Freyung-Grafenau. Sebastian Gruber ist seit fast einem Jahr als Regionalmanager des Landkreises Freyung-Grafenau beschäftigt. Der 30-Jährige hat in dieser Zeit viel bewegen können. Begriffe wie „mail-back„, „woid-njus“ oder „woid-card“ gehören mittlerweile zu unverwechselbaren Erkennungsmerkmalen des Regionalmanagements. Groß auf seine Fahnen hat er sich die Aufgabe geschrieben, hochqualifizerte Arbeitskräfte wieder zurück in den Landkreis zu holen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hogn“ spricht Gruber über die Möglichkeiten der „Karriere dahoam“, die Bedeutung der Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen in Zeiten des demografischen Wandels, das „Schreckgespenst“ des Fachkräftemangels und darüber, wie Wirtschaft und Politik dieses Problem angehen müssen.
Herr Gruber, was macht ein Regionalmanager konkret? Viele können mit dem Begriff immer noch nicht viel anfangen …
Ich denke diejenigen, die sich regelmäßig in den Medien über unsere Arbeit informieren, wissen mittlerweile um was es beim Regionalmanagement geht. Die Stelle des Regionalmanagers gibt es im Landkreis seit 2008, ich bin seit September 2011 in dieser Position. Die Stelle wird vom Wirtschaftsministerium gefördert und ist von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich organisiert: Es gibt welche, so wie in Freyung-Grafenau der Fall, die den öffentlichen Verwaltungen angegliedert sind, und welche, die als GmbH aufgestellt sind. Meine Hauptarbeitsschwerpunkte sind Bildung und Wirtschaft. Ich bin Kontaktperson, Netzwerker und Schnittstelle für die Unternehmen im Landkreis auf der einen und die Bildungseinrichtungen auf der anderen Seite – und dies alles vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Man kann es so zusammenfassen: Alles, was dem Landkreis zur engeren Vernetzung von Unternehmen und Schulen dient, läuft letztlich bei uns zusammen. Meine Arbeit ist stark im informationstechnischen und bewusstseinsbildenden Bereich angesiedelt, wohingegen beispielsweise die Wirtschaftsförderung des Landkreises sich beratend um gezielte finanzielle Förderungen für Unternehmen bemüht.
„Es muss klar sein: Wir sind keine Arbeitsvermittlung oder -agentur“
Auf der Website des Regionalmanagements kann man ja die sogenannten „woid-njus“ abonnieren. Wie sind denn die Rückmeldungen auf diesen Newsletter bisher ausgefallen?
Der Newsletter ist mittlerweile vier Mal verschickt worden, in unserem Verteiler befinden sich bereits um die 1000 Email-Adressen. Knapp 700 ehemalige Abiturienten haben wir damals über die Mail-back-Aktion erreicht. Das Feedback ist relativ gut soweit. Uns schreiben etwa Leute aus Hamburg, die schon vor Jahren den Landkreis verlassen haben, sich aber nach wie vor freuen, wenn sie die Entwicklung in ihrer Heimat mitverfolgen können. Dann gibt es welche, die in der Region wohnen und den Newsletter aus informativen Gründen bzw. zur Unterhaltung lesen. Und dann gibt es diejenigen Leute, die unsere Zielgruppe bilden: Die aus der Region stammen, momentan woanders studieren oder arbeiten – und sich grundsätzlich vorstellen können, dass sie wieder zurückkommen.
Gibt es denn schon konkrete Rückkehrer, die aufgrund der Bemühungen des Regionalmanagements in die Region zurückgekommen sind?
Ich denke, das ist für uns sehr schwer messbar. Es ist vorstellbar, dass Kontakte direkt zwischen Unternehmen und Absolventen zustande gekommen sind, dass das also nicht übers Regionalmanagement gelaufen ist. Man muss dazu klar sagen: Wir sind keine Arbeitsvermittlung oder Arbeitsagentur. Wir sind eine Plattform, eine Schnittstelle, die gewisse Informationen über den regionalen Arbeitsmarkt bereitstellt. Nichtsdestotrotz ist mir bisher ein konkreter Fall bekannt. Aber ich habe schon zu Beginn der Aktion gesagt: Jeder einzelne, den wir zurückholen können, werten wir als Erfolg. Mailback war ja nur ein Teilbereich. Unser Ziel ist es, künftig über die Woid-Njus und seit neuem auch die Woid-Card mit den vielen Abiturienten aus dem Landkreis in Kontakt zu bleiben. Sie sollen während des Studiums etwa darüber informiert werden, welche Praktikums- und Beschäftigungsmöglichkeiten es bei uns in der Region gerade gibt. Angesichts der Tatsache, dass viele Unternehmen bereits Erstsemester aggressiv zu werben versuchen, ist das ein wichtiger Schritt. Die Information aus dem Landkreis muss die Studenten bereits vor den Abwerbeversuchen der Betriebe erreichen.
Stichwort „woid-card“: Was steckt genau dahinter?
Diese Karte wurde heuer zum ersten Mal an die mehr als 300 Abiturienten der drei Landkreis-Gymnasien und der FOS/BOS verteilt. Darauf befindet sich eine personalisierte Powerpoint-Präsentation mit persönlicher Gratulation zum bestandenen Abitur. Es ist uns in erster Linie darum gegangen, die Absolventen dafür zu sensibilisieren, dass in der Region Potenzial an Unternehmern im hochqualifizierten Bereich vorhanden ist. Sie sollen wissen, an welche Stellen sie sich nach dem Studium oder der Ausbildung wenden können, wenn es ums Thema Leben und Arbeiten im Landkreis Freyung-Grafenau geht.
Tolles Interview, alles Wünschenswert…….a b e r was tun wenn keine Fachkräfte verfügbar sind??????