München. Am 3. Mai erscheint das mittlerweile sechste Album des bayerischen Liedermachers Weiherer: „A Liad, A Freiheit und a Watschn“ ist ein Live-Mitschnitt seiner Konzerte im Januar dieses Jahres. Mit knapp 1.000 absolvierten Auftritten in mehr als zehn Jahren hat sich der 33-jährige Gitarren-Revoluzzer konsequent nach oben gespielt. Hog’n-Musikexperte Jason Ditshej stellt klar: Der Weiherer will kein Provokant und auch kein Moralapostel wie etwa Hans Söllner sein, mit dem er zu unrecht oft verglichen wird. Der Weiherer braucht keine Vorbilder. Für viele unter uns kann er aber selbst eines sein. Mit geistreichen und aneckenden Texten, die meist die Themen Atomkraft, Umwelt und Politik behandeln, macht er uns ein schlechtes Gewissen. Er ist ein Kämpfer für die Freiheit, die es in der heutigen Medien- und Internetlandschaft zu bewahren gilt.
Richtige Feindbilder hat er nicht mehr – höchstens den CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Auch mit den modernen Errungenschaften wie dem Flachbildfernseher steht er auf Kriegsfuß. Der Weiherer ist mit Sicherheit nicht der brillianteste Sänger. Er ist ein saukomischer Geschichtenerzähler. Ein langhaariger Charmeur – und doch auch manchmal recht boshaft. Mit seinen kultigen und amüsanten G’schichten gelingt es ihm den Hörer fast schon im Stile eines Kabarettisten bei Laune zu halten. Der Weiherer scheint für die Bühne und das Publikum geboren zu sein – man muss ihn einmal live erlebt haben. Schade nur, dass er im Bayerischen Wald noch nicht so recht Fuß gefasst hat. Wann kommt er eigentlich mal in den Woid?
Im Gespräch mit Jason Ditshej erzählt der Weiherer, warum er nicht feiger als der Söllner Hans ist, warum er nie für die Piraten-Partei spielen würde – und welche prominenten Persönlichkeiten heutzutage eine g’scheite Watschn verdient hätten.
„Für mich steht fest: Die Lieder sind wichtiger als die Geschichten“
Du nennst Dich ja einfach nur „Der Weiherer“. Gefällt Dir Dein Vorname Christoph nicht?
Schon in meiner Kindheit wurde ich immer nur „Der Weiherer“ genannt. Ich bin nie mit Christoph angesprochen worden. Und ich glaube, dass ich sogar Freunde habe, die heute immer noch nicht wissen, wie ich mit Vornamen heiße. Selbst in der Schule war es häufig so, dass mich Lehrer aus Versehen mit einem falschen Namen angeredet haben. Deshalb bleibt’s für mich als Künstler auch beim einfachen Weiherer. Das könnte ja auch irgendein Begriff sein. Oft weiß man gar nicht, ob da nur einer – oder eine ganze Band auf der Bühne steht. Somit habe ich mir auch noch alle Möglichkeiten offen gelassen. Mir ist es lieber, wenn man den Vornamen weglässt. Meistens wird er sowieso falsch geschrieben. Wenn mich einer mit Weiherer anspricht, find ich das gut.
Du bist ja in Niederbayern geboren …
… nein, geboren bin ich im Krankenhaus im oberbayerischen Burghausen. Aber aufgewachsen bin ich in Niederbayern, nämlich in Zeilarn im Landkreis Rottal-Inn. Mit 26 Jahren hat’s mich dann nach München verschlagen. Das war aus kultureller und beruflicher Sicht eine richtige Entscheidung.
Ich sehe mich persönlich eigentlich nur als Liedermacher. Aber das schließt ja nicht aus, dass man auf der Bühne zwischen den Liedern lustige Geschichten erzählt. Natürlich gibt’s da schon Überschneidungen zum Kabarett. Viele Leute erzählen mir immer wieder, dass sie das, was ich mache, lustig finden. Ich sollte doch mal im Quatsch-Comedy-Club auftreten. Das habe ich dann auch gemacht – und hat immer gut funktioniert. So bin ich ein bisschen in diese Kabarett-Comedy-Schublade hineingerutscht. Obwohl es eine Mischung aus allem ist, sehe ich meine Auftritte immer als Konzerte. Trotzdem: Die Lieder sind für mich wichtiger als die Geschichten.
Bei Deinen Konzerten spielst Du Gitarre und Mundharmonika. Hast Du früher auch in Rockbands gespielt?
Ich hab tatsächlich mal in einer Rockband gespielt. Als Bub habe ich Akkordeon und Keyboard gelernt, aber auch Bass – und ich habe mir einige Instrumente angeschafft, die ich mir selber beigebracht habe. Aber meistens weniger erfolgreich (lacht). Und so kam es, dass die Band eines befreundeten Gitarristen einen Bassisten gesucht hat. Das war ne Gaudi! (schmunzelt). Aber tatsächlich sind wir nie aus dem Proberaum raus gekommen. Es ging in Richtung Funk und Reggae, aber eigentlich hatten wir nicht mal einen Bandnamen. Schließlich haben wir uns aufgelöst.
Ich hab aber damals schon erkannt, dass ich mehr der Solokünstler bin. Als ich vor mehr als zehn Jahren die ersten Gehversuche machte, allein auf der Bühne, war Comedy ja nicht so in dem Maß populär wie heute. Damals war ich ganz klar ein Musiker: Ich habe Lieder geschrieben und Lieder gespielt. Geschichten habe ich anfangs fast keine erzählt.
„Ich könnt auch sagen, dass der Söllner feig geworden ist“
Hans Söllner hat im Hog’n-Interview über Dich gelästert, Du würdest Dich nicht so trauen wie er, und Du seist einfach nur feig …
(ein bisschen enttäuscht) Ja, da redet er sich leicht … ich find’s nicht richtig. Ich kenn den Hans schon sehr lange, allerdings nicht sonderlich gut. Aber Bekannte von mir, die wiederum den Söllner recht gut kennen, haben mir erzählt, dass er sehr positiv über mich spricht. Mich hat das schon überrascht, dass er sich im Interview eher negativ über mich geäußert hat. Keine Ahnung warum – vielleicht hat er einen schlechten Tag gehabt …
Aber Du bist ihm nicht nachtragend? Er ist noch immer Dein Vorbild?
(widersprechend) Vorbild ist ein Wort, mit dem ich nicht so recht klar komme! Ich mag ihn sehr gerne und finde es unglaublich gut und wichtig, was er macht. Ich finde nur das Wort ‚Vorbild‘ so unpassend. Das würde ja bedeuten, dass ich ihn mir ständig anschauen muss, um von ihm zu lernen. So ungefähr: Was macht jetzt der? Aha, so müsste ich das auch machen … Ich hätte aber nichts dagegen, wenn mein Weg genau so verlaufen würde wie seiner. Nachtragend bin ich ihm wirklich nicht. Erst neulich war ich wieder auf einem seiner Konzerte. Das war seit langem eins der besten.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Söllner aus einer anderen Zeit kommt. Was der vor 25 oder 30 Jahren gemacht hat, würde sich heute keiner mehr trauen – das kannst Du heute nicht mehr bringen. Und er macht das heute auch nicht mehr, weil er schon genug Strafen gezahlt hat. Diese Feindbilder und Politiker wie den Franz-Josef Strauß, die gibt’s ja nicht mehr. Vor 30 Jahren hat man auch noch richtig demonstrieren können – heute geht das nicht mehr, weil die ganze Kultur und das politische Interesse sich verändert haben. Der Söllner nennt ja heute auch keine Namen mehr auf der Bühne, weil er schon genug Ärger dafür bekommen hat. Letztendlich könnte ich ihm auch vorwerfen, dass er feig geworden ist.
Geldstrafen: „Beim Söllner gibt’s was zu holen – bei mir eher nicht“
Hast Du schon irgendwelche Strafen bekommen? In Deinem Programm fragst Du unter anderem ja, ob der Stoiber gerade staubsaugt oder die Karin ihm einen bläst. Hat Dir unser Ex-Ministerpräsident das übel genommen?
Nein, das ist ja bloß a Gaudi (lacht). Wenn der Stoiber bei einem Auftritt dabei wäre, gäbe es da sicherlich Schwierigkeiten. Vielleicht wär er aber auch so cool drauf, dass er darüber lacht. Ich denk, dass ich da hinterher sicherlich ein Anwaltsschreiben bekommen würde. Letztendlich ist der Stoiber aber nie bei mir anwesend. Und das wird’s auch in den nächsten Jahren nicht geben.
Bei Weiherers „A neis Liad“ bleiben selbst Edmund Stoiber und seine Frau Karin nicht verschont:
Kritische Stimmen gibt’s aber doch bei meinen Konzerten: Mich haben schon ältere Frauen und Männer in ihrer CSU-Vernarrtheit geschimpft, dass man so nicht über den bayerischen Ministerpräsidenten daherreden darf. Aber diese Stimmen nehme ich nicht ernst. Ich empfinde das sogar als Lob, weil man ein bisschen aneckt. Aber deswegen würde ich meine Lieder nie umschreiben.
Strafen hab ich wirklich noch keine bekommen. Bei mir gibt’s auch nichts zu holen – im Gegensatz zum Söllner (lacht). Der ist ja sehr bekannt und verdient auch mehr als ich. Wenn irgendwann einmal zu meinen Konzerten 2.000 bis 3.000 Leute kommen, könnte schon einer auf die Idee kommen mit einer Anzeige Kohle zu scheffeln.
Selbst die Piraten wollten den Weiherer schon engagieren – vergebens
Deine Texte sind ja sehr gesellschaftskritisch. Bist Du auch privat ein politischer Mensch?
Ja klar, sowohl privat als auch auf der Bühne. Ich bin aber kein parteipolitischer Mensch. Ich wüsste nicht, wen ich wählen soll. Ich weiß aber sicher, dass ich nicht CSU oder FDP wähle. Und ich habe mittlerweile auch mit anderen Parteien so meine Schwierigkeiten. Es gibt Gruppierungen, die etwas Gutes haben. Trotzdem haben die auch alle etwas Negatives im Programm, das ich nicht unterstützen will. Mir wurde sogar schon mal angeboten bei einer Veranstaltung der Piraten aufzutreten – das hab ich dann aber abgelehnt …
Manchmal sitzen im Publikum Politiker von den Grünen. Die kommen danach oft zu mir, loben mich und geben mir ihre Wahlwerbungen. Die haben aber genau so Sachen im Programm, mit denen ich nichts anfangen kann. Als sie mit Rot-Grün an der Macht waren, haben sie auch vieles nicht umgesetzt, obwohl sie’s vorher versprochen hatten. Da sind sie auch nicht besser wie die CSU. Leere Versprechungen. Genau deshalb will ich auch nicht für eine Partei spielen.
„Der FC Bayern gewinnt momentan einfach zu viel“
Was regt Dich denn momentan in Bayern auf? Was nervt Dich?
(lacht) Momentan nervt mich eigentlich nicht viel. Letzten Sommer war’s zum Beispiel die dritte Startbahn in München. Und da besonders der Ude, der jetzt ja unbedingt bayerischer Ministerpräsident werden will. Der hat das ebenso unterstützt. Das Thema interessiert aber bayernweit auch keinen, sondern eher die Münchner und die Freisinger. Ich bin froh, dass wir mit dem Bürgerentscheid etwas bewegt haben – aber wahrscheinlich ist das Ganze auch nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.
Ansonsten: Politiker kommen – und verschwinden genauso schnell wieder. Natürlich ist die Atomkraft nach wie vor ein leidiges Thema. Früher war das ja ein Thema für die Grünen. Jetzt wollen’s die Schwarzen aber auch abschaffen und tun so, als ob sie schon immer dagegen gewesen sind. Über was sollte man sich da noch aufregen, wenn eh alles so verschwommen ist?
(kurze Pause, dann empört) Was mich tatsächlich ein bisschen nervt: dass dieser FC Bayern so viel gewinnt! Alle befassen sich jetzt übermäßig viel mit Fußball – und müssen sich neuerdings zwei Spiele pro Woche anschauen. Das lenkt enorm von den wesentlichen Themen aus Politik und Umwelt ab …
„Es ist frustrierend, wenn man letztendlich nichts erreichen kann“
Welche ökologischen Themen sprichst Du konkret in Deinen Liedern an?
Wie schon erwähnt: Die dritte Startbahn, die noch nicht verhindert ist. Ich finde das Projekt falsch – es macht keinen Sinn. Aus ökologischen Gründen schon gar nicht. Erstens wird Land kaputt gemacht. Zweitens bringen mehr Straßen nicht eine Verkehrsentlastung sondern immer mehr Verkehr. Mehr Startbahnen bringen also auch mehr Flugverkehr. Das ist nicht gut für die Umwelt, nicht gut für die Leute, die dort wohnen – und nicht gut für uns Münchner. Dort steigen die Mieten eh schon ins Unermessliche. Und mit der dritten Startbahn werden sie noch mehr steigen, weil ja dann noch mehr Leute zu uns in das ‚lebenswertere‘ München kommen …
In Sachen Atomkraft: Noch sind die Atommeiler nicht abgeschaltet, auch wenn’s so beschlossen ist. Den Donauausbau kritisiere ich ebenso, obwohl er mich nicht persönlich betrifft. Und auch den Ausbau der Autobahn A94 kann ich nicht befürworten. Da wird keiner gefragt und trotzdem wird die genau durchs Isental hindurchgebaut. Ich kenn‘ Leute, die dort wohnen, seit 20 Jahren dagegen ankämpfen – und trotzdem nichts ausrichten konnten. Ich singe dagegen – andere demonstrieren dagegen. Und doch erreicht man letztendlich gar nichts … (nachdenklich) … manchmal ist das schon echt frustrierend.
Zur Wiesnzeit schlägt der Weiherer die Tour-Flucht ein …
Wenn Dich aktuell nicht viel nervt – heißt das dann gleichzeitig, dass Dir viele Dinge gefallen?
(lacht) Mir gefällt ja vieles gut – und ich bin gerne in Bayern. Ich wüsste nicht, wo ich sonst leben möchte. Ich mag ganz besonders unsere schöne Natur. Wenn’s aber schon mal eine schöne Natur gibt, sollte man sie nicht mit aller Gewalt kaputt machen. Lassen wir’s doch so wie’s ist. Ich lebe gern hier – auch wenn ich kein Parade-Bayer mit Lederhosen bin und nicht auf die Wiesn gehe.
Du gehst als Münchner NICHT auf die Wiesn?
(stöhnt) Nein … Das Oktoberfest interessiert mich nicht.
Hast Du schon mal einen Anti-Wiesnhit geschrieben?
(denkt nach) Nein, bis jetzt noch nicht – das müsste ich vielleicht noch einmal nachholen (lacht). Aber mir ist’s auch nicht wichtig ein Lied darüber zu schreiben oder mir zu viele Gedanken darüber zu machen. Ich hasse die Wiesn-Zeit, weil ich ja in München wohne. Wenn man da vor die Haustür geht, muss man aufpassen, dass man nicht in die Kotze fremder Leute tritt. Die U-Bahnen und Straßen sind total überfüllt. Und die Leute sind nicht so gemütlich wie man immer meint. Eigentlich sind alle nur genervt und abgehetzt. Alle wollen schnell irgendwohin.
Zur Wiesn-Zeit schau ich immer, dass ich woanders bin, auf Tour. Möglichst weit weg …
Lässt Du Dich dann wenigstens auf kleineren Volks- und Dorffesten blicken?
Normalerweise besuche ich auch solche Feste nicht. Kleinere Dorffeste sind ja durchaus sinnvoll, um die Gemeinschaft zu stärken. Was ich aber überhaupt nicht mag, ist der sogenannte Kult um diese Veranstaltungen, wie das etwa auch beim Gäubodenfest in Straubing der Fall ist. Ich mag’s nicht, wenn die Leute meinen, sie müssten unbedingt dorthin rennen, um cool und in zu sein. Man wird ja richtig belästigt von alledem: Wenn man die Zeitung aufschlägt oder den Fernseher anschaltet, schlagen Dir 1.000 Berichte entgegen. Das braucht’s nicht. Wer hingehen will, soll hingehen. Wer nicht, soll’s bleiben lassen.
„Liebe, Respekt, Gefühle – das ist alles schon in Freiheit integriert“
Deine neue CD heißt „A Liad, A Freiheit und a Watschn“. Ist denn da nur ein Lied drauf?
Nein, so ist das nicht gemeint (lacht). Das ist die erste CD, bei dem der Name des Albums nichts mit den Liedern zu tun hat. Meine anderen fünf Alben sind immer nach einem Song benannt. Ich weiß nicht warum, aber der Titel ist mir dann spontan eingefallen. Ein Song heißt ja ‚Mei Freiheit‘ – und das sollte auf alle Fälle im Titel vorkommen …
… denn Freiheit ist das wichtigste und höchste, was man als Mensch erreichen kann. Wir stehen ja alle unter gewissen Zwängen, müssen ständig per Handy und Internet erreichbar sein. Wir haben Angst um unseren Job, wodurch wir uns auch viel von unseren Vorgesetzten gefallen lassen. Das ist alles nicht Freiheit. Ich finde, man sollte Freiheit insofern erreichen, dass man sich keinen Ängsten und Zwängen unterordnet. Man sollte innerlich so frei werden, dass man nach außen sehr aufgeschlossen ist. Auch anderen Kulturen und Menschen gegenüber. Freiheit steht dann über Liebe, Respekt oder Gefühlen. Diese drei Begriffe sind dann alle schon in Freiheit integriert.
„A saubere Schelln – und dann is a Ruh‘!“
Der dritte Begriff im Titel Deiner neuen CD ist die „Watschn“. Wer soll denn Deiner Meinung nach eine bekommen?
(lacht) Die Watschn ist für einen ganzen Haufen von Leuten gedacht … Ich werde ja sehr oft gefragt, ob man mit der Musik die Welt verändern kann – das kann man natürlich nicht! Man kann die Leute vielleicht zum Nachdenken bringen. Aber meistens kommen zu den Konzerten ja ohnehin nur diejenigen, die dieselbe Meinung haben wie ich. Man sollte mittlerweile vielen Leuten einfach mal eine schmieren – das wäre die ehrlichere Reaktion. Wenn man etwa beim Finanz- oder Arbeitsamt ewig lang warten muss und der Beamte Dich mit seinen Vorschriften dann auch noch blöd anmacht, dann antworten die meisten halt nur entschuldigend: ‚Ja mei. Da kann man halt nix machen.‘ Eigentlich gehört dem anderen aber eine saubere g’schmiert …
Oder schau Dir doch den Uli Hoeneß und seine Selbstanzeige bei der Sache mit der Steuerhinterziehung an: Die Angela Merkel hat gesagt, dass sie jetzt sehr enttäuscht von ihm sei. Ich denk mir da: Das bringt relativ wenig, wenn die gute Frau Merkel deswegen enttäuscht ist. Zum Hoeneß müsste mal einer hinfahren – und ihm dafür eine schmieren …
Und dem Christian Ude möchte ich auch gerne mal eine schmieren. Der soll nicht die Startbahn unterstützen, sondern sich dafür einsetzen, dass es in München wieder mehr bezahlbare Wohnungen gibt. Aber es nützt nichts, wenn man dem mit Argumenten entgegen tritt. Da gehört a saubere Schelln her – und dann is a Ruh‘! So habe ich mir das mit der Watschn im Titel überlegt. Leider habe ich es noch nicht ganz durchgezogen. Aber es ist ein guter Plan …
Das Promo-Video zur neuen CD „A Liad, A Freihet und a Watschn“:
Es kursiert da so ein Promo-Video, in dem Du eine Weiherer-CD beim Saturn kaufen möchtest …
(lacht) Da gibt’s eine ganz kultige Story, die meine Fans in- und auswendig kennen: Ich bestelle meine eigene CD im Saturn, weil sie’s nicht vorrätig haben – und weil ich sie nie abhole, gibt’s die CD seither im Saturn. Die Geschichte existiert jetzt schon seit vier, fünf Jahren. Ich baue sie immer wieder in mein Programm ein und erweitere sie auch regelmäßig. Auf der „Offline„-CD aus dem Jahr 2011 ist sie auch drauf, weil sich das viele Fans so gewünscht haben. In Anlehnung an diesen Gag habe ich jetzt dieses Werbe-Video gemacht. Diesmal aber anders rum: Ich trage die CD in den Saturn hinein, obwohl’s die Platte ja noch gar nicht gibt … Und dann schmeißen’s mich raus …
„Und auf einmal haut’s mir die Gedanken dann einfach so raus …“
Wie entstehen bei Dir die Texte und Ideen?
Ich habe kein Rezept fürs Schreiben. Ich beobachte viel und gehe mit offenen Augen durchs Leben. Natürlich schau und hör ich häufig Nachrichten oder lese Zeitungen. Wenn ich auf Tour bin, rede ich viel mit den Leuten. Mich interessiert, was bei meinen Auftritten vor Ort passiert.
Hattest Du schon immer ein Talent fürs Reimen? Oder hat sich das erst mit der Zeit entwickelt?
Das habe ich wahrscheinlich schon immer. Als Kind war es für mich leicht, wenn ich Gedichte auswendig lernen musste. Ich habe auch schon immer gerne Geschichten erzählt und erfunden. In meiner Schulzeit habe ich dann meine ersten Gedichte geschrieben. Das liegt mir einfach im Blut. Ich setze mich jetzt nicht bewusst hin und sag: ‚Heute muss ich ein Lied über die Atomkraft schreiben.‘ Manchmal sitze ich mich mit meiner Gitarre hin – und dann passiert’s … auf einmal fällt mir schlagartig was ein, was vielleicht schon drei Monate in meinem Kopf rumgeht. Das gärt dann so vor sich hin, ohne dass ich da permanent darüber nachdenke. Und auf einmal haut’s mir die Gedanken dann einfach so raus … dann muss ich eigentlich nur noch ein bisschen Gitarre dazu spielen – und fertig.
Lange Haare: Ausdruck des Protests und Markenzeichen zugleich
Privates findet man über Dich sehr wenig …
Man findet deshalb sehr wenig über mich, weil ich da sehr vorsichtig bin …
(denkt nach) … wegen der Freiheit … wir werden heutzutage ja viel überwacht. Du bist sehr verfolgbar durch die Medien und das Internet. Und es gibt sicher auch Leute, die mich nicht total super, sondern blöd finden …
Sind Deine langen Haare eigentlich Ausdruck des Protests?
Früher war das tatsächlich so. Die langen Haare habe ich schon immer gehabt, als Zwölfjähriger habe ich damit begonnen, dass ich sie wachsen lasse. Da haben die Eltern oft gesagt, dass ich wieder mal zum Friseur gehen soll. Trotzdem bin ich höchstens ein mal im Jahr zum Haareschneiden gegangen – und meine Eltern haben sich furchtbar darüber aufgeregt. Das war meine Form des Protests gegen irgendwelche Normen oder Konventionen. Heute interessiert das keinen mehr, ob ich lange Haare habe oder nicht. Aber natürlich sind sie schon so etwas wie mein Markenzeichen! Ich habe sie trotzdem einmal sehr kurz abschneiden lassen. Und ich schließe auch nicht aus, dass das wieder mal passieren könnte (lacht) …
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg – und vielleicht verschlägt es Dich ja schon bald einmal in den Bayerischen Wald!
Interview: Jason Ditshej
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29.05.2013: Deggendorf, Stadthotel Kolpingshaus
08.06.2013: Wiesent, Sommerkeller (mit Karin Rabhansl)