Freyung-Grafenau. Bernhard Sitter, diplomierter Biersommelier und Chef des weltweit 1. Bier- und Wohlfühlhotels Gut Riedelsbach, setzt auch als Hotelier auf „Urlaub dahoam“. Der Sprecher der „Waidla Landhotels“ rät den hiesigen Wirten und Hoteliers im Hog’n-Interview zu mehr Einfallsreichtum und Investitionsbereitschaft.
„Die Heimat wird für viele wieder interessanter“
Herr Sitter, nutzen auch Einheimische das Hotel- und Tourismusangebot vor Ort?
Auf jeden Fall. Es gibt immer mehr Leute aus der Region, die die heimischen Hotels zu schätzen wissen – und gleichzeitig auch wieder die Schönheit unserer Landschaft erkennen. Viele bei uns haben ja die eigenen Berge gar nicht mehr im Gedächtnis, weil es schon ewig her ist, dass sie auf dem Lusen, dem Rachel oder dem Dreisessel gewesen sind. Momentan ist zu spüren, dass die Heimat für viele wieder interessanter wird.
Nehmen die Übernachtungszahlen einheimischer Waidler denn bei allen Hotels zu?
Nein, nicht bei allen. Nur bei denen, die langfristig auf gute Qualität setzen.
„Man muss seinen Gästen heute etwas Außergewöhnliches bieten“
Was macht denn ein gutes Hotel aus?
Nur ein Zimmer reicht heute einfach nicht mehr aus. Wenn man schon dahoam Urlaub macht, will man auch etwas Besonderes haben. Da muss man seinen Gästen schon etwas Außergewöhnliches bieten, wie zum Beispiel einen Wohlfühlbereich.
Übernachten die Leute denn wirklich beim Hotel im Nachbarort?
Warum denn nicht? Letztes Wochenende hat sogar ein Pärchen aus Neureichenau bei uns im Hotel übernachtet. Erst haben sie die Kinder zur Oma gebracht und dann sind sie aufs Gut Riedelsbach gefahren. Bei uns konnten sie gemütlich frühstücken, waren seit langem Mal wieder auf dem Dreisessel, konnten ausschlafen und haben sich nachmittags bei einer Massage verwöhnen lassen. Es hat so seine Vorteile, wenn man nicht so weit wegfährt: Man spart sich einen Bruchteil der Zeit und schont dabei auch noch den Geldbeutel. Woanders würde man für das gleiche Angebot glatt um 50 Prozent mehr bezahlen. Und ‚Urlaub dahoam‘ heißt ja nicht, dass man von der Haustüre raus ins nächste Hotel geht. Urlaub dahoam ist es ja auch noch, wenn man 50 Kilometer fährt.
Warum setzen denn dann nicht mehr Hotels auf ein neues Ambiente und nehmen dafür Geld in die Hand?
Ich glaube, vielen ist gar nicht richtig bewusst, welche Chance der Tourismus bei uns birgt. Laut dem Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft wurden in Deutschland 2010 fast 280 Milliarden Euro für den Urlaub ausgegeben. Diesen Betrag muss man sich einmal vorstellen! Dank dieser Umsätze finden in Deutschland 2,9 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz – das sind sieben Prozent aller Erwerbstätigen. Alleine in Bayern sind es 560.000 Beschäftigte. Diese Argumente von wegen ‚Ich habe kein Geld‘ oder ‚Mein Hotel liegt in einer zu schlechten Lage‘ kann ich einfach nicht mehr hören. Ich selbst bin weder reich noch liegt Gut Riedelsbach in besonders günstiger Lage. Wenn man immer nur abwartet, dass sich von alleine etwas tut, wird sich auch nichts ändern. Ein jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn man auf Qualität achtet, kommen auch die Leute.
Interview: da Hog’n