Freyung. Stell Dir vor, Du rufst die Polizei – und keiner kommt. So geschehen am vergangenen Samstag in der Freyunger Innenstadt: Vor einer Kneipe in der Grafenauer Straße detoniert gegen 22.30 Uhr ein Böller. „Ich bin sofort ans Fenster gegangen und hab‘ dann gehört, wie sich zwei Burschen damit gebrüstet haben, das Zeug geworfen zu haben.“ Ein klarer Fall von Ruhestörung. Deshalb alarmiert der Anwohner die Polizeiinspektion Freyung. Er möchte, dass sich die Beamten dieser Sache annehmen. „Die Polizei – Dein Freund und Helfer“, heißt es ja. Dieses Motto trifft in dieser Situation jedoch nicht so ganz zu. „Mir wurde nur gesagt, dass derzeit keine Streife verfügbar ist. „Auch die den Beamten mitgeteilte Vermutung des Geschädigten, in und um die Kneipe werde „mit allem möglichen Zeug“ gehandelt, wiegelt die Freyunger Polizei am Karsamstag mit den Worten „das kann schon sein“ ab.
Schmitt: „Die schichthabenden Beamten haben richtig gehandelt“
Was war denn da los? Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat bei der Polizeiinspektion Freyung nachgefragt. „Sowas soll nicht vorkommen, das stimmt“, äußerst sich der stellvertretende Dienststellenleiter Wolfgang Schmitt in dieser Angelegenheit. Seine Erklärung: „Wegen der Einbruch-Serie in der Region hat die Polizei ein Einsatzkonzept ausgearbeitet. Alle Beamten waren deswegen zu dieser Zeit im Einsatz.“ Doch was wäre im „worst case“ geschehen – bei einem Unfall, einem Einbruch oder einem Überfall? Wolfgang Schmitt beschwichtigt: „In solchen Fällen hätten wir natürlich Polizisten hingeschickt. Wenn es nur einmal wegen eines Böllers kracht, jedoch nicht. Meiner Meinung nach haben die schichthabenden Beamten richtig gehandelt.“ Wie viele Streifenbesatzungen je Schicht für Recht und Ordnung im Landkreis Freyung-Grafenau sorgen, darf der Polizeihauptkommissar nicht verraten – „aus ermittlungstaktischen Gründen“, wie es im Fachjargon so schön heißt.
„Wenn sich in der Straße nichts ändert, werden wir wegziehen“
Für den betroffenen Anwohner ist dies indes keine zufriedenstellende Antwort. „Wenn sich bei uns in der Straße nichts ändert, werden wir wegziehen. Solche Zustände sind nicht länger tragbar – rund um die Kneipe liegt Müll, die Gäste übergeben sich, abends kann man nicht mehr auf die Straße gehen.“
Helmut Weigerstorfer
Man sollte grundsätzlich klarstellen, dass es nicht an der Freyunger Polizei liegt, dass man nicht genügend Personal zur Verfügung hat. Man würde sich wohl nichts mehr wünschen, als die Versetzung von „jüngeren“ Beamten nach Freyung oder andere Dienststellen mit derart wenig und altem Personal.
Es handelt sich hierbei um ein Grundsatzproblem, welches nur der Staat vermag zu lösen.
Und wenn man jetzt bedenkt, dass in dieser angesprochenen Nacht keine Streife frei war und dann abwägt, ob die verfügbare(n) Streife(n) besser bei der aktuell herrschenden Einbruchswelle präventiv unterwegs ist, sich an den Randgebieten wie Philippsreut zeigt und potenzielle, osteuropäische, Einbrecherbanden vor ihren Taten abschreckt, oder in der maustoten Stadt herumgurkt und wartet bis sich jemand in seiner Ruhe gestört fühlt, dann erübrigt sich diese Frage wohl. Klar ist diese Störung der Nachtruhe ärgerlich, aber verglichen mit Unfällen, Einbrüchen oder anderen Straftaten einfach hinten anzustellen. Wenn einfach nicht mehr Polizei verfügbar ist, ist das beschriebene Handeln der Freyunger Polizei doch zweifelsfrei nachvollziehbar.
Aber wie gesagt liegt dies am Staat, der Freyung einfach nicht mehr Stellen zuweist.
Somit ist dieser Artikel und die Diskussion über „Freund und Helfer“ ziemlich sinnlos und einseitig.
Dass die Bemerkung, „das kann schon sein“, sehr unglücklich ist, steht außer Frage.
Es stehen in ganz Niederbayern gerade einmal 614 Polizeibeamte zu Verfügung. Nimmt man nur mal die Dienststellen, welche Schutzpolizeiliche Aufgaben wahrnimmt (ohne Autobahn-PIs, VPIs, KPIs oder Fahndungsdienststellen) sind dies ganze 28. Dann kann sich jeder einzelne ausrechnen, wieviele Beamte dies pro Dienststelle sind. Dann rechnet man nochmal für jede Dienststelle das Personal weg, welches nicht auf die Straße kommt (Innendienst, Verwaltung etc.), dann kann sich jeder ausrechnen wieviele Streifen in einem Dienstbereich unterwegs sind.
Ja man muss mit wenig Personal eben Prioritäten setzten. Auch wenn es für die Betroffenen dieses Artikels nicht so ideal ist, aber eine Ruhestörung ist nun mal als letztes dran. Aber in welcher Zeit leben wir, wenn man als Betroffener einer Ruhestörung mit dem NAchbarn der zu laut ist, nicht mehr reden kann und diese Ruhestörung somit selbst regeln kann und immer die Polizei für solche „kleinigkeiten“ braucht? Dies kommt in diesem oben geschilderten Fall vielleicht nicht in Frage, aber man kann auch der Polizei viel Zeit für wichtigeres ersparen.
Jetzt kommt wieder die Leier von wegen “ aber um mich 180 mal zu kontrollieren, haben sie Zeit…“ Ja, Kontrollen sind wichtig. (Meine Meinung) Wie sonst sollte man z.B. Einbrechern oder eben denen, die z.B. das Diebesgut wegschaffen, auf die Schliche kommen? Wie sollte man den steigenden Zahlen von Alkoholunfällen entgegenwirken? Wie sollte man insgesamt die Sicherheit auf den Straßen erhöhen, wenn die Polizei keine Leute mehr kontrolliert? Wer nichts falsch gemacht hat, hat doch nichts zu befürchten, höchstens einen meist kleinen Zeitverlust. Ist es uns das für unsere Sicherheit nicht mehr wert, 3 oder 5 Minuten zu investieren? Ja wenn das so ist, schaffen wir die Polizei gleich ganz ab. Geht doch auch ohne oder? (Sarkasmus).
Einen Schönen Tag noch… Lieber Hogn vielleicht sollte man nicht so einseitig schreiben und auch die Hintergründe weiter recherchieren… Dieser Artikel ist sehr passend zu Ihrem Thema.
http://www.pnp.de/region_und_lokal/stadt_und_landkreis_passau/passau_stadt/1278644_Zu-wenig-zusaetzliche-Polizisten-fuer-Niederbayern-viele-Zusatzaufgaben.html