Freyung/Passau. „Typen und Touren im Bayerischen Wald – für Waidler und Weitgereiste“ – so heißt Simone Kuhnts Erstlingswerk. Der etwas andere Reiseführer ergänzt die Reihe „66 Lieblingsplätze“ des Gmeiner Verlags – und die 34-Jährige fügt noch elf Ausflüge über die bayerisch-tschechische Grenze hinzu. Jetzt hat uns die Passauerin in der Hog’n-Redaktion besucht und darüber geplaudert, wie man denn ein eigenes Buch herausbringt, was ihr der Bayerische Wald als Städterin bedeutet und welche Plätze sie wärmstens empfehlen kann…
„Ich wollte zeigen, wie vielfältig der Bayerische Wald ist“
„Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben“, sagt Simone Kuhnt. „Keinen Roman. Ich bin kein Fantasiekind.“ Ein Roman ist’s dann auch nicht geworden – dafür ein Reiseführer der besonderen Art. 66 besondere Plätze und spannende Menschen aus dem gesamten Gebiet des Bayerischen Waldes stellt die junge Autorin vor – dazu elf tschechische und österreichische Stationen. Jeden ausgewählten Platz präsentiert Simone Kuhnt auf einer Doppelseite: Links ein Foto (übrigens hat sie zwei Drittel der Bilder selbst gemacht), rechts ein individueller, beschreibender Text mit persönlichem Tipp. Das Papier ist schön matt, fühlt sich gut an und – elementar wichtig für jedes gute Buch dieser Welt – riecht angenehm. Wie kommt man dazu, so ein Buch zu schreiben? „Über eine Freundin habe ich von der Ausschreibung erfahren. Der Verlag hat einen Autor gesucht, der die Reihe für den Bayerischen Wald umsetzt. Ich habe mich beworben und ein Exposé, Fotos und Leseproben geschickt“, erzählt die 34-Jährige. „Ich wollte zeigen, wie vielfältig der Bayerische Wald ist.“
Nach fast einem Vierteljahr Wartezeit dann die positive Nachricht: Simone Kuhnt hat den Auftrag! „Das war der beste Moment überhaupt. Ich bin wie verrückt im Wohnzimmer herumgesprungen, hab mich gefühlt wie ein Fußballer, der gerade ein Tor geschossen hat“, beschreibt sie ihr Glücksgefühl. Dass sie’s kann, das Buch schreiben, daran hatte sie keine Zweifel. Ihre redaktionelle Ausbildung hat sie bei der Passauer Neuen Presse genossen, seit mittlerweile fünf Jahren arbeitet sie nun als freie Journalistin. Alle anderen Projekte hat sie erst mal still gelegt und sich ausschließlich auf das Buch konzentriert, sagt sie. Mutig, denn: „Man schießt viel Energie vor.“
Fürs Schreiben selbst wurde sie nicht entlohnt, am Verkauf ist sie beteiligt. Den ganzen Sommer 2013 unternahm sie Touren durch den Bayerischen Wald, manche Termine hat sie vereinbart, vieles hat sich ganz spontan ergeben, wie sie sagt. Im späten Herbst begann sie dann mit der Schreibarbeit, Ende des Jahres war Abgabe. Ihr Werk wurde lektoriert, Simone Kuhnt überarbeite die angestrichenen Stellen. „Das war nicht immer ganz einfach – schließlich wurden die Rollen umgekehrt. Eigentlich bin ich diejenige, die Korrekturen anweist“, sagt sie lachend und fügt hinzu: „Die Phase des Schreibens war manchmal komisch für mich. Immerhin habe ich monatelang überhaupt kein Feedback bekommen und musste mich ganz auf mein Gefühl verlassen.“
„Mir war es wichtig, die Menschen miteinzubringen“
In Viechtach präsentierte sie Anfang Juli im KultUrCafé Hinkl zusammen mit drei Musikern ihr Buch. Sie, die eigentlich nicht so gern im Mittelpunkt steht. „Ich war furchtbar aufgeregt – dann war’s super. Die Leute haben nach jeder Seite geklatscht“, erzählt sie. „Zusammen mit der Zusage für den Auftrag war das das Schönste.“ Recht emotionslos dagegen hat sie reagiert, als sie ihr Werk erstmals gedruckt und fix und fertig in den Händen hielt.
Doch freilich gab es viele weitere schöne Momente während des Entstehungsprozesses. „Mir war es sehr wichtig, die Menschen des Bayerischen Waldes miteinzubringen. Darum gibt es im Buch Porträts von Leuten, die was zum Erzählen haben.“ Wie der Grenzsteinsucher von Lohberg auf Seite 43, Erich Wellisch, der seit mehr als 30 Jahren so genannten Marksteinen auf der Spur ist. Oder Rudolf und Margarete Schmid mit ihrer Gläsernen Scheune in Rauhbühl bei Viechtach, auf Seite 61. „Die waren sofort extrem offen – einfach nett.“
Gut in Erinnerung geblieben ist Simone Kuhnt auch die Wanderung auf den Hennenkobl – auf den Spuren des Waldpropheten Mühlhiasl (Seite 83). „Ich hab das Mühlhiasl-Buch gelesen, bin auf den Berg gewandert und hab oben Leute befragt – es gab also ganz viele Recherche-Ebenen, weshalb mir die Tour sehr am Herzen liegt“, erzählt die Autorin. Und wie war’s bei den tschechischen Nachbarn? „Dort ist die Stimmung melancholischer – das geht schon bei Haidmühle los“, findet sie. „Es ist immer noch ein kleines Abenteuer, über die Grenze zu gehen. Das Standard-Essen ist anders, die Sprache sowieso – und die Mentalität ist uns auch unbekannt.“
„Der Bayerische Wald ist ein Teil meiner Heimat“
Übrigens: Simone Kuhnt ist nicht käuflich. „Manche Leute haben mich danach gefragt, ob ich jetzt beim Garhammer meine Hosen umsonst kriege“, sagt die Autorin kopfschüttelnd. Das Waldkirchner Kaufhaus hat sie mit ins Buch aufgenommen, weil sie es einzigartig in der Gegend findet – „und weil die Leute ja neben den Naturerlebnissen auch mal gern einkaufen gehen.“ Deals hat es keine gegeben: „Ich habe ein reines Gewissen.“
Erschienen ist ihr Werk im Juni mit einer Erstauflage von immerhin 2.500 Exemplaren – seit Juli liegt es in den Buchhandlungen. Und: Es verkauft sich bisher sehr gut. Warum kennt sich denn die Passauerin so gut im Bayerischen Wald aus? „Als Kind war ich beim Skifahren in der Dreisesselgegend und am Arber. Später im Volontariat in Viechtach“, sagt sie. Durch das Buch hat sie viele weitere schöne Ecken kennen gelernt. Jetzt sagt sie: „Immer, wenn ich in den Bayerischen Wald komme, fühlt es sich an, wie Heimfahren. Ich fühle mich sehr mit der Gegend verbunden – sie ist Teil meiner Heimat.“
Eva Hörhammer