Das neue Album „Sommer Sonne Kaktus!“ von Helge Schneider ist doch tatsächlich auf Platz eins der deutschen Albumcharts eingestiegen. Wow! Auf seiner Homepage wird die gleichnamige Single bereits als „die offizielle Fußballhymne für unser deutsches Team“ angepriesen. Diese Worte wirken ehrlich gesagt jedoch eher abschreckend, denn: Fußballhymnen sind normalerweise sehr einfach gehalten, relativ unintelligent und massentauglich. Eben überhaupt nicht Helge-like. Lohnt es sich also überhaupt die neue CD zu kaufen, wenn die Lieder so kommerziell beworben werden? Eine CD-Rezension von einer – zugegebenermaßen – Helge-Schneider-Dilettantin.
Das Ganze hat definitiv Ohrwurmpotenzinal – auch das Video passt
Die Single „Sommer Sonne Kaktus!“ entspricht dann wahrhaftig auch dem oben genannten Klischee. Die Sprache: Eine Mischung aus Deutsch und Englisch: „Never, never go to work – lieber holiday“. Definitiv hat das Ganze Ohrwurmpotenzinal, ja. Das Video zum Lied passt ebenfalls, es ist nämlich genauso verrückt wie der Text – beispielsweise sieht man Helge im Video (siehen unten) mit Spazierstock und Tambourin im Pool schwimmen. Könnte aufgrund des nicht sehr anspruchsvollen Textes also tatsächlich die nächste Fußballhymne werden … Außerdem hat es, dank der Gitarrenklänge, einen spanisch angehauchten Unterton, wie auch ein Großteil der restlichen Tracks.
Aber nicht nur Helges eigene Kompositionen sind auf dem Album zu finden, sondern auch einige Neuinterpretationen von bekannteren Stücken, wie etwa die des Jazz-Hits‘ „Mr. Bojangles„. Und – leider – auch eine Version von „Somewhere Over The Rainbow„. Die Musik an sich ist dabei gar nicht mal so schlecht. Allerdings ist es sehr gewöhnungsbedürftig, wie Schneider den Text gesanglich vorträgt. Würde man diesen im Original nicht kennen, wäre ein Großteil des Klassikers vermutlich gar nicht zu verstehen, da er – vor allem am Anfang – extrem nuschelt. Sogar noch extremer als sonst. Helge eben.
Ein weiterer Titel: „Nachtigall, huh (Es zittert unser Haus, was ist nur draußen los?)“. Der erinnert irgendwie an einen Song, den man schon mal gehört hat. An welchen, ist zunächst nicht klar. Konzentriert man sich auf den Inhalt, fällt es einem dann plötzlich wie Schuppen von den Augen: Das Stück ist eine Parodie auf Psy’s Gangnam Style. Kann man sich anhören – muss man aber nicht. Klingt nämlich nicht sehr gut, weil: Gesang und Musik sind nicht besonders synchron. Und auch ansonsten ist Helges Stimme nicht gerade angenehm. Es klingt, als hätte er erst spontan im Studio beschlossen auch dieses Lied aufzunehmen. Und als ob ihm der Text dazu erst dort eingefallen ist. Helge eben.
Die Instrumente spielte Helge Schneider selbst ein …
Das gesamte Album ist größtenteils auf Englisch, so wie beispielsweise die Lieder „To Be A Man“ oder auch „To Be A Man (Extended Version)“ – zwei komplett verschiedene Lieder übrigens, die dem musichen Multi-Talent am besten gelungen sind. Sie hören sich nämlich nicht so amateurhaft an wie der Rest von „Sommer, Sonne, Kaktus“. Klar: Dass es sich so anhört, wie es sich anhört, ist durchaus gewollt – Helge Schneider eben. Irgendwie nervt es einen dennoch ziemlich – gerade am Anfang der CD. Doch bei diesen Liedern, wie gesagt, bleibt dieses Gefühl glücklicherweise aus …
Fazit: Beim ersten Mal abspielen ist die Platte nicht wirklich toll. Aber je öfter man die „Bitte-Nochmal“-Taste drückt, desto besser dringt der Schneider’sche Genius einem ins Gehör. Auch wenn einige Songs nicht sehr gelungen sind – ein Kompliment hat Helge dennoch verdient, denn er hat alle Instrumente – wie immer selbst – eingespielt Dank der spanisch anmutenden Gitarrentöne wirkt alles in allem sehr harmonisch, leicht und sommerlich – und ist daher auch perfekt für den Urlaub geeignet. Auf der CD sind übrigens auch einige der Lieder zu seinem neuen Kinofilm „00 Schneider – im Wendekreis der Eidechse“ zu finden. Wer sich also schon mal darauf einstimmen möchte, darf auch aus diesem Grund gerne zugreifen.
Katharina Niemetz