Hauzenberg. Für Klaus Kickingereder ist Heimat mehr als nur der Bayerische Wald. Zu seinem „dahoam“ zählt er nebem dem Woid auch das angrenzende Österreich und Tschechien. Und als begeisterten Outdoor-Sportler – häufig ist der 40-Jährige mit seinem Mountainbike unterwegs – hat’s ihn gestört, dass es keine Touren über diese geographischen Grenzen hinaus gibt. Der IT-Manager beseitigte dieses Problem kurzerhand selbst. Er veröffentlichte das Buch „25 Mountainbike-Touren in der Dreiländerregion“, in dem er seine Lieblingsstrecken in der Region beschreibt. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ erzählt Klaus Kickingereder von seinem Natur-Hobby, von seiner schriftstellerischen Ader und von „Böhmisch Kanada“…
Klaus, was fasziniert Dich am Mountainbike-Sport?
Beruflich habe ich viel um die Ohren, bin häufig im Ausland auf Geschäftsreisen unterwegs – und werde somit ständig überflutet mit Emails, Anrufen und Meetings. In einer ruhigen Minute habe ich die Einsamkeit der Natur für mich entdeckt. Einen Ort um Stress abzubauen, die Gedanken neu zu sortieren und um sich auf das Hier und Jetzt wieder zu besinnen. Beim Moutainbiken kann man die Natur und Sport am besten miteinander verknüpfen. Sport ist der ideale Ausgleich für mich, um der Hektik der heutigen Zeit entgegenzutreten.
„Meine Absicht: Ein Touren-Book ohne geographische Grenzen“
Wann hast Du gesagt: Ich muss ein kleines Büchlein darüber schreiben?
Wie ich selber erleben musste, gibt es nur Radtouren, Karten und Bücher fürs ‚eigene Land‘ – sprich: für die Deutschen nur innerhalb ihrer Grenzen, genauso die Österreicher und Tschechen. Darüber hinaus bringt jede Region, ja fast schon jedes Dorf, seine eigenen Touren-Books heraus. Das Verwunderliche für mich: Im Zuge des europäischen Gedankens, in der Mitte Europas, in einer Region ohne Grenzen mit einen gemeinsamen Wirtschaftsraum und sogar dem größten zusammenhängenden Nationalpark war bisher keiner auf den Gedanken eines gemeinsamen, grenzüberschreitenden Touren-Books gekommen. Viele haben mich darauf angesprochen, ob ich meine gesmmelten Touren nicht auch als Buch herausbringen will. Und so kam’s dann auch.
Wie bist Du bei der Auswahl der Touren für den Guide vorgegangen?
Der Bayerische Wald, Böhmen und Oberösterreich, kurz gesagt die Dreiländerregion, ist meine Heimat. Darauf lege ich großen Wert. Für mich gibt es keine geographischen Grenzen. Es gibt historisch und kulturell in jedem Winkel viel zu entdecken und die Natur ist sehr vielseitig. So habe ich versucht bei meinen Touren Natur, Historie und Sport zu verknüpfen. Es gibt kein Muster, sondern nur Ideen, was mich noch interessiert, was ich noch entdecken will.
Was unterscheidet Deinen Tour-Guide von allen anderen, was macht ihn so einzigartig?
Es ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, einen Tourguide über mehrere Länder hinweg zu schreiben, also Routen durch zwei, drei Länder innerhalb von wenigen Kilometern. Einmalig ist auch, dass meine Strecken nicht nur auf Leistung bedacht sind, sondern die Region mitsamt ihrer Kultur, Natur und Historie im Fokus steht. Alle Touren sind mit GPS erfasst, die Daten können kostenlos heruntergeladen werden. Was ich persönlich bei anderen Radführern vermisse, habe ich versucht in meinen Buch zu realisieren – zum Beispiel einen QR-Code für die Tour, der mir sofort den Streckenverlauf auf meinem Handy ganz ohne GPS-Gerät anzeigt.
„Der Bayerische Wald ist ein Schlaraffenland für Biker“
Warum steht bei Dir die Region „Bayern-Böhmen-Oberösterreich“ im Mittelpunkt?
Kurz und bündig: Das ist meine Heimat, an der mein Herz hängt, die mir Kraft und Energie gibt. Hier fühle ich mich dahoam. Der Bayerische Wald ist ein Schlaraffenland für Biker. Die Region wurde bisher zu unrecht vernachlässigt, kann aber durchaus mit den großen Rad-Hotspots mithalten.
Welche ist Deine Lieblingstour und warum?
Am liebsten bin ich am Moldaustausee unterwegs – das ist fast wie Urlaub am Meer. Wasser, Sand, im Hintergrund Berge und Wälder – da komme ich ins Schwärmen. Alle Touren im Buch sind nach Schwierigkeitsgraden geordnet. Die Touren eins bis acht sind Familientouren und mit einem Trekkingrad sowie ein bisschen Kondition zu bewältigen; die Touren neun bis 19 sind für alle geeignet, die sich sportlich betätigen wollen und trotzdem nicht überfordert werden möchten; die Touren 20 bis 25 wiederum sind für alle, die sich beweisen wollen, aber trotzdem den Spaß nicht auf der Strecke lassen wollen.
Eine Tour nennt sich „Böhmisch Kanada“ – warum?
Viele Abschnitte dieser Tour haben mich an meinen Kanada-Urlaub erinnert. Einsamkeit, Wald und nochmals Wald, unberührte Natur und fast schnurgerade Straßen – eben wie in Kanada. Naja, die Bären und Lachse würden zur Perfektion noch fehlen…
Warum sollten die Menschen, sowohl Waidler als auch Urlauber, Deine Touren ausprobieren?
Die Waidler können dadurch ihre Heimat besser kennenlernen. Denn das Gute liegt so nah. Auch engagierte Mountainbiker müssen nicht zum Gardasee fahren, denn: Bei uns gibt es Erlebnisstrecken ohne Ende. Und Urlauber können auf den Touren entdecken, wie schön es bei uns ist – und er-fahren gleichzeitig eine Region ohne Grenzen.
Interview: Stephan Hörhammer