Grafenau. Max Niedermeier, frisch gebackener Bürgermeister der Bärenstadt, erzählt im Hog’n-Interview welche Punkte er die nächsten Jahre in Angriff nehmen will und wie es mit der Innenstadtbelebung und dem Bau eines neuen Kurhauses weitergeht. Beim Thema E-Wald ist er fest davon überzeugt, dass es für die Gemeinden die beste Lösung wäre, noch heuer der zu gründenden GmbH beizutreten – und erst im Folgejahr den „Mitgliedsbeitrag“ zu bezahlen. Beim Breitbandausbau übt Niedermeier scharfe Kritik an den Netzbetreibern, die ihm zufolge heutzutage nur eins im Sinn haben: die Zahlen an der Börse.
Herr Niedermeier, Sie sind nun seit einigen Tagen im Amt des Bürgermeisters von Grafenau, konnten sich im dritten Kandidatur-Anlauf nun endlich durchsetzen und die Wahl für sich entscheiden. Wie fühlt sich’s an?
Ich habe das Gefühl ja bereits die vergangenen 13 Monate genießen können – und Erfahrung in der Amtsführung sammeln dürfen (Niedermeier übernahm als Stellvertreter die Aufgaben des erkrankten Ersten Bürgermeisters Helmuth Peter – Anm. d. Red.). Ich habe also schon gewusst, was auf mich zukommt (lacht), zum Vorteil für beide Seiten: sowohl für mich als auch für den Wähler. Gerade im letzten halben Jahr gab’s viel Zuspruch aus der Bevölkerung, was mich letztlich dazu ermutigt hat, nochmals anzutreten. Das Kollegium ist sehr gut, die Zusammenarbeit klappt, verglichen mit anderen Gemeinden, wunderbar: Da kann der Bürgermeister nämlich das Rathaus nicht mehr ohne Rechtsanwalt betreten. Wenn dies auch in Grafenau so wäre, wäre ich freilich nicht angetreten.
Was steht nun auf dem Programm? Wo wollen Sie zuerst anpacken?
Unmittelbar steht ein Gespräch beim Ministerpräsidenten an, bei dem es unter anderem um das seit 1. April existierende Technologietransferzentrum für Logistik und Einkauf geht. Das ist ein Zusammenschluss von 15 Firmen, für die die Stadt Grafenau in diesem Rahmen die Räume der ehemaligen Grundschule in Neudorf zur Verfügung stellt. Für die Einrichtung sind Mittel des Bundeshaushalts schon bereitgestellt worden, nun möchten wir in München noch wegen weiterer Gelder anfragen. Momentan sind in Neudorf zwei, drei Mitarbeiter beschäftigt, ab Juli sind die ersten Studenten da.
„Zurzeit laufen so viele Projekte – es gibt in jedem Fall viel zu tun“
Und was steht außerdem an?
Zurzeit laufen so viele Projekte – da ist es schwierig zu sagen, dieses oder jenes hat oberste Priorität. Vorrangig sind unter anderem der Ausbau der Ganztagsbetreuung in der Grund- und Haupschule. Was die nächsten Jahre zudem ansteht, ist die Sanierung des Kurparks, die Belebung der Innenstadt, die energetische Sanierung der Hauptschule, der Erhalt der Privat-Pflegeschulen … Es gibt in jedem Fall viel zu tun.
Apropos Innenstadtbelebung. Die Leerstände am Stadtberg wollen Sie wie belebt bekommen?
Hier nimmt Grafenau als eine von deutschlandweit zehn Städten am Bundes-Projekt „Kooperation im Quartier“ teil. Dabei werden wir vom Bundesbau-Ministerium begleitet. Eine Kommission überprüft hier regelmäßig den Planungsfortschritt, deren Mitglieder waren zuletzt vor drei Wochen da und waren überrascht, wie weit wir schon in vielen Dingen sind. Es wird nicht mehr so sein, dass wir die gesamte Hauptstraße mit Geschäften füllen können, aber es wird mit Sicherheit ein attraktives Wohnen im Stadtkern-Nord stattfinden.
Wie weit ist man denn momentan?
Wir sind planerisch bereits weit gekommen. Jetzt treten wir dann an die Eigentümer heran, die sich in einem Eigentümerverein zusammengeschlossen haben. Sie müssen sich einigen, ob sie etwa zwischen zwei Häusern einen Aufzug einbauen wollen, der dann von den Hausbewohnern beider Gebäude genutzt werden kann. Eine große Herausforderung, wenn man unterschiedlichste Besitzer und Investitionen unter einen Hut bringen muss …
Ist das Kurhaus noch Thema?
Das hab ich jetzt etwas zurückgeschoben, weil andere Aufgaben einer intensiveren Betreuung bedürfen. Das ehemalige Postgebäude wurde von der Stadt samt näherem Umfeld erworben – das Kurhaus läuft uns nicht davon. Abgesehen davon: Von anderen Städten hört man immer wieder, dass die Unterhaltskosten für ein Kurhaus nicht gerade gering sind …