Regen/Berlin. „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin.“ Die Bundeshauptstadt entwickelt und verändert sich in einem rasanten Tempo. 24 Jahre nach der Wiedervereinigung ist die einst geteilte Stadt wieder zusammengewachsen. Berlin und der Landkreis Regen, das touristische ArberLand, hegen seit jeher enge Beziehungen zueinander. So gibt es bereits seit Jahrzehnten eine Zwieseler Straße, eine Arberstraße und einen Bodenmaiser Weg bei „de Preiss’n“. Nun sollen acht weitere Straßen hinzukommen, so dass in der deutschen Hauptstadt ein kleines ArberLand entsteht.
„Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“
„Ich beschäftige mich seit Jahren mit der Um-, Rück und Neubenennung von Straßen“, sagt Günter F. Toepfer, Mitglied des Abgeordnetenhauses a.D. Er war zu seiner aktiven Zeit als Abgeordneter für die Umbenennung von Straßen zuständig – und auch heute liegt ihm das Thema sehr am Herzen. Mehr als acht Jahre hat er sich für die Straßenbenennung nach Bayerwaldorten eingesetzt. Nachdem derzeit ein neues Baugebiet bei der Zwieseler Straße entsteht und auch dort Straßen neu benannt werden sollen, habe sich nun die Gelegenheit zur passenden Namensgebung ergeben. So wird es neben den bereits drei vorhandenen Bayerwaldstraßen bald auch eine Regener Straße geben.
Hinzu kommen Straßen, die nach Viechtach, Eisenstein, Rinchnach und Teisnach benannt sind. „Die sind bereits im Amtsblatt veröffentlicht und somit auch beschlossen“, weiß Toepfer. Das wird aber nicht das Ende sein – kürzlich sind drei weitere Straßennamen abgesegnet worden: Es wird eine Kirchdorfer, eine Frauenauer und eine Patersdorfer Straße geben. „Wir bekommen ein ArberLand in Berlin“, freut sich auch Regens Landrat Michael Adam.
Die Stadt Berlin hat ihn und die Bürgermeister des Landkreises Regen nun dazu eingeladen, die Benennung gemeinsam zu feiern. „Gerne werden wir in die Bundeshauptstadt kommen“, sagt Adam – und auch die meisten Rathaus-Chefs haben sofort zugesagt nach Berlin zu reisen. Dort wollen sie gemeinsam mit der Bevölkerung das kleine ArberLand hoch leben lassen. Darüber freut sich auch Initiator Toepfer: „Ein berlinerisch-bayerischer Tag wäre eine schöne Bestätigung der Arbeit.“
In der Zwieseler Straße wurde deutsche Geschichte geschrieben
„Wenn wir nach Berlin in den ‚kleinen‘ Landkreis Regen reisen, dann reisen wir auch an einen geschichtsträchtigen Ort“, weiß Adam. Ausgangspunkt zur Namensgebung war indes die Zwieseler Straße. Dass dort deutsche Geschichte geschrieben wurde, wissen die wenigsten Bayerwäldler. Denn dort befindet sich die Festungspionier-Schule, wo bis zum Weltkriegsende tausende von Offiziere und Unteroffiziere des Heeres und der Marine unterrichtet wurden. Hier bezog die Sowjet-Armee ihr erstes Quartier und hier wurde der zweite Weltkrieg offiziell beendet. Am 8. und 9. Mai ist im 200 Quadratmeter großen Speisesaal des Kasinos von Generalfeldmarschall Keitel, Generaladmiral von Friedeburg und Generaloberst Stumpf die bedingungslose Kapitulation ratifiziert worden. Hier bekam auch die erste Regierung der DDR ihre staatliche Vollmacht. Derzeit wird die Kaserne in einen Wohnpark umgebaut.
„Namensgebung ist zugleich touristische Werbung“
Überhaupt sollen im neuen Baugebiet hauptsächlich Reihenhäuser und Eigentumswohnungen entstehen, berichtet Toepfer. „Es wird eine gute, bürgerliche Wohngegend werden.“ Auch dies würde sicherlich zum „bodenständigen“ Bayerischen Wald passen. Zumal viele Berliner mindestens einmal im Bayerischen Wald auf Urlaub waren. „Für uns ist die Namensgebung natürlich zugleich eine kleine touristische Werbung. Vielleicht machen die Bewohner ja einmal Urlaub in den namensgebenden Gemeinden“, kommentiert Landrat Michael Adam.
Heiko Langer/da Hog’n