Leopoldsreut/Haidmühle/Grafenau. Markus Trauners Laune war schon mal besser. Wütend ist er, der 42-Jährige, fühlt sich schikaniert – insbesondere von der Bauaufsichtsbehörde am Landratsamt Freyung-Grafenau, die seinem Vorhaben, das ehemalige Schulhaus von Leopoldsreut in eine schmucke Gaststätte zu verwandeln, eigenen Aussagen zufolge immer wieder Steine in den Weg legt. „Bei mir schauen die Behörden ganz genau hin, wie’s scheint“, gibt sich der Grafenauer missmutig. Im Juni, unmittelbar nach dem Leopoldsreuter Festspiel, hatte er mit den Umbauarbeiten am altehrwürdigen Gebäude in dem verlassenen Bayerwald-Dorf angefangen: Trauner lies zunächst das Dach sowie Teile der Holzverschalung an der Außenwand erneuern – und begann mit ersten Maßnahmen im Außenbereich. Das Problem: Die Baugenehmigung fehlte ihm zu diesem Zeitpunkt. Und sie fehlt bis heute.
Mehrere Gründe, die gegen die Baugenehmigung sprechen
„Der Bauantrag ist am 23. September 2014 gestellt worden“, wie Johannes Jung, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Haidmühle, auf Hog’n-Nachfrage mitteilt. „Antragssteller ist Herr Markus Trauner. Der Betreff: Einbau einer Gaststätte mit Ferien- und Betreiberwohnung in das ehemalige Schulhaus von Leopoldsreut.“ Nachdem Jung zufolge der Gemeinderat dem Antrag zugestimmt hatte, ist dieser dann ans Freyunger Landratsamt weitergegeben worden. Die dort ansässige Untere Bauaufsichtsbehörde erteile die letztliche Baugenehmigung, erklärt der Haidmühler Geschäftsleiter.
Nachgefragt bei LRA-Pressesprecher Karl Matschiner, welche Gründe denn gegen die Genehmigung sprechen würden, teilt dieser dem Hog’n gegenüber mit: „Zum einen wegen der fehlenden Erschließung, wobei es hier insbesondere um den Aspekt Trinkwasserversorgung geht.“ Seitens der Gemeinde Haidmühle ist Matschiner zufolge geplant, eine Wasserleitung nach Leopoldsreut zu legen. Die Gemeinde müsse die Erschließung jedoch zuerst gegenüber dem Landratsamt bestätigen. Wichtig sei aus Sicht der Behörde also vor allem, dass der Bau der Leitung sichergestellt sei – und auch tatsächlich durchgeführt werde. Oder mit anderen Worten: „Sobald die Gemeinde bestätigt, dass eine Wasserleitung nach Leopoldsreut gebaut werden wird, kann die Gemeinde dem Landratsamt mitteilen, dass die Wasserversorgung gesichert ist“, betont Matschiner.
Dem schließe sich ein weiterer, damit in Zusammenhang stehender Punkt an: der Brandschutz. Solange die Frage nach dem Löschwasser für die Feuerwehr nicht geklärt sei, könne keine Genehmigung erteilt werden, so der Behördensprecher. Der dritte und letzte Grund: „Das Landesamt für Denkmalschutz muss dem Vorhaben noch zustimmen.“ Erst wenn diese drei Kriterien vom Antragssteller erfüllt seien, ist das Projekt genehmigungsfähig. „Im Moment ist der Bau deshalb eingestellt.“
Bau eingestellt – Bußgeld von 500 Euro bereits verhängt worden
„Die Auflagen sind viel zu hoch – und ich wollte nicht nochmal ein Jahr verstreichen lassen, bis in Leopoldsreut endlich was passiert“, protestiert Markus Trauner, der in sein Projekt bereits viel Geld investiert hat. „Die Kläranlage ist zunächst genehmigt worden, dann doch wieder nicht“, führt der 42-Jährige einen von mehreren Punkten ins Feld, die seiner Meinung nach bezeugen, dass in der Baubehörde „unfähige Leute“ sitzen. Dass die verantwortlichen Entscheidungsträger im Recht sind, bestreitet Trauner zwar nicht. „Aber komischerweise geht’s bei den anderen auch immer alles ganz einfach: Die fangen mit dem Bauen an – und dann reichen’s den Plan ein…“
Dass er nichts dagegen einzuwenden hatte, dass im Juli die Heimatzeitung trotz fehlender Baugenehmigung einen Positiv-Bericht über sein Vorhaben samt Foto von den neu einzubauenden Dachgauben veröffentlichte, in dem unter anderem von „auf Hochdruck laufenden Arbeiten auch mit Hinblick auf die Vorgaben von Denkmalschutz und Genehmigungsbehörden“ zu lesen gewesen ist – war „gewagt“, wie Trauner im Rückblick eingesteht. Er hat für den vorzeitigen Baubeginn bereits ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro bezahlen müssen, wie eine Nachfrage beim Landratsamt bestätigt. Das nächste sei bereits angedroht – dann werde der Betrag verdoppelt, so Karl Matschiner.
„Ich weiß: Die Tektur wird nicht genehmigt, solange der Hauptplan nicht genehmigt ist. Aber ins Dach reinregnen lassen wollte ich mir dann auch nicht“, rechtfertigt der Grafenauer den Einbau der Dachgauben – und ergänzt: „Der Denkmalschutz hatte nichts dagegen einzuwenden.“ Trauner habe aufgrund der aus seiner Sicht zu hohen Auflagen und der behördlichen „Übergenauigkeit“ bereits mehrmals mit dem Rückzug des Bauantrags gedroht – doch dann sei er, wie er dem Hog’n gegenüber mitteilt, immer wieder „angefleht“ worden, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Dass unter anderem die Gemeinde Haidmühle großes Interesse an der Wiederbelebung des Gebäudes hat, ist allgemein bekannt.
Vertragliche Vereinbarungen mit Staatsforsten noch ausständig
„Ich habe nicht die Zeit zu warten“, antwortet Markus Trauner auf die nochmalige Nachfrage, warum er ohne offizielle Genehmigung zu bauen angefangen hatte – und schiebt nach: „Das einzige, an dem es derzeit scheitert, ist die Wasserleitung.“ Dass diese errichtet werde, sei dem Lackiererei-Inhaber zufolge jedoch „Fakt“. Vertraglich sei bereits alles mit der Gemeinde geregelt, „wer welche Kosten zu welchem Anteil übernehmen wird“. Die Gemeinde habe die Förderzusage bereits erhalten – aber vom Wasserwirtschaftsamt fehle noch die Bestätigung für den vorzeitigen Maßnahmenbeginn. „Und das Landratsamt hängt sich an dem auf“, so Trauner. „Es sind bestimmte Reihenfolgen einzuhalten, was rechtlich in Ordnung sein mag – aber ob’s Sinn macht…“ Markus Trauner habe der Behörde vorgeschlagen, den Antrag unter Vorbehalt zu genehmigen – „aber das machen sie nicht“.
„Wir sind dabei, die Bauweise der Trinkwasserversorgung mit den Staatsforsten vertraglich zu klären“, teilt Haidmühles Geschäftsführer Johannes Jung zum aktuellen Stand der Dinge aus Gemeindesicht mit. „Als Grundstückseigentümer verlangen die Staatsforsten für sämtliche Tätigkeiten und Leitungsrechte im Wald eine vertragliche Regelung – dazu werden wir nächste Woche mit Vertretern der Behörde sowie des Bayernwerks in Neureichenau zusammenkommen, um uns über Vertragsdetails zu unterhalten.“ Das Energieunternehmen Bayernwerk sitze deshalb mit am Tisch, weil auch die Verlegung der Stromleitungen noch ungeklärt ist.
Die Planungsvorgaben besagen Jung zufolge, dass „innerhalb der Straße“, in einer Tiefe von 1,40 Meter die Wasserleitung vergraben werden müsse, unmittelbar darüber solle die Stromtrasse verlaufen. „Also alles im gleichen Graben.“ Die Umsetzung sei grundsätzlich kein Problem, wenn sich der Boden im „Normalzustand“ befinde. Doch: „Wir haben Schürfproben ausgehoben, wobei teilweise Felsgestein aufgetaucht ist.“ Dadurch könne es bei den Leitungsarbeiten zu Komplikationen kommen, der Fels müsse zunächst entfernt werden – wobei wiederum die an die Leitungstrasse unmittelbar angrenzende Straße beschädigt werden könne, die Eigentum der Staatsforsten ist. „Hier möchte sich der Forst natürlich auch erst entsprechend absichern“, wie Jung informiert.
Der Wasserleitungsbau beginne in etwa an dem Punkt, wo die Straße von Bischofsreut nach Leopoldsreut von der Teerstraße in den Schotterweg übergeht, also rund zwei Kilometer vom alten Schulgebäude entfernt. „In diesem Bereich haben wir eine Quelle, die mit Wasser vom Sulzberg gespeist wird“, erläutert Jung. Das Bayernwerk beziehe den Strom ebenso vom Sulzberg, von der unweit der Quelle gelegenen Messstation.
Förderzusage ist da, der Förderbescheid fehlt jedoch noch
Und wo es um Wasserrechte geht, ist das Wasserwirtschaftsamt nicht weit. „Dieses erteilt unserer Gemeinde die Fördermittel, die für den Bau der Wasserleitung vorgesehen sind“, sagt Jung. Dazu wurde seitens der Verwaltung ein Förderantrag, bei dem wiederum gewisse Auflagen einzuhalten sind, an das Wasserwirtschaftsamt gestellt. Die Aufnahme ins Förderprogramm wurde am 4. August bewilligt. Der dazugehörige Förderbescheid sei allerdings noch nicht da. „Um jedoch nicht warten zu müssen, bis der Bescheid irgendwann einmal zugestellt wird, kann man einen sogenannten vorzeitigen Maßnahmebeginn beantragen – den erteilt das Wasserwirtschaftsamt normalerweise innerhalb von 14 Tagen“, weiß Johannes Jung – und fügt an: „Aber ohne den Vertrag mit den Staatsforsten können wir den Antrag für einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn nicht einreichen.“
Nochmals zum Verständnis: „Wenn die vertraglichen Details mit den Staatsforsten abgeschlossen sind und das Wasserwirtschaftsamt den vorzeitigen Maßnahmenbeginn zugesagt hat, könnten wir eigentlich loslegen.“ Danach gefragt, ob es sich im Falle der „Gastronomisierung“ der ehemaligen Leopoldsreuter Schule um ein verwaltungstechnisch außergewöhnliches bzw. sehr aufwendiges Verfahren handele, erwidert Geschäftsleiter Jung: „Eigentlich nicht, nein. Wenn ich öffentliche Fördergelder will, muss ich mich an bestimmte Dinge halten. Der, der die Fördergelder gibt, macht bestimmte Auflagen, die es einzuhalten gilt.“ Somit komme es, sobald man Teil von öffentlichen Förderanträgen ist, zu gewissen Abhängigkeiten.
Jung ergänzt: „Wenn die Straße nach Leopoldsreut uns und nicht den Staatsforsten gehören würde, dann wäre das alles kein Thema. Dann bräuchten wir keinen Vertrag .“ Es hängt also nun alles vom Veto der Staatsforsten ab? „Veto ist das falsche Wort. Die Vertreter dieser Behörde sagen nur: Wenn auf meinem Grund gebaut wird, sind diese und jene Voraussetzungen zu erfüllen. Und das muss vertraglich festgehalten werden“, so Jung.
„Er ist abhängig von vielen Faktoren…“
Ob er, Jung, Verständnis für die Ungeduld des Bauantragsstellers habe und nachvollziehen könne, dass dieser bereits mit den Umbaumaßnahmen angefangen habe? „Er ist abhängig von vielen Faktoren, sprich: Forst, Bayernwerk, Denkmalschutz, Gemeinde, Landratsamt. Dass das nicht immer einfach ist, kann ich durchaus verstehen. Aber es gilt nunmal, sich an bestimmte Spielregeln zu halten.“ Und dazu gehöre eben, dass mit dem Umbau erst begonnen werden dürfe, wenn die Gehnehmigung vorliege. Die Baufaufsichtsbehörde könne hier nicht mit zweierlei Maß messen, müsse den Regeln entsprechend auf die ordnungsgemäßen Voraussetzuungen für die Wasserversorgung bestehen.
Diesen Monat soll laut Karl Matschiner nochmals eine Baunkontrolle in Leopoldsreut stattfinden – die dritte binnen zwei Monaten. „Der Baukontrolleur überpüft dann anhand vom bisher festgestellten Zustand, ob keine bzw. ob weitere Arbeiten vollzogen worden sind.“
Stephan Hörhammer
Wenn jemand mal eine super Idee und Eigeninitiative zeigt, wird alles von Behördlicher Seite gemacht, das man die Lust verliert, anstatt sagt wie es geht.
Die Gaststätte wäre eine absolute Bereicherung für Touristen, Wanderer, Radlfahrer, Skilangläufer usw. in Leopoldsreut.
Wenn da oben so ein Rummel entstehen sollte, gehe ich nicht mehr in das verlassene Dorf, wo man bisher Ruhe und Entspannung finden konnte….
Trauner hätte sich besser einen Politischen Fürsprecher für sein Vorhaben suchen sollen, somit wäre er sicher einigen Behördlichen Problemen aus dem Weg geganngen.
Es ist sehr traurig und schade für die angrenzenden Gemeinden daß Trauner hier soviele Steine in den Weg gelegt werden!
Als Verantwortlicher am Forstbetrieb Neureichenau darf ich versuchen, einiges zu erläutern:
Wir waren mit der vom Investor ursprünglich geplanten Quellfassung auf Staatsforstgrund zur Wasserversorgung des Gasthauses einverstanden und auch mit der Ausleitung des Fäkalwassers in den Staatswald. Die Suche nach einer Quelle im Staatswald war allerdings erfolglos..
Jetzt legt also die Gemeinde eine Wasserleitung zum verlassenen Dorf. Auch damit sind wir als Grundbesitzer grundsätzlich einverstanden. Vor ein paar Tagen haben wir auf telefonische (!) Anfrage der Gemeinde binnen 6 oder 7 Stunden Probegrabungen zur Erkundung des Untergrundes auf der Leitungstrasse genehmigt – schneller geht es beim besten Willen nicht.
Genau so schnell wollen wir die eigentliche Leitungsverlegung positiv unterstützen, wenn konkrete Planungen vorliegen.
Die Verlegung der Stromleitung im Staatswald zu diesem noch idyllischen Ort ist ein anderes Thema – dies ist grundsätzlich geklärt.
Ich persönlich finde es nicht gut, dass das Schulhaus ein neues Gesicht bekommt, da Leopoldsreut auch eine Art Gedenkstätte ist. Erhalten ja, aber nicht umbauen. Die Info-Tafeln an vielen Stellen finde ich sehr gut! Ansonsten soll der Ort so bleiben wie er war. Es soll kein Rummel entstehen, da gebe ich Frau Pauli Recht.
Und wie ist der aktuelle Stand ??