Freyung. Zugegeben, der Neubau in der Passauer Straße wirkt etwas unspektakulär. Doch der erste Blick trügt. Denn hinter den Mauern des kastenförmigen Gebäudes befindet sich mit IBE Optics ein Unternehmen, das sich in Sachen Objektive für Foto- und Filmkameras weltweit einen Namen gemacht hat. Angefangen in Hutthurm, hat sich der Betrieb mittlerweile in Freyung niedergelassen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Geschäftsführer Klaus Eckerl aus Niederpretz (Gmd. Hutthurm) über die Entwicklung seiner Firma und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen und Universitäten. Außerdem erklärt er, wie es dazu gekommen ist, dass IBE (Ingenieur-Büro Eckerl) Optics das schnellste Objektiv der Welt entwickelt hat. Made im Boarischn Woid, Made in da Heimat!
Herr Eckerl, wie sind Sie zu Ihrem außergewöhnlichen Beruf gekommen?
Ich habe in Nürnberg Feinwerktechnik studiert. Eigentlich wollte ich aber immer Fotografie studieren. Schon in jungen Jahren bin in der Natur rumgelaufen und habe viele Bilder gemacht – das hat mich fasziniert. Im Dorf und in der Familie war ich immer der Mann für die Fotos – von der Taufe bis zur Hochzeit. Deshalb wollte ich auch in Köln Fotografe studieren, habe mich dann allerdings mehr dafür interessiert, wie die technischen Geräte entwickelt und gebaut werden und habe mich dann für Feinwerktechnik entschieden.
Wie ging es weiter?
Während den Semesterferien, ich war gerade zu Hause in Niederpretz, habe ich zufällig einen Artikel über das Jubiläum einer optischen Firma aus München gelesen, die in Wegscheid produziert. Ich habe mich beworben – und stieß gleich auf offene Ohren und wurde angestellt. So bin ich in den Fotobereich gerutscht und wieder zurück in den Bayerischen Wald gekommen.
„Erstmals wollen wir auch die breite Masse ansprechen“
Erklären Sie uns bitte mal genauer: Was macht IBE Optics genau?
Gute Frage, nächste Frage (lacht). Das ist ein sehr weites Feld. Los gegangen ist es mit kundenspezifischer Optik. Darunter versteht man auch solche Dinge wie Head-Up-Displays in Autos, an denen wir schon mitgearbeitet haben – für Audi, Airbus und BMW. Leider ist es im Automotiv-Bereich so, dass man lange vor Marktreife die Entwicklungsarbeiten leistet und man dann oftmals nicht weiß, in welchen Modell im Detail die Technik verbaut ist. Zuerst war IBE Optics ein reiner Dienstleister, vor allem im Bereich der optischen Systementwicklung haben wir uns einen Namen gemacht. Zurzeit arbeiten wir sehr intensiv an der Ausweitung der eigenen Produkte. So haben wir das lichtstärkste Serien-Objektiv der Welt auf den Markt gebracht. Hierfür haben wir auch extra eine neue Handelsmarke angemeldet – „HandeVision“. Erstmals wollen wir nun in den Consumer-Markt, also auch die breite Masse ansprechen.
Seit wann gibt es IBE Optics?
Seit 1992 bin ich selbstständig, seit 2001 sind wir eine GmbH und haben – Stand heute – 18 Mitarbeiter. Mittlerweile haben wir auch eine eigene Produktion, das heißt, wir zeichnen nicht nur Pläne für neue Geräte, sondern bauen auch die Prototypen. Ich würde uns inzwischen als „Mini Zeiss“ beschreiben – wir haben eine Entwicklung, eine Montage und auch die hochspezifische Messtechnik im Haus. Im August 2012 sind wir hier in den Neubau nach Freyung gezogen – übrigens nach heftigen Interventionen von Dr. Olaf Heinrich. Hier können wir auch mit dem Technologiecampus zusammenarbeiten – die Studenten unterstützen uns immer wieder bei Entwicklungsfragen.
IBE Optics hat ja das schnellste Objektiv der Welt gebaut – für welchen Zweck wurde es entwickelt?
Damit man auffällt! Das ist ein reines Marketing-Issue, wie der Ami so schön sagt. Solche Aktionen sind nötig, um trotz Giganten wie Sony oder anderen japanische Firmen als Waidler-Unternehmen aufzufallen. Im Profibereich sind wir schon etwas bekannter, da laufen einige unserer Systeme bei BBC und Disney-Produktionen. Den Consumer-Bereich erobern wir erst nach und nach, das Rekord-Objektiv wird schon bei Amazon angeboten. Und da braucht man eben so ein Produkt wie das schnellste Objektiv der Welt, um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.
„Das schnellste Objektiv der Welt ist ein Alleinstellungsmerkmal“
Und wo wird dieses Gerät eingesetzt?
Das werden sicher vor allem die engagierten Amateure kaufen.
Wird von Ihrer Seite angestrebt, mit etablierten Fremd-Objektivherstellern im High-End-Bereich – wie etwa Zeiss – gleichzuziehen? Befindet man sich mit solchen Riesen mal auf Augenhöhe?
Ich glaube, das sind wir bereits. Nachholbedarf haben wir noch vor allem im Vertrieb und Marketing. Deshalb sind wir in diesen Bereichen auf der Suche nach starken Partnern. Rein technisch gesehen sind wir bereits auf Augenhöhe mit den großen Herstellern. Wie schon vorher angesprochen, sind wir insbesondere im Profi-Filmbereich bereits sehr bekannt.
Wie sieht es in Ihrem Beruf mit Nachwuchs aus? Gibt’s Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende zu finden?
Ja, das kann man so sagen. Um guten Nachwuchs zu gewinnen, haben wir eigentlich immer Praktikanten im Haus – zum Beispiel von der Hochschule Deggendorf. Aus diesen jungen Menschen generieren wir dann unsere Ingenieure. Für unseren Beruf ist es wichtig, dass man sich schon vor dem Einstieg mit dieser Materie beschäftigt. Man muss eine gewisse Leidenschaft entwickeln, um die komplexen Vorgänge zu verstehen.
„Die Sprachbarriere bleibt weiterhin ein Problem“
Wie hat sich die Qualität der Schul- und Universitätsabgänger in den vergangenen Jahren entwickelt?
Es ist schon schwieriger geworden, an gutes Personal zu kommen – hier im ländlichen Raum natürlich umso mehr. Wir sind hier einfach ein bisschen im Eck, auch wenn sich die Region Richtung Osten immer mehr öffnet. Die Sprachbarriere bleibt aber zum Beispiel weiterhin. In München wäre es wohl einfacher…
Warum haben Sie sich dann bewusst für den ländlichen Raum entschieden?
Hat man geeignetes Personal gefunden, identifizieren sich diese voll und ganz mit dem Betrieb. Die Menschen im Bayerischen Wald sind grundsätzlich bodenständiger, treuer. Ein großer Gewinn für die Region ist die Außenstelle der Deggendorfer Hochschule hier in Freyung.
Welche Vor- und Nachteile hat die Region um Freyung außerdem?
In Sachen Internet hat sich in der Vergangenheit einiges getan. Wir sind mit der Geschwindigkeit hier im Stadtkern von Freyung zufrieden. Generell ist die Entwicklung der Stadt sehr erfreulich, es ist mittlerweile richtig was geboten: Ich bin ein Mensch, der gerne auf dem Land lebt und die Natur hier genießt. Und deshalb ist es auch nicht absehbar, dass IBE Optics die Region verlässt.
Der Landflucht möchte auch das Regionalmanagment mit seiner Rückholaktion entgegenwirken. Was halten Sie von diesem Projekt?
Der Newsletter ist eine sinnvolle Einrichtung, weil man so erfährt, welche Stellen in der Region frei sind. Normalerweise müsste es jedem jungen Menschen mit Familie, der Wert auf Lebensqualität legt, hier im Bayerischen Wald gefallen. Und durch die Rückholaktion wird das auch den möglichen Fachkräften vermittelt. Deshalb finde ich diese Aktion sehr gut.
Interview: Helmut Weigerstorfer