Im Hog’n-Interview spricht Werner Pauli, Heizungsbauer und Energieberater aus Freyung-Speltenbach, über die Realisierbarkeit eines Nahwärmenetzes für die Freyunger Innenstadt – ein Thema, auf das Bürgermeister Olaf Heinrich heute Abend in der Stadtratssitzung eingehen will. Er will dem Gremium eine Machbarkeitsstudie für dieses Großprojekt vorschlagen. Pauli hatte bereits 2008 die Idee, ein Biomasse-Nahwärmenetz in der Kreisstadt zu installlieren. „Damals war die Zeit scheinbar noch nicht reif dafür“, sagt er. Heute haben sich die Vorzeichen geändert.
Herr Pauli, wie machbar ist so ein Nahwärmenetzwerk in der Freyunger Innenstadt?
Grundsätzlich ist es für jede Kommune von Vorteil, wenn eine eigene Versorgung aufgebaut wird; besonders in einer Region, in der es so viele nachwachsende Rohstoffe gibt wie in der unseren; Vorteile sind die günstigeren Heizkosten, außerdem wesentlich Co2-neurtraler; man kann das nur befürworten, vor allem auch, weil man nicht mehr abhängig ist von den großen Öl- und Gaslieferanten.
2008 hatten Sie ja bereits die Idee ein Biomasse-Nahwärmenetz in Freyung zu installieren. Ihre Pläne von einer groß angelegten Hackschnitzel-Heizung hatten Sie damals im Stadtrat vorgestellt. Kostenpunkt: 4,3 Millionen Euro. Warum wurde damals nichts daraus? Und: Sind Sie jetzt in irgendeiner Weise involviert?
Ich weiß aktuell ehrlich gesagt von nichts. Das sind kommunalpolitische Entscheidungen. Bei derartigen Projekten müssen ja vor allem auch die Bürger ihre Bereitschaft zur Teilnahme signalisieren, müssen ihr Vertrauen in eine Nahwärmeversorgung bezeugen. Wir haben schon mehrere Nahwärmenetze installiert und so unsere Erfahrungen gemacht: Es gibt eben Leute, die haben kein Vertrauen in diese Art von Energieversorgung – und Leute, die froh darüber sind. Vielleicht war 2008 die Zeit einfach noch nicht reif für ein Nahwärmenetz, weil sich die Kommunen erst in den letzten ein, zwei Jahren intensiver mit dieser Möglichkeit beschäftigen. In Büchelberg etwa wird gebaut, in Kaining gibt es ein kleineres Nahwärmenetz usw. Das Potenzial dahinter wird seitens der heimischen Wirtschaft ebenfalls erst nach und nach erkannt, ein Umdenken findet gerade statt. Auch wird den Leuten nun langsam bewusst, dass wir von den Ölkonzernen bei der Preispolitik an der Nase herumgeführt werden. Außerdem war damals das Problem: Das Vertrauen in eine einzelne Person, die eine derartige Anlage baut, ist nicht so groß, wie wenn ein bekannter Konzern wie die e.On dahintersteht.
„Die bautechnischen Maßnahmen sind heutzutage kein Problem mehr“
Ist denn jetzt die Zeit Ihrer Meinung nach reif für ein solches Projekt?
Der Zeitpunkt ist günstig: Der Neubau der Huber-Häuser steht an, das Veicht-Haus ist neu gebaut worden, im Stadtinnenbereich bewegt sich viel. Also wieso nicht?
Und die Realisierung wäre kein Problem?
Das sind bautechnische Maßnahmen, die heutzutage keinerlei Probleme mehr bereiten. Die Leitungen werden im Boden verlegt – ob bei Pflaster, Teer oder Rasen. Die Energieversorgung mit Hackschnitzeln ist ebenso machbar, da, wie gesagt, bei uns ausreichend nachwachsende Hölzer vorhanden sind.
Das Biomasseheizwerk muss dann ja relativ zentrumsnah gebaut werden. Sollte dies beispielsweise bei den Wolfsteiner Werkstätten errichtet werden, die im Rahmen des Erweiterungsbaus ja momentan vor der Wahl der passenden Heizungsenergie stehen, müssten Leitungen von der Au zum Stadtplatz verlegt werden?
Richtig, da müssten dann Versorgungsleitungen über den Hammerberg installiert werden, was aus baulich-technischer Sicht ebenso kein Problem wäre.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eigentlich könnte man glauben der Unsinn mit den Fernwärmenetzen würde langsam ein Ende finden. Immer wieder wird das Argument der regionalen Wertschöpfung und Eigenversorgung vorgeschoben um neue Abhängigkeiten zu schaffen. Würde man seinen Tunnelblick auf diese lukrativen Abhängigkeiten auf Grund lang laufender Verträge beiseite legen dann würde man in Freyung, bekanntermaßen ja nicht all zu weit weg von Österreich zur Kenntnis nehmen, dass Fernwärmenetze keinen Weg in die Zukunft darstellen. In Österreich hat es in den letzten zwei Jahren über 30 Pleiten und Fast-Insolvenzen mit einem Gesamtschaden von über 400 Millionen Euro gegeben. In Deutschland sind einige Werke ebenfalls am wirtschaftlichen Abgrund. Die regionale Beschaffung des Brennstoffes ist schlicht nicht mehr gewährleistet. Den angeschlossenen Abnehmern treibt es angesichts der damaligen Versprechungen und der aktuellen Entwicklung die Tränen in die Augen!
Die Freyunger können es natürlich auch wie andere Kommunen machen, mit Holz aus der Ukraine in eine „strahlende“ Zukunft heizen.
Dass gerade ein Heizungsbauer der sich wohl auch noch Energieberater schimpft in Anbetracht der hochmodernen, dezentralen Technik die aktuell auf dem Markt ist eine derartige Energievernichtungsanlage bei Leitungsverlusten von bis zu 28 Prozent zzgl. der Kesselhausverluste befürwortet, ist äußerst fragwürdig. Oder rechnet der Herr Heizungsbauer schlicht mit lukrativen Aufträgen beim Umstieg auf die Fernwärme? Bei durchschnittlichen Einfamilienhäusern mit Ölheizung kostet der Umstieg mit allen Arbeiten definitiv zwischen 14.000 und 18.000 Euro. Niedrigere Zahlen sind Bauernfängerei.
Der einzigste Vorteil für Freyung wird sein, dass alle Straßen durch die Leitungen gelegt werden wochenlang beeinträchtigt oder gesperrt werden und komplett neu hergerichtet werden müssen. Aber die Stadt spart dann im Winter Streusalz, da ein Doppelmeter DN 50 der Fernwärmeleitung übers Jahr die Strasse mit dem Energieinhalt von schlappen 25 Liter Öl PRO DOPPELMETER ROHRLÄNGE aufheizt. Wenn das mal kein Argument für eine Wiederwahl des Bürgermeister ist. Vom Bürger bezahlte, fernbeheizte Strassen in Freyung!!!
Ein zeitgemäßer Bürgermeister sollte sich nicht um die Erhöhung des Energieverbrauches, die mit Fernwärmenetzen zwingend einhergeht, beschäftigen. Er sollte in die Zukunft denken und der Energieverbrauchsvermeidung, der energetischen Sanierung und dem Einsatz modernster dezentraler Technik das Wort reden. Denn diese Energieverbrauchsvermeidung wird seinen Bürgern im Alter die horrenden Kosten für die Wärmeversorgung sparen. Aber wie so viele Bürgermeister, siehe Österreich, Freilassing, Gräfelfing und Prien am Chiemsee glitzern bei den politischen Entscheidungsträgern die Euro-Zeichen in den Augen. Der Verstand wird ausgeschaltet.
Unter der Website-Adresse können alle Interessierten hoch interessante Informationen abholen. Und jeder potentielle Anschließer sollte sich bewusst sein, dass er in eine Abhängigkeit schlittert die er nicht mehr los wird.
Bestes Beispiel die Gemeinde Fridolfing in Oberbayern. Preissteigerung innerhalb eines Geschäftsjahres schlappe 43 Prozent. Und die nächste Preisrunde ist bereits angesagt, da der Brennstoff nicht kostendeckend geliefert werden kann. Die regionale Beschaffung ist bereits nach einem Jahr schon nicht mehr gesichert. Die Ukraine hat aber genug von dem Zeug – oder?