Regen/Budweis/Pilsen. Nachdem im Nachbarland Tschechien in der vergangenen Zeit die Suche nach einem Atommüllendlager angelaufen und dabei auch die Grenzregion in den Fokus gerückt ist, hat sich der Regener Landrat Michael Adam bei den Regionalregierungen in Budweis und Pilsen über die Pläne der tschechische Regierung informiert. „Wir sollten miteinander reden und nicht übereinander“, wird Adam, zugleich Tschechienbeauftrager der niederbayerischen Landräte, in einer Pressemitteilung zitiert. „Natürlich habe ich dort auch klar zum Ausdruck gebracht, dass ein Endlager in Grenznähe die Bevölkerung im Landkreis Regen verunsichert und dass es deshalb keine Zustimmung gibt.“ Auf Kritik stießen diese Aussagen nicht, im Gegenteil, die lokalen Verantwortungsträger dankten dem Landrat für seine offenen Worte und seine Unterstützung.
Erste Station des Besuches war Budweis. Dort traf sich der Landrat mit Jiri Zimola. Auch er wolle kein Endlager im Bezirk Südböhmen, dessen Hauptmann er ist. Zumal man dort bereits das Atomkraftwerk Temelin habe und die Bevölkerung die Endlagerung in Südböhmen ablehnt. Aussagen Zimolas zufolge plane die tschechische Regierung derzeit an insgesamt sieben Standorten Voruntersuchungen für ein mögliches atomares Endlager. Darunter seien die Standorte Magdalena (mit den Dörfern: Jistebnice, Nadejkov und Bozetice) und Hrádek (Rohozna, Novy Rychnov, Milicov, Hojkov, Cejle, Dolní Cerekev) in Südböhmen sowie Brezovy potok (Chanovice, Velky Bor, Pacejov, Manovice, Olsany und Kvasnovice) im Bezirk Pilsen. An allen drei Standorten seien Untersuchungen in unterschiedlichem Felsuntergrund geplant. In Magdalena untersucht man die Einlagerung in Syenit, in Hradek in Granit und in Bezovy potok könnte der Atommüll in Granodiorit eingelagert werden. Hauptmann Zimola betonte aber, dass noch genügend Zeit bliebe, um zu protestieren und um ein mögliches Endlager in Grenznähe abzuwenden. Denn die eigentliche Einlagerung solle seines Wissens nach erst um das Jahr 2070 erfolgen.
„Nicht vorstellbar, dass das Gestein besser geeignet ist“
Ähnlich argumentierte Ivo Grüner, der stellvertretende Hauptmann des Bezirks Pilsen. Der Wunsch der Bürger und der betroffenen Kommunen sei entscheidend. „Die wollen das alle nicht“, sagt er. Und so sei für die Regierung des Bezirks Pilsen klar, dass sie ein Endlager in ihrem Bezirk ablehnt. Der stellvertretende Regierungspräsident stellte aber auch klar, dass die Entscheidung letztendlich in Prag fallen werde. „Die Tschechische Republik braucht ein Endlager“, weiß Grüner und dafür zeigte Adam Verständnis. Er erinnerte daran, dass man auch in Deutschland seit Jahrzehnten nach einem Endlagerort suche. Sogar Saldenburg im Landkreis Freyung-Grafenau sei einst im Gespräch gewesen. Dort habe man aber festgestellt, dass die Einlagerung im Bayerwaldgranit zu unsicher sei. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das Gestein ein paar Kilometer östlich besser geeignet ist“, sagt Adam. Ihm ist aber auch klar: „Entscheiden über die Endlager-Frage wird die tschechische Regierung in Prag – und nicht ein Bezirk. Dieses Brett muss deswegen über die Bundesregierung in Berlin und dann über die tschechische Regierung gebohrt werden“, so das Fazit des Regener Landrats zum tschechischen Atommüllendlager in Grenznähe.
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Einen Überblick, in welchen Orten genau Untersuchungen des Felsuntergrundes geplant sind, gibt’s hier (einfach klicken). Bei den einzelnen Ortschaften ist auch aufgeführt, welche Zuwendung die jeweilige Kommune bei einer Untersuchung bekommt – und die Einwohnerzahlen der Dörfer. Leider liegt uns diese Grafik nur auf Tschechisch vor.
da Hog’n