Idiofa/München/Grainet. „Der Geist der Weihnacht sollte eigentlich das ganze Jahr über in den Herzen der Menschen Bestand haben“, sagt Rudi Spatschek und lächelt. Der aus Pleinting bei Vilshofen stammende Pfarrer ist stellvertretender Vorsitzender des gemeinnützigen Hilfswerks Spes Viva (zu deutsch: Lebendige Hoffnung), das sich seit vielen Jahren für Menschen in der Demokratischen Republik Kongo engagiert – und in dem krisengeschüttelten, riesigen Land bereits viel bewegen konnte: etwa den Aufbau eines Krankenhauses, einer Kinderklinik und eines Waisenhauses in der Diözese Idiofa.
Im Hog’n-Interview spricht Rudi Spatschek über die Arbeit von Spes Viva, davon, wie die Kongolesen Weihnachten feiern, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben und woran es bei den betreuten Projekten derzeit am meisten mangelt. Sein persönlicher Weihnachtswunsch: „Zahlreiche Menschen, die bereit sind, unsere Anliegen im Kongo tatkräftig zu unterstützen.“ Welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Spes Viva gibt, lest Ihr am Ende des Interviews.
Gegen ein Virus ist jedoch kein Kraut gewachsen: das Afrika-Virus
Herr Spatschek: Sie waren schon etliche Male in der Demokratischen Republik Kongo, einem von vielen Krisen und Kriegen gezeichneten Land im Herzen Afrikas. Was treibt Sie an, immer wieder dorthin zurückzukehren? Diese Reisen sind ja nicht gerade ungefährlich …
Bekanntlich ist es auch durchaus nicht ungewöhnlich, sich in Afrika mit verschiedensten Krankheitserregern zu infizieren. Gegen ein ganz spezielles Virus ist dabei jedoch kein Kraut gewachsen: das Afrika-Virus (lacht). Wer einmal die Fröhlichkeit, Dankbarkeit, Gastfreundschaft und trotz aller Beschwernisse der Menschen ihren Lebensmut und Optimismus erlebt hat, wird sich dem Faszinosum Afrika nicht mehr entziehen können. Hierzu tragen auch die grandiosen Landschaften, das reiche Kulturleben und die junge, lebendige und engagierte Kirche bei.
Dass Reisen in krisengeschüttelte Länder wie Kongo nicht ungefährlich sind, können wir immer wieder aus den Medien erfahren. Trotz mancher Bedenken und auch gelegentlich ganz konkreter Angst in brenzlichen Situationen überwiegt letztlich doch immer wieder die Solidarität und selbstgewählte Verpflichtung, durch ganz konkrete, kleine Schritte zu helfen, die Lebenssituation der Menschen im Kongo zu verbessern.
Zu Weihnachten ist alles Feiern geprägt durch die große Armut der Bevölkerung
Wie feiern die Menschen in der Diözese Idiofa eigentlich das Weihnachtsfest?
Die Bedeutung und der Stellenwert von Weihnachten im kirchlichen Leben ist nicht anders als bei uns: In Jesus Christus wird Gott Mensch, in Jesus Christus wird Gott erfahrbar. Vor allem aber: In Jesus Christus werden wir zu Schwestern und Brüder, werden wir zu Kindern Gottes.
In der Art, wie die Menschen dort Weihnachten feiern, gibt es in der Tat aber zum Teil erhebliche Unterschiede. Einmal: Es fehlt Eis und Schnee (lacht). Statt Kälte liegen die Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad. Es gibt zum anderen keine Tannenbäume, manchmal aber grell und bunt geschmückte Zweige oder Pflanzen, oft auch Palmen.
Die Gottesdienste sind zur Weihnachtszeit alle überfüllt – nicht nur am Heiligen Abend. Ansonsten aber ist alles Feiern geprägt durch die große Armut der Bevölkerung. Mag dies auch der Grund sein, dass die Verehrung der Krippe – in jedem Gotteshaus finden sich häufig übergroße Krippendarstellungen – einen besonderen Stellenwert hat? So, wie ein Kind im Stall von Bethlehem armselig zur Welt kommt, so werden im Kongo viele Kinder ebenso täglich in große Armut und in Obdachlosigkeit hineingeboren. Die Hoffnung, die von der weihnachtlichen Krippe und der Botschaft der Engel ausgeht, ist die Lebenshoffnung für die glaubenden Menschen im Kongo.
Befürchte, dass auch an Weihnachten der Gabentisch leer ist
Was bekommen die Kinder im Waisenhaus von Intswem zu Weihnachten geschenkt? Über was würden sie sich am meisten freuen?
Wie alle Kinder auf dieser Welt freuen sie sich natürlich über Spielsachen – und ganz besonders über Süßigkeiten, die es ja eigentlich nie gibt. Ich befürchte aber, dass auch an Weihnachten der Gabentisch im Waisenhaus leer geblieben ist.
In der Kinderklinik in Laba Impini ist dank der Hilfe von Spes Viva schon so manches „Christkind“ an einem 24.12. zur Welt gekommen. Wie ist die momentane Situation dort?
Nicht nur so manches Christkind wurde dort geboren. Auch vielen gesundheitlich bedrohten Müttern und Kindern konnte geholfen werden. Es konnten Leben gerettet werden. Die Nachfrage nach medizinischer Hilfe nimmt allerdings beständig zu, so dass wir unbedingt die Einrichtung weiter ausbauen müssen.
Das ebenfalls von Spes Viva unterstützte Krankenhaus in Laba Lakas zählt für die Menschen im Umkreis von hunderten von Kilometern zur einzigen Anlaufstelle dieser Art. Was brauchen die Hilfskräfte vor Ort am dringendsten, um die Patienten versorgen zu können?
Dringend nötig ist die Reparatur des Daches geworden. Das Dachblech ist zum Teil undicht, es tritt Wasser ein. Ansonsten wollen wir sehr bald die alten Bettentrakte erneuern. Wir reden dabei von einer Investitionssumme von insgesamt rund 100.ooo Euro, die es im kommenden Jahr aufzubringen gilt.
Die Menschen sehnen sich nach Frieden, Einheit und Stabilität
Mit welchen Schwierigkeiten haben die Menschen in Idiofa zu kämpfen? Was muss getan werden, um diese Probleme zu lösen?
Die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Zeit im Osten des Kongos haben die Angst vor einem neuerlichen Bürgerkrieg verstärkt. Daher ist der Wunsch nach Frieden, nach Einheit des Landes, nach stabilen und gerechten, politischen Verhältnissen und nach einem nachhaltigen, wirtschaftlichen Aufschwung bei den Menschen derzeit am größten.
Folgendes Video mit vielen Eindrücken aus dem Kongo stammt von Spes-Viva-Freund und -Förderer Daniel Eder, untermalt mit der Musik von Werner Schmidbauer und Martin Kälberer:
Die Frage nach der Lösung der Probleme kann nicht in ein paar Sätzen beantwortet werden. Die Ursachen des Niederganges einer großen, eigentlich potenziell reichen Nation liegen ja nicht nur in heutigen wirtschaftlichen und politischen Defiziten begründet, sondern reichen über die fast 40-jährige Mobutu-Herrschaft zurück bis in die Zeit der unseligen belgischen Kolonialherrschaft.
Wünsche mir zahlreiche Unterstützer unserer Anliegen im Kongo
Die Spendengelder von Spes Viva werden in unregelmäßigen Abständen – abhängig von der momentanen Lage – von Ihnen und einer kleinen Delegation von Deutschland aus in den Kongo gebracht. Wie werden die Gelder eingesetzt und verteilt?
Die Gewichtung liegt in der Fortschreibung der begonnen Projekte. Die Entscheidung für die Projekte erfolgte nach gründlicher und gewissenhafter Prüfung der lokalen Gegebenheiten und Notwendigkeiten mit unseren Partnern vor Ort.
Was haben Sie sich heuer persönlich zu Weihnachten gewünscht? Und was wünschen Sie den Menschen im Kongo?
Den Menschen im Kongo wünsche ich Frieden, bessere sozioökonomische Lebensbedingungen, ausreichende medizinische Versorgung, weiterhin einen lebendigen Glauben an den einen Gott sowie die ungebrochene Solidarität all jener, die das Glück haben, auf der Schokoladenseite des Lebens ein glücklicheres Dasein genießen zu dürfen. Mein eigener Weihnachtswunsch ist schnell formuliert: zahlreiche Menschen, die bereit sind, unsere Anliegen im Kongo durch Spes Viva tatkräftig zu unterstützen.
Vielen Dank, Herr Spatschek, dass Sie sich Zeit genommen haben.
Ich danke Ihnen und Ihrem Team für die Unterstützung, sowohl im Namen des Gesamtvereins-Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. Ozankom als auch im Namen von Josef Scharringer, dem Vorsitzenden von Spes Viva Bayerwald. Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Zeit und alles Gute.
Interview: Stephan Hörhammer
Spendenkontos:
Spes Viva e.V.
IBAN: DE86750903000002324636
BIC: GENODEF1M05
Liga Bank eG
oder
Spes Viva Bayerwald e. V.
IBAN: DE51740697440000074730
BIC: GENODEF1GRT
Raiffeisenbank Grainet
oder via Paypal
auf das Paypal-Konto von Andreas Traxinger, Mitglied von Spes Viva Bayerwald (einfach klicken)
(Spendenquittungen können gerne ausgestellt werden –> Infos: spesviva.org)
Mitglied werden:
Unter folgendem Link
http://www.hogn.de/wp-content/uploads/2012/12/Mitgliedsantrag-Spes-Viva.pdf
könnt Ihr Euch den Mitgliedsantrag für Spes Viva Bayerwald e.V. downloaden. Mit nur 25 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr leistet Ihr so einen wichtigen und wertvollen Beitrag für bedürftige Menschen im Kongo – damit deren medizinische Versorgung und berufliche Zukunft weiterhin gewährleistet ist. Besonders die Kinder des Waisenhauses Intswem benötigen für Nahrung, Kleidung und Unterbringung – also für alles zum Leben elementar Notwendige – die Unterstützung des Vereins.
Wenn Ihr den ausgefüllten Mitgliedsantrag an die darauf angegebene Adresse sendet (per Post oder per Email), steht einer Mitgliedschaft bei Spes Viva nichts mehr im Wege – und Eure Hilfe zur Selbsthilfe kommt zu 100 Prozent dort an, wo sie am dringendsten benötigt wird.
da Hog’n