Viechtach. Sofern es seine Zeit erlaubt, trifft er sich einmal in der Woche mit Yonas, Nonso, Weldu und den anderen Asylbewerbern aus Neunußberg. Dann führt er sie in die Geheimnisse der Fotografie ein, zeigt ihnen den richtigen Umgang mit der Kamera und gibt ihnen Tipps für die optimale Motivwahl. Und manchmal, wenn’s gerade passt, packt er die jungen Männer in sein Auto und fährt mit ihnen ins Grüne, raus in den Bayerischen Wald, wo sie Fotopraxis sammeln und gemeinsam eine gute Zeit verbringen können. Alles ehrenamtlich, alles auf eigene Kosten. Dieter Neumann liebt, was er tut. Und liebt es, sein Wissen an andere weiterzugeben. Insbesondere an diejenigen, die nicht so ohne Weiteres die Möglichkeit haben, durch hochwertigen Kameras die Welt bzw. den Woid und seine Sehenswürdigkeiten zu betrachten.
„Mit diesen zwei Wörtern ist eigentlich alles ausgedrückt“
Seit Februar hält der pensionierte Polizist und leidenschaftliche Hobby-Fotograf (Schwerpunkt Landschaftsfotografie) im Rahmen des Viechtacher Arbeitskreises „Integration“ Kontakt zu den Neunußberger Asylbewerbern. Sie kommen aus Nigeria, aus Eritrea, aus Afghanistan oder Syrien – und sind meist nur für wenige Wochen bzw. Monate in der dezentralen Unterkunft, einer ehemaligen Pension, untergebracht. „Die meisten, mit denen ich zu tun habe, sprechen mittlerweile recht gut Deutsch“, sagt Dieter Neumann und freut sich. Auch er trägt zu deren sprachlichen Fortschritt bei, wenn er Zeit mit ihnen verbringt und ihnen die heimischen „Must-Sees“ wie den Arbersee oder den Höllensteinsee auf den verschiedenen Fotografie-Expeditionen zeigt.
„Vor wenigen Tagen erst waren wir auf dem Gipfel des Großen Arbers“, berichtet der Viechtacher Rentner. „Die Burschen waren begeistert vom sagenhaften Ausblick über den Bayerwald – und zückten sogleich ihre Kameras.“ Wenn Neumann von „ihren Kameras“ spricht, meint er eigentlich seine eigenen. Er leiht ihnen die teils sehr hochwertigen Spiegelreflexkameras, die sie dann untereinander durchtauschen. „Sie gehen alle sehr sehr vorsichtig mit der Ausrüstung um“, lobt der 58-Jährige.
„Servus – Shakehands“ lautet der Titel des Projekts, das Neumann im Laufe seines Engagements beim Arbeitskreis initiiert hat und sich mit dem Thema Völkerverständigung und Integration beschäftigt. Im Mittelpunkt: Hände. Hände, die sich grüßen. Hände, die sich umschlingen. Hände, die sich berühren. Hände, die sich stützen, die einander helfen. „Servus – Shakehands. Mit diesen zwei Wörtern ist eigentlich bereits alles ausgedrückt“, sagt der Fotograf. Leute verschiedenster Herkunft und mit unterschiedlichsten Hintergründen reichen sich die Hände. In Freundschaft und Offenheit. Punkt. So einfach ist das. Und so integrativ. Für „Shakehands“ sucht Neumann noch Fotomodelle – vom Baby bis zum Greis – aus dem Bayerischen Wald, die sich in verschiedenen Situationen „händisch“ aufeinander zugehen- „wer also Lust und Laune hat, bei dem Projekt mitzumachen, ist herzlich dazu eingeladen“ (einfach eine kurze E-Mail mit dem Betreff „Servus – Shakehands“ an neumann.viechtach@t-online.de). Auch er selbst ist Bestandteil davon – und sollte er ausreichend Fotomaterial sammeln können, ist eine Foto-Ausstellung im Winter geplant, bei dem auch die Menschen hinter den Fotos zu sehen sein werden.
Stephan Hörhammer
–> Alle weiteren Informationen über Dieter Neumann und sein Projekt „Servus – Shakehands“ sind auf seiner Homepage dieter-neumann-fotografie.de zu finden.