigen. Auf diejenigen, die längerfristig im Woid bleiben wollen. Im Hog’n-Interview gibt sich Eberhard Eisch zuversichtlich: „Glasmacher werden in Zukunft sehr gesucht sein.“
Herr Eisch: Bitte beschreiben Sie unseren Lesern kurz Ihren Betrieb.
Die Glashütte Eisch ist ein Familienbetrieb mit 60 Mitarbeitern. Wir pflegen hier die traditionelle Glasherstellung und -veredelung. Zu unseren Top-Produkten zählt etwa die international prämierte Weinglas-Innovation SensisPlus. Unser Betrieb wurde bereits mehrfach als Premiumpartner des deutschen Fachhandels im Bereich Glas ausgezeichnet.
Welche Ausbildungsberufe werden in Ihrem Unternehmen angeboten?
Wir bilden hier zum Glasmacher, Glasmaler und Glasgraveur aus.
„Bin überzeugt: Glasmacher werden in Zukunft sehr gesucht sein“
Mit welchen Abschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Meist sind es Schulabsolventen der Mittelschule. Ab und an sind auch Realschüler oder Abiturienten darunter.
Bewerben sich eher männliche oder eher weibliche Jugendliche?
Das hält sich bei uns die Waage.
Kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region? Oder auch von woanders?
Unsere Bewerber kommen aus der gesamten Bundesrepublik auf uns zu.
Wie viele Bewerbungen erhalten Sie im Schnitt jährlich? Geht die Anzahl der Bewerbungen zurück?
Durschschnittlich erreichen uns pro Jahr etwa fünf Bewerbungen. Die Anzahl der jährlichen Bewerbungen ist stabil.
Herr Eisch: Was antworten Sie denjenigen Schülern, die behaupten: „Ein Handwerksberuf ist mir zu anstrengend“, oder: „Mit einem Handwerksjob kann ich kein Geld verdienen“?
Ich bin davon überzeugt: Glasmacher werden in Zukunft sehr gesucht sein. Die heutigen Glasmacher sind meist um die 50 Jahre alt. Wer jetzt diesen Beruf erlernt, kann sich den Arbeitgeber künftig aussuchen und – bei entsprechenden Qualifikationen – auch gutes Geld verdienen. Bereits heute sind die Glashersteller gezwungen, ausländische Kräfte einzustellen, da zu wenig heimische Bewerber vorhanden sind.
„Die Beschäftigten müssen heute um ein Vielfaches flexibler sein“
Wenn Sie in die Vergangenheit blicken: Was hat sich in Ihrer Branche in Sachen Ausbildung alles getan? Was hat sich verändert?
Festzustellen ist: Die Ansprüche steigen – und die Beschäftigten müssen heute um ein Vielfaches flexibler sein als in früheren Zeiten. Das gilt sowohl für die Festangestellten, etablierten Mitarbeiter als auch für die Azubis.
Sind die Anforderungen an die Azubis gestiegen?
Ja, das sind sie. Wie gesagt: Heute wird mehr Flexbilität verlangt. Die Glasmacher müssen in der Lage sein, etwa ein Weinglas, einen Krug mit Henkel oder eine Bodenvase herzustellen. Früher hatte man für alles einen Spezialisten – heute muss jeder alles können.
Was sollte aktuell an der Ausbildungssituation in Ihrem Handwerk verbessert bzw. verändert werden?
Offen gesagt: Da sind wir selbst gefordert. Es geht für uns als Arbeitgeber in erster Linie darum, aufzuzeigen, dass es im Glasbereich attraktive Firmen mit sehr guten Zukunftsaussichten und aussichtsreichen Berufszweigen gibt.
Hat es der Bayerische Wald in Bezug auf Ihre Branche schwerer als anderswo in Deutschland?
Das Herz der Glasbranche schlägt im Bayerischen Wald. Aufgrund der langen Tradition des Glases in unserer Region ist der Bezug der Bevölkerung zur Branche sogar enger als anderswo.
„Wichtiger als Schulnoten sind Engagement und Interesse“
Was denken Sie, Herr Eisch: Werden die Schüler in unseren Breitengraden heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Es gibt sehr viele sehr engagierte junge Menschen. Wer sich heutzutage engagiert und wer weiterkommen will, der wird auch gut vorbereitet ins Berufsleben starten. Diese Verantwortung muss jeder Schüler, jeder Mensch für sich selbst übernehmen.
Wie ist es um die soziale Kompetenz der heutigen Bewerber bestellt?
Bei manchen Bewerbern fehlt es in der Tat an grundlegenden sozialen Umgangsregeln. Das kann dann auch mal so weit gehen, dass man als Firmeninhaber vom Bewerber geduzt wird…
Was sollte ein Schüler mitbringen, der eine Ausbildung in Ihrem Betrieb beginnen möchte?
Am wichtigsten sind: Engagement und Interesse. Das ist aus unserer Sicht sogar wichtiger als Schulnoten.
Abschließende Frage: An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit im Bayerwald die Ausbildungschancen wieder steigen?
Ich denke, das steht und fällt mit der Attraktivität unserer Betriebe. Und der Bayerische Wald hat viel mehr attraktive Betriebe zu bieten, als meist angenommen wird.
Vielen Dank für Ihre Antworten – und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer